THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
mein Retter riss mich dabei fast von den Füßen. Ich musste vorsichtig um Scherben und Pfützen herumlavieren, nachdem wir aus meinem Gefängnis gerannt waren, bevor ich Zeit gehabt hatte, mir meine Turnschuhe wieder anzuziehen.
Als der Flur endete, traten wir in ein weites Foyer. Ein graziler Kristalllüster beleuchtete die angebrannten Perserteppiche, den geschwärzten Marmorboden und eine etwas angekokelte Eichentreppe. Die gesplitterten Reste der Türen lagen überall auf dem Boden verteilt, und weiße Marmorstatuen, die irgendwann einmal wunderschön gewesen sein mussten, waren in tausend Stücke zerborsten.
Durch das gähnende Loch, das einmal die Eingangstür gewesen war, konnte ich eine Ansammlung von dreißig oder vierzig Vampiren auf dem Rasen stehen sehen, mit Royce an der Spitze.
Er wirkte ziemlich überrascht. Die anderen Vamps be wegten sich unruhig und flüsterten untereinander. Ich konn te sofort erkennen, dass es sich um Vamps handelte, weil die meisten von ihnen ihre Reißzähne ausgefahren hatten und in ihren Augen das seltsame rote Licht glitzerte, das sie immer dann zeigten, wenn sie aufgeregt oder wütend waren. Beunruhigt bemerkte ich, dass fast alle Männer waren. Das verlieh dem, was Max mir erzählt hatte, ein wenig mehr Glaubwürdigkeit. Oder war Royce vielleicht bi? Hoppla. Darüber würde ich nicht nachdenken . Auf keinen Fall würde ich darüber nachdenken!
Die gesamte Gruppe nahm Haltung an, als die Jäger vortraten und ihre Waffen schwenkten. Zwölf Weißhüte gegen dreimal mehr Vampire? Brrr, Jungs! Das war nicht gut.
»Los geht’s!«, rief einer der Weißhüte und hob eine abgesägte Schrotflinte an seine Schulter. Die Vampire sprangen vor, und Royce kniff die Augen zusammen, als er sie mit Handbewegungen zuerst zu den Männern mit Waffen schickte.
»Nein! Stopp!«, schrie ich und zuckte unter den Blicken, die mir das von den Weißhüten und sogar einigen der Vamps einbrachte, zusammen. Aber es funktionierte, denn alle hielten inne und schauten mich erwartungsvoll an. Ich sprach weiter, weil ich hoffte, dass es sie davon abhalten würde, sich gegenseitig zu erschießen oder zu zerreißen. »Wir stehen doch alle irgendwie auf derselben Seite.«
Der Kerl mit der Schrotflinte hätte nicht überraschter aussehen können, wenn mir plötzlich ein Schwanz und Hörner gewachsen wären.
»Lass sie los, Junge!«, verlangte Royce und starrte den Mann in der Bomberjacke an. Sofort löste seine Hand sich von meinen. Benutzte Royce seine Mentalmagie? Die anderen Vampire setzten sich wieder in Bewegung. Einige von ihnen knurrten und fletschten ihre Reißzähne. Eins musste man den Weißhüten lassen: Keiner von ihnen zuckte auch nur zusammen oder wich zurück.
Royce drehte sich zu mir um, und seine Wut verwandelte sich in Sorge. »Shiarra, komm mit mir!«
Während ich zwischen den Weißhüten mit ihren Waffen in den Händen und den Dutzenden Vampiren um Royce herum hin und her sah, verstand ich zum ersten Mal, warum die Weißhüte taten, was sie taten. Wie beängstigend musste es für sie sein, wie sie dort standen und damit rech neten, zu sterben?
»Nein.«
Royce schien vollkommen verwirrt, besonders, als ich wie der die Hand des Jägers ergriff. In seiner menschlichen Wärme lag ein gewisser Trost, und ich zog Stärke daraus. Wir würden das überleben!
Mit einem Stirnrunzeln setzte Royce wieder an, und er klang nur zu vernünftig. »Shiarra, ich bin hierhergekommen, um dich zu retten. Ich kann Max von dir fernhalten, und das ist etwas, was sie dir nicht versprechen können.«
»Sie halten sich bis jetzt recht gut. Sie haben mich gerettet, Royce. Ich gehe mit ihnen.«
Er knurrte frustriert, aber er bedeutete den anderen Vampiren, sich zurückzuziehen. Die meisten folgten seinem Befehl, wenn auch einer oder zwei bei ihm blieben. Ich erkannte den Mann rechts von ihm als seinen Stellvertreter John. Er wirkte nicht allzu glücklich. Sein Blick glitt von mir zum Innenleben des Hauses, und auch ich schaute über meine Schulter zurück, um sicherzustellen, dass sich keine Bösewichte anschlichen. Der Raum hinter uns war leer. Aber meine Paranoia ebbte deswegen nicht ab – ich stand immer noch zwischen einer Gruppe schussfreudiger Fanatiker und einer Ansammlung wütender, hungrig wirkender Vampire.
Royce starrte mich für einen langen Moment an. Sein schwarzer Blick war genauso durchdringend wie Max’ und sehr viel zermürbender. Irgendwie gelang es mir, nicht nachzugeben, seinen
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