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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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genannt,
bevor
er Rachel ermordet hat. Da konnte er doch noch gar nicht tot sein, oder?«
    »Ja, er war   –«
    »Komm schon, Rube. Du kannst nicht jemanden umbringen, wenn du selber tot bist.«
    »Er war nicht
physisch
tot.«
    »Wie meinst du das?« Cole runzelte die Stirn. »Wie kann man denn
noch
tot sein?«
    »Er war so gut wie tot«, versuchte ich zu erklären. »Es war schon beschlossen. Ich glaube, es war nicht mal wichtig, ob er Rachel umgebracht hat oder nicht. Er sollte sterben, egal was er getan hatte.«
    »Jemand hatte schon beschlossen, ihn umzubringen?«
    »Ja.«
    »Wer?«
    »Keine Ahnung. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass er nichts daran ändern konnte. Nachdem es beschlossen war, war’s das. |116| Von da an war er tot.«
    »Und jetzt ist er tatsächlich tot?«
    »Tot und begraben.«
    »Wo?«
    »Weiß nicht. Ich denke, wahrscheinlich irgendwo hier in der Nähe, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Doch über den Rest bist du dir sicher?«
    »Nein.«
    »Aber du spürst es?«
    »Ich glaub schon.«
    »Du
glaubst

    »Ja«, sagte ich, »ich glaub schon.«
    Ich zögerte einen Moment und fragte mich, ob ich ihm erzählen konnte, was ich erzählen wollte. Wir hatten noch nie so richtig über all das Unheimliche gesprochen, das ich empfinde. Ich wusste, dass er darüber Bescheid wusste, und ich wusste, dass er dran glaubte, aber ich hatte nie versucht, es ihm zu erklären. Ich war mir nie sicher gewesen, ob er es wissen wollte. Und ich war mir auch jetzt nicht sicher. Doch ich wusste, wenn ich es jetzt nicht tat, würde ich es wahrscheinlich nie tun. Also öffnete ich den Mund, ehe ich es mir anders überlegen konnte, und fing an zu reden.
    »Es ist schwer zu erklären«, erzählte ich ihm, »aber wenn ich diese Empfindungen kriege, habe ich keine Kontrolle über sie. Sie überfallen mich einfach. Ich kann nichts mit ihnen tun. Es sind keine Fakten oder Gedanken oder Wahrnehmungen. Es sind nicht mal richtige Empfindungen. Ich nenne sie nur Empfindungen, weil das noch am nächsten herankommt.«
    Ich schaute Cole an, um zu sehen, wie er es aufnahm. Sein Gesicht |117| war ausdruckslos, aber seine Augen warteten darauf, dass ich fortfuhr.
    »Ich
weiß
nicht, was sie sind«, fuhr ich fort. »Und die meiste Zeit weiß ich nicht mal, was sie bedeuten. Manchmal ist es ganz einfach. Das meiste, was ich von
dir
aufschnappe, ist ziemlich einfach.« Ich lächelte ihn an. Er lächelte nicht zurück. »Ich bekomme nicht alles mit«, versuchte ich ihn zu beruhigen. »Nur das, was mir gegeben wird.«
    »Wer gibt es dir?«, fragte er.
    »Keine Ahnung.«
    Er nickte. »Was ist mit dem, was nicht einfach ist?«
    »Ich weiß nicht   … es ist, als käme es nicht vollständig ausgeformt zu mir. Es kommt in Teilen   – Bruchstücken, flüchtigen Skizzen, Schatten, Schemen   … irgendwelchen merkwürdigen Einzelteilen. Und wenn das geschieht, muss ich raten, was fehlt – oder erspüren, wo es fehlt   –, und danach muss ich versuchen herauszufinden, was an der Stelle sein soll. Deshalb bin ich mir manchmal nicht sicher. Oft weiß ich nicht, wonach ich suche. Ich bin mir die Hälfte der Zeit nicht mal sicher, was ich gerade anschaue. Es ist so, als würde ich ein mehrdimensionales Kreuzworträtsel zu lösen versuchen, bei dem fast alle Angaben fehlen, und die, die
nicht
fehlen, stehen in einer Sprache da, die ich nicht verstehe.«
    Cole nickte wieder. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und sah mich an. »Ziemlich unheimlich«, sagte er nachdenklich.
    »Ja.«
    »Aber es ist real?«
    »So real wie alles andere. Es lügt nicht.«
    »Doch das heißt nicht, dass du dir über alles sicher bist.«
    |118| »Nein.«
    »Bist du dir über Rachel sicher?«
    »Absolut.«
    »Was ist mit dem Toten Mann?«
    »Ja, über ihn bin ich mir auch sicher. Ich weiß nur keine Details.«
    »Was ist mit den Dingen in deinem Traum? Waren die real?«
    »Ich glaube, ein Teil ja   … aber manches war auch bloß Traum.« Ich schloss die Augen, spürte wieder die Angst aus dem Traum – die Kälte, die Dunkelheit, den Tod. Ich sah Cole an. »Man fühlt doch nichts, wenn man tot ist, oder?«
    »Nein«, sagte er einfach. »Das
bedeutet
ja Tod – dass man nichts empfindet.«
    »Und wenn es nichts zu fühlen gibt, gibt es auch nichts zu fürchten, oder?«
    »Nicht das Geringste.«
     
    Wir schliefen wieder ein, gerade als das erste Licht der Dämmerung den Himmel zu färben begann. Mein letzter wacher Gedanke galt Rachel. Ich konnte sie

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