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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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besonders glücklich, was?«
    Er zuckte noch einmal die Achseln. »Wer ist das schon?«
    Ich sah ihn an. »Ich glaube, Rachel war fast immer glücklich.«
    »Ja   …«
    Eine Weile saßen wir beide schweigend da, allein mit unseren Gedanken. Meine waren positiv: Ich dachte an Rachel, die lächelte, Rachel, die lachte, die vor sich hin sang, wenn sie glaubte, allein im Haus zu sein. Ich hatte recht – sie
war
fast immer glücklich gewesen.
    »Das ist doch nicht fair, oder?«, sagte ich zu Cole.
    »Nein.«
    »Wie kommt es bloß, dass die ganzen Scheißtypen nie sterben?«
    »Ist eine Scheißwelt.«
     
    Gegen drei Uhr legten wir uns endlich hin. Cole überließ mir das Bett und streckte sich auf der unbezogenen Sofaliege aus. Sie sah nicht besonders bequem aus, aber das schien ihm egal zu sein.
    »Warum deckst du dich nicht zu?«, schlug ich vor. »Decken liegen bestimmt in einem der Schränke.«
    »Ich bin okay«, sagte er.
    »Du erfrierst doch. Komm, ich hol dir eine Decke.«
    »Ruben?«
    »Was ist?«
    »Halt die Klappe und leg dich schlafen.«
    Ich hielt die Klappe und legte mich schlafen.
     
    Doch nicht lange.
     
    |110| Ich bin unter der Erde. Mir ist kalt. Es ist dunkel. Ein giftiger Gestank verdichtet die Luft und haftet wie Nebel auf meiner Haut. Für einen winzigen Moment denke ich, dass ich wach bin und der Gestank nur von einem Furz im Schlaf kommt, aber tief drinnen weiß ich, dass das nicht stimmt. Das ist kein Furz – es ist etwas Widerliches.
    Es ist nicht menschlich.
    Es ist der Tote Mann.
    Ich kann ihn spüren. Seine Haut – steif vor Dreck. Seine Hände – rot von Blut. Sein Geruch – der gasige Gestank der Verwesung. Es ist der Tod seines Körpers: die sich lösenden Hautfetzen, die losen Zähne, die Schmeißfliegen, die in seinem Mund und seinen Augen krabbeln, Fleischfliegen, Maden, Bakterien. Ich spüre das alles. Ich spüre, wie seine Eingeweide platzen, sich verflüssigen und vergären. Ich spüre, wie sich die Insekten an dem flüssigen Gestank laben   …
    Und jetzt spüre ich, schlimmer als alles andere, wie er in seinem Tod von mir träumt – mir sagt, was er Rachel angetan hat, mir zeigt, mir sagt, mir zeigt, mir sagt   … mir die Todesangst in ihrem Gesicht zeigt. Mich sehen lässt. Mich spüren lässt. Und ich weine, wie ich noch nie geweint habe. Ich flehe ihn an aufzuhören. Ich zerre an mir. Ich tobe, ich schluchze, ich schreie wie ein Irrer – nein, o nein nein nein nein
NEIN!
nichts sollte je so schlimm sein wie das hier   …
NICHTS!
nichts nichts
NICHTS
o Gott o Gott
O GOTT   …
    »Ruben!«
    Jetzt hat er mich   …
    »Ruben!«
    Jetzt schüttelt er mich   …
    |111|
»RUBEN!«
    Ich riss die Augen auf und der Tote Mann starb. Ich saß aufrecht im Bett und starrte in Coles dunkle Augen. Er hielt mich sanft fest, seine Hände auf meinen Schultern. Meine Augen traten hervor und ich zitterte wie ein Blatt.
    »Ist gut«, sagte er ruhig. »Ich bin’s nur   … du hast geträumt.«
    Kalter Schweiß lief mir über die Haut und mein Herz schlug wie ein Hammer. Die Traumschreie steckten mir noch im Hals fest und würgten den Atem aus meiner Lunge.
    »Ich k-krieg keine Luft«, keuchte ich.
    »Doch, kriegst du«, sagte Cole. »Ganz ruhig. Atme langsam. Nicht so stark   … schön gleichmäßig. Hol ein bisschen Luft und dann lass sie wieder raus.«
    Ich atmete ein, dann musste ich husten und würgte in meine Hand. Ich konnte ihn immer noch riechen – den Toten Mann. Sein Gestank nach Tod war immer noch in mir. Ich spürte ihn unter der Haut, er vergiftete mein Blut, kroch in mein Herz. Es war ekelhaft. Fürchterlich. Ich
wollte
diesen Geruch nicht atmen.
    »Mach schon, Rube«, sagte Cole und verstärkte den Druck auf meine Schultern. »Atme einfach   … hol ein bisschen Luft. Das wird schon wieder.«
    »Ich will nicht sterben«, erklärte ich ihm.
    Einen Moment erstarrte er, dann sagte er: »Wovon redest du? Du wirst nicht
sterben

    »Ich will nicht bei ihm sein.«
    »Bei wem?«
    »Bei dem Toten Mann.«
    Ich weinte jetzt. Nicht bloß um meinetwillen, sondern auch um Rachel. Es war nicht richtig, was wir taten. Wir würden sie wieder |112| dort hinunterbringen   … zurück zu dem Toten Mann. Es war nicht
richtig
. Wir holten sie nach Hause, um sie in eine Kiste zu legen und zu ihm unter die Erde zu bringen. In die tiefste Dunkelheit, in die unterirdische Kälte, zu den Würmern   …
    »Ruben?«, fragte Cole. »Wer ist   …?«
    »Es ist nicht

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