The Road of the Dead
war was … etwas, das da nicht hätte sein dürfen.
Ich spürte es im selben Moment wie sie und es war für uns beide zu spät.
Der Tote Mann trat aus der Dunkelheit, riss sie nach unten und alles wurde für immer dunkel.
Ich weiß nicht, was danach geschah. Die Empfindungen hörten auf. Ich verlor das Bewusstsein.
Einige Zeit später erwachte ich von dem Schmerz, mit dem ein gezacktes Messer mein Herz aufschlitzte, und ich wusste ohne jeden Zweifel, dass Rachel tot war. Der letzte Atemzug hatte sie gerade verlassen, ich konnte noch sehen, wie er sich mit dem Wind fortstahl. Ich sah ihn über einen Steinkreis und durch die Zweige eines geduckten Weißdorns schweben, dann kam der Sturm mit purpurschwarzem Licht herabgefahren und drückte den Himmel zu Boden, und das war das Letzte, was ich mitbekam.
|13| Zwei
D rei Tage später saß ich mit Mum, Cole und einem graugesichtigen Mann in dunkelblauem Anzug in einem klimatisierten Büro. Das Büro befand sich im obersten Stockwerk der Polizeiwache Bow Green und der Mann im dunkelblauen Anzug war der Kriseninterventions-Beamte, der unsere Familie betreute – Detective Constable Robert Merton.
Es war Freitagmorgen, neun Uhr.
Wir trafen DC Merton nicht zum ersten Mal. Am Mittwochmorgen, als uns die Polizei über Rachels Tod informiert hatte, war er noch eine Weile bei uns zu Hause geblieben und hatte länger mit Mum geredet. Am Donnerstag war er wieder vorbeigekommen und diesmal sprach er mit uns allen. Er hatte berichtet, was Rachel zugestoßen war, was als Nächstes geschehen würde und was vielleicht sonst noch passieren könnte. Er hatte uns Fragen gestellt. Gesagt, wie leid es ihm täte. Er hatte versucht uns zu beruhigen. Versucht uns zu helfen. Er hatte uns Faltblätter und Broschüren überreicht, uns von Trauerberatung, Opferunterstützung und hundert anderen Dingen erzählt, die keiner hören wollte.
Brabbel, brabbel, brabbel.
Mehr war es nicht.
|14| Nichts als Gebrabbel.
Es hatte keine Bedeutung. DC Merton machte bloß seinen Job. Das wussten wir. Aber wir wussten auch, dass sein Job nicht in unsere vier Wände passte, genauso wenig wie er selbst. Er war Polizist. Er trug einen Anzug. Er redete zu viel. So was brauchten wir bei uns zu Hause nicht. Als er am Donnerstagabend wieder anrief, um einen neuen Termin auszumachen, hatte ihm Mum deshalb erklärt, wir würden zu ihm kommen.
»Das ist doch nicht nötig, Mary«, hatte er geantwortet.
»Um neun«, hatte Mum ihm entgegnet.
Und jetzt waren wir also da, saßen an seinem übervollen kleinen Schreibtisch und warteten, was er noch zu erzählen hatte.
Er wirkte müde. Seine Schultern hingen nach vorn, seine Augen waren schwer und ich hatte den Eindruck, als wäre er lieber woanders. Als er einen Stapel Akten aus einer Schublade zog und ihn auf den Schreibtisch legte, sah ich, wie er sich mühte, das Gesicht zu wahren.
»Also, Mary«, sagte er schließlich und lächelte Mum trübsinnig an: »Wie haben Sie alles bewältigt?«
Mum starrte ihn bloß an. »Meine Tochter ist tot. Was glauben Sie wohl, wie ich alles bewältigt habe?«
»Entschuldigung, ich wollte nicht …« Sein Lächeln zog sich vor Verlegenheit zusammen. »Ich meinte den Medienrummel und so weiter?« Er kniff die Augen zusammen. »Ich habe gehört, gestern gab es ein bisschen Ärger?«
Mum schüttelte den Kopf.
»Nein?« Merton sah kurz zu Cole hinüber, dann wandte er sich wieder an Mum. »Ein Fernsehreporter behauptet, er sei tätlich angegriffen worden.«
|15| »Er kam auf den Hof«, sagte Mum achselzuckend. »Cole hat ihn vom Gelände geworfen.«
»Ich verstehe.« Merton sah wieder Cole an. »Es ist vielleicht besser, wenn Sie uns so was machen lassen. Ich weiß, Sie wollen nicht, dass irgendwelche Leute bei Ihnen rumschnüffeln. Aber die Medien können manchmal ganz hilfreich sein. Es ist besser, sie nicht gegen sich aufzubringen.«
Cole antwortete nichts, sondern starrte nur ungerührt zu Boden.
Merton sah ihn immer noch an. »Wenn jemand zu aufdringlich wird, müssen Sie mir nur Bescheid sagen.« Er lächelte. »Wunder versprechen kann ich zwar auch nicht –«
»Sagen Sie ihnen einfach, Sie sollen uns in Ruhe lassen«, unterbrach ihn Cole ruhig. »Wenn noch mal jemand auf unseren Hof kommt, tret ich ihm in die Eier.«
Mertons Lächeln verschwand. »Schauen Sie, ich versuche mein Bestes, die Privatsphäre Ihrer Familie zu schützen, Cole, aber ich gebe Ihnen den ernsthaften Rat, nicht noch mal handgreiflich
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