The Rigger - Fesseln der Lust (Teil 2 & 3 Rosen ...) (German Edition)
passte da nicht ins Konzept.
Ich nahm mir noch einmal die Tatortfotos und jeden einzelnen Obduktionsbericht vor. Alle Opfer waren auf die gleiche Art und Weise getötet worden, auch wenn man sie an verschiedenen Orten über die Stadt verteilt gefunden hatte. Die Seile um ihre Körper auf die gleiche Art geknüpft, ihre Positionen, die vor der Totenstarre ausgerichtet waren, glichen sich wie ein Ei dem anderen. Aus der Not heraus gab ich die Daten in ein spezielles Programm ein. Es suchte mittels eines bestimmten Algorithmus gewisse Personenkreise heraus, die bereits früher mit ähnlichen oder sogar gleichen Verhaltens– mustern auffällig geworden waren. Damit war ich knapp zwei Stunden beschäftigt, das Programm würde Tage für die Bearbeitung brauchen.
Ich war ungestört, denn Peel und die anderen Abteilungsleiter berieten darüber, wie sie die Presse fernhalten konnten. Weil uns wirklich jeder Anhaltspunkt fehlte, nahm ich mir zusätzlich die Überwachungsvideos von den Fundorten der Leichen vor. Wenigstens in der Beziehung hatten wir Glück gehabt. Drei der vier Orte wurden überwacht.
Vielleicht … aber ich hatte wenig Hoffnung.
Kurz vor sechs taten mir die Augen weh, mein Nacken war steif und ich schwor mir, wenn ich noch einmal auf einem Überwachungsvideo einem Kerl beim Pinkeln beobachten musste, würde ich sofort über den Tisch kotzen. Natürlich war auf den Bildern sonst nichts Verwertbares. So konnte man Steuergelder auch verschwenden, dachte ich. Peel hatte sich den Tag über rargemacht und ansonsten war ich nur von ein paar Kollegen gestört worden, die wissen wollten, wo sich der Chef herumtrieb. Ich sah auf die Uhr und wollte gerade aufstehen, um meinen Tisch aufzuräumen, da läutete mein Telefon. „Gehen Sie nach Hause, Sinclair“, befahl er mir. „Wir haben Rufbereitschaft, aber solange wir nichts Neues haben, ist es sinnlos hier herumzusitzen. Wir können nur hoffen, dass, wenn es in den nächsten Tagen eine neue Leiche geben sollte – und das wird es – die Kollegen von der DP nicht wieder alle brauchbaren Spuren verwischen.“
„Und Sie? Wo sind Sie?“, fragte ich vorsichtshalber, denn ich kannte den Mann zu gut. Wenn er andere heimschickte, dann blieb er immer noch. „Ich bin bereits im Wagen.“ Zu-frieden lächelte ich. „Braver Chef“, neckte ich ihn und legte auf.
Einem pünktlichen Feierabend stand also nichts im Wege und kaum war ich zur Tür des Yards hinaus, da galten meine Gedanken einzig und allein dem Abend, den ich mit Sir Russel und seinen Bildern verbringen würde. Gerade noch so, dass ich mich umziehen und etwas frisch machen konnte, erreichte ich meine Wohnung. Und um kurz vor Sieben stand die dunkle Limousine vor meiner Tür. Der Fahrer hielt mir die Tür auf, und als ich in den Wagen sah und erkannte, dass Russel nicht dort drin auf mich wartete, war ich etwas enttäuscht. Der Fahrer schien das zu bemerken, denn er erwähnte, dass Linney mich in der Ausstellung erwarten würde. Ich nickte und stieg ein.
Die Galerie lag am anderen Ende der Stadt. Verwunderlich, denn Russel Linney war eine bekannte Größe in der Branche, sodass man erwarten konnte, dass er in einer der großen Galerien, wie Saatchi , ausstellen würde. Ich beschloss abzuwarten und genoss die Fahrt durch London. Langsam aber sicher gefiel es mir, mich chauffieren zu lassen. Leider war die Fahrt schneller vorbei, als es ich mir gewünscht hatte und der Fahrer blieb mit dem Wagen vor einem dieser großen Innovationszentren stehen, die überall in London aus dem Boden gestampft wurden. Ein Schild am Eingang wies daraufhin, dass es sich bei den oberen Räumen um eine Außenstelle der Pace-Gallery handelte. Das Gebäude war eines dieser Glastempel, die zwar einen Blick von innen nach außen zuließen, aber eben nicht umgekehrt.
„Zweite Etage“, informierte mich der Fahrer und verbeugte sich, als ich an ihm vorbei ging. Die Türen des Gebäudes öffneten sich lautlos und die Kühle einer Klimaanlage empfing mich. Ich fröstelte sofort; vielleicht hätte ich doch eine Jacke zur kurzärmeligen Bluse anziehen sollen? Für einen Moment blieb ich in der Eingangshalle stehen, damit ich mich orientieren konnte. Ich mochte diese neuen Gebäude nicht, die mit aller Gewalt etwas auszudrücken versuchten, was sie nicht konnten, weil ihnen die Seele fehlte. Schritte wurden auf dem Steinboden in ihren Geräuschen verfälscht, Stimmen verzerrt. All das, um eine gewisse Kaufbereitschaft bei den
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