The Penthouse (Pulverfass) (German Edition)
Vergangenheit – an die Zeiten, wo die Welt noch ohne Automobile funktionierte – verschwendet schon lange keiner mehr, denn hat die Menschheit einmal einen gewissen Technologiestand erreicht, möchte niemand mehr zurückblicken. Ein Leben ohne Motor und vier Reifen…nahezu unvorstellbar.
Police Officer James Gardner war vermutlich das einzige menschliche Wesen auf diesem Kontinent diesseits des Erdballes, der es gelernt hatte, diese lauten und stinkenden Gefährte zu hassen. Ja, er hasste sie. Mehr als alles andere.
Mit 18 war er in den Polizeidienst eingetreten, um der Hoffnungslosigkeit und der Arbeitslosigkeit in der Mittelschicht zu entkommen. Mittlerweile war er 22 und hatte seit dem Abgang der Akademie nichts anderes gesehen als Autos.
Seine Kollegen nannten ihn liebevoll den „Verkehrsdompteur“, da er Tag ein Tag aus damit beschäftigt war, mit Warnweste und Trillerpfeife den Verkehr auf diversen wichtigen Verkehrsknotenpunkten in Washington D.C. zu regeln.
Zu Beginn seiner Karriere war er stolz auf seine Arbeit gewesen, denn schließlich hielt er den Verkehr in den überfüllten Straßenschluchten am Laufen, doch irgendwann ging ihm der Stress, diese unerträgliche Lautstärke und das Gebrüll wütender Autofahrer nur noch auf die Nerven. Damit kamen auch die Zweifel, ob sein Job tatsächlich so wichtig war, wie er immer gedacht hatte oder ob seine Vorgesetzten ihm einfach nicht den Dienst auf Streife zugetraut hatten. Dies war ein ziemlich deprimierender Gedanke, wie ihm nach einiger Zeit auffiel.
Aber heute, ja heute habe ich die Möglichkeit, alle von meinen Fähigkeiten zu überzeugen!
Es war genau dieser eine Tag, auf den James Gardner immer gewartet hatte.
Sein Vorgesetzter war zu ihm gekommen und hatte ihm mitgeteilt, dass er heute seine Arbeit ruhen lassen musste, da er einen Spezialauftrag zugewiesen bekam. Einen Spezialauftrag, der so speziell war, dass er die eigentliche Kompetenz für einen normalen Verkehrspolizisten überstieg.
Nun, zumindest hatte sein Boss so argumentiert und Gardner war sich immer noch nicht wirklich sicher, ob ihm einfach nur die Männer ausgegangen waren und ob er einfach nur die letzte verfügbare Gestalt im Revier gewesen ist.
Aber letztlich war es ihm vollkommen egal.
Jetzt stand Gardner hier mit aufgeplusterter Brust und war sich durchaus im Klaren, welch wichtigen Auftrag er durchführte.
Er…überwachte eine Straßenecke.
So unwichtig kann das unmöglich sein, denn schließlich sind Dutzende von Cops an Straßenecken postiert worden. Wir sollen den Präsidenten schützen und da ist so eine Straßenecke durchaus wichtig…naja, oder kann es zumindest werden.
Der junge Polizist stand an der Ecke Constitution Avenue und 23rd Street, hatte zu seiner Linken das amerikanische Friedensinstitut und zu seiner Rechten das Hauptgebäude der Pharmaziegemeinschaft, während sich vor ihm der West Potomac Park erstreckte.
Mit Adleraugen bewachte er die Straßenecke und die Einfahrten zu den beiden Gebäuden in seinem Blickfeld, was nicht allzu schwer fiel, da der Verkehr auf ein Mindestmaß gedrosselt wurde, um es den Polizisten so einfach wie möglich zu machen. Das komplette Gebiet um den zentral gelegenen Park direkt am Potomac River war zu einer Sperrzone ernannt worden und nur Leute, die in der Gegend arbeiteten durften sich in unmittelbarer Nähe des Parks befinden. Die Stadt war in regelrechtem Aufruhr wegen der Ansprache des Präsidenten.
Abgesehen von ein paar wenigen Angestellten des Friedensinstituts passierten Gardner fast keine Wagen, weshalb er sich hin und wieder selbst ertappte, wie er im Stehen ein wenig einnickte. Diesmal schien er richtig eingeschlafen zu sein, denn als sein Schultermikro plärrend zu ihm hochschrie, ruckte sein Kopf nach oben und die Augen blinzelten schläfrig ins grelle Sonnenlicht.
„Kontrolle 16 bitte melden, Over“
„Hier Kontrolle 16“, erwiderte Gardner und unterdrückte mit aller Macht ein herzhaftes Gähnen. „Alles ruhig hier. Nichts Verdächtiges.“
„Bleiben Sie wachsam Kontrolle 16, Over.“
Tja und das war es auch schon wieder. Jede Stunde verlangte die Zentrale eine Statusmeldung, und da nun die Dritte verstrichen war, musste er zum dritten Mal antworten. Ungefähr so sahen die Highlights dieses Tages für ihn aus.
Der richtige Trubel, die richtige Polizeiarbeit wurde an den Straßensperren und im West Potomac Park durchgeführt.
Nicht negativ denken, James. Immer schön positiv. Deine Arbeit
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