THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
der Atem, und eine neue Angstwelle ließ mein Herz rasen. Er kam zum Bett, setzte sich neben mich und verschränkte seine Hände über einem Knie, während er sich zu mir drehte. Ich presste mich gegen das Kopfende und umklammerte die Bettdecke so fest, dass meine Knöchel weiß hervortraten. »Warum, würdest du es lieber jetzt beenden?«
Die beiläufige Art, mit der er mich fragte, ob ich lieber jetzt oder später sterben wollte, machte es mir ein bisschen schwierig, meine Stimme zu finden, um ihm zu antworten. »Nein, eigentlich nicht.«
»Schön.« Er betrachtete mich mit diesen kalten grauen Augen. Das war verdammt nervenaufreibend.
Seine Miene entspannte sich ein wenig, als er ein Wasserglas von einer Kommode neben dem Bett nahm. Jemand musste das Getränk gebracht haben, während ich k. o. gewesen war. Er half mir dabei, das Glas zu halten, nachdem meine Hände so heftig zitterten, dass ich den Großteil davon über mir verschüttet hätte, bevor es auch nur meine Lippen erreichte. Seine Berührung machte es mir allerdings kein bisschen leichter, mein Zittern unter Kontrolle zu bekommen.
Obwohl ich mir nicht sicher war, warum er das tat, war ich doch widerwillig dankbar für seine Hilfe. Sobald ich genug getrunken hatte, um meine trockene Kehle zu befeuchten, stellte er das Glas wieder ab und musterte mich erneut. Zumindest starrte er mich nicht mehr böse an. Allerdings fand ich sein höfliches Verhalten fast genauso beunruhigend wie seine Wut. Was sollte diese plötzliche »Netter Kerl«-Tour?
»Ich will, dass du weißt, dass nichts hiervon persönlich gemeint ist.«
Oh, das war doch absurd! »Warum tun Sie es dann? Lassen Sie mich einfach frei!«
Er lächelte wieder. Es war das Lächeln, das ein Erwachsener einem Kind schenkt, das etwas Falsches getan hat, das aber nichtsdestoweniger amüsant war. Ich hasste es von Herzen. »Du bist die erste Chance in Jahrhunderten, mich an Alec zu rächen. Ich werde mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.«
»Warum ich? Was habe ich damit zu tun?«
Er schloss die Augen, senkte den Kopf, und seine Miene verhärtete sich. »Wir wurden beide von demselben Vampir geschaffen. Wusstest du das?«
Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, was das mit meiner Frage zu tun hatte. Er verzog bitter den Mund, seine Augen wirkten kalt. »Alec war dir gegenüber nicht gerade mitteilsam, oder?«
»Das ist jetzt nicht böse gemeint oder so«, antwortete ich und hoffte inständig, dass er nicht wieder sauer werden würde, »aber er ist ein Vamp. Ich habe nie etwas anderes von ihm erwartet.«
Dieses Mal schenkte er mir ein ehrlicheres Lächeln. »Sehr weise von dir, unsere Natur so gut zu verstehen! Es ist schade, dass wir uns nicht unter anderen Umständen getroffen haben.«
Gott, es klang, als täte es ihm leid, dass er mich umbringen musste! Langsam breitete sich Hysterie in mir aus, trotz all meiner Versuche, meine Panik zu kontrollieren. Was konnte ich sagen, um seine Meinung zu ändern? »Sie müssen das nicht tun. Ich mag Royce nicht einmal. Wir haben geschäftlich miteinander zu tun, das ist alles.«
»Er würde sich an niemanden vertraglich binden, den er nur benutzen und wegwerfen will. Ich kenne Alec. Er hält sich nur an die Regeln, wenn es ihm entgegenkommt.«
»Und was ist mit Ihnen?«, fragte ich. Mir kam eine Idee, und im Zuge dessen kehrte ein Teil meines Selbstbewusstseins zurück. »Wir sind nicht vertraglich gebunden. Ich bin nicht vertraglich an Peter gebunden. Was soll mich davon abhalten, Sie und ihn zu verklagen, wenn das hier vorbei ist? Oder Royce davon abhalten, eine Klage einzureichen, weil Sie mich berührt haben? Wenn die Cops rausfinden, dass ihr beide mich ohne Vertrag gebissen habt, bedeutet das euer sofortiges Todesurteil.«
Sein Lachen klang so unglaublich herablassend, dass ich die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht nach ihm zu schlagen. Nicht, dass ich es gewagt hätte, aber es war ein schöner Gedanke, mit dem ich den Terror ein wenig unter Kontrolle halten konnte. »Glaubst du wirklich, dass ich vorhabe, einen von euch am Leben zu lassen?«
Nach einer kurzen Pause dämmerte mir, dass er allen Ernstes eine Antwort von mir erwartete. Ich presste ein leises »Nein« heraus.
»Sehr gut. Wie ich bereits sagte: Es ist nichts Persönliches zwischen uns. Ich will, dass du kapierst, was für eine Art von Monster Alec ist. Erst dann kannst du meine Beweggründe begreifen. Verstehst du?«
Ich verstand nicht, aber ich nickte trotzdem.
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