Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
Küchentisch setzte, lächelte sie mir kurz zu.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Sieht so aus, als wären wir beide übrig geblieben.«
    »Tja.«
    Sie lächelte noch einmal und wendete sich wieder dem Geschirr zu. Ich wusste, ich hätte mich mehr anstrengen sollen, mit ihr zu reden, aber ich konnte nicht aufhören, an Cole zu denken. Ich machte mir Sorgen um ihn. Ich machte mir Sorgen, auf wen er im Dorf stoßen würde – Red, Davy, Bowerman, den unheimlichen Typ mit dem Bart. Früher oder später würde er bestimmt dem einen oder anderen von ihnen begegnen. Ehrlich gesagt, so wie ich Cole kannte, suchte er wahrscheinlich sogar nach ihnen. Und wenn er sie fand?
    Das war es, worüber ich mir Sorgen machte. Ich hoffte nur, dass er den Tag überstand, ohne jemanden umzubringen.
    »Willst du einen Kaffee?«, fragte Abbie.
    »Wie bitte?«
    |126| »Kaffee«, wiederholte sie und winkte mit einem Becher.
    »Ach so   … ja, gern«, sagte ich und lächelte sie an. »Tut mir leid, ich war gerade völlig woanders.«
    »Schon gut«, sagte sie. »Kann mir vorstellen, dass du zurzeit nicht besonders gut schläfst.«
    Ich wusste nicht recht, was ich darauf antworten sollte – wahrscheinlich hatte sie mich in der Nacht weinen gehört und bestimmt war ihr auch klar, dass ich ihr Weinen gehört hatte. Deshalb zuckte ich bloß die Achseln und lächelte sie wieder an. Sie lächelte zurück, dann machte sie den Kaffee.
    »Hast du eine Ahnung, was Cole vorhat im Dorf?«, fragte sie beiläufig.
    »Nur so ein bisschen rumgucken, nehm ich an.«
    Sie nickte. »Und was will er finden?«
    »Keine Ahnung. Irgendwas über Rachel   …«
    Abbie antwortete nicht. Sie kümmerte sich um den Kaffee – füllte die Becher, holte Milch aus dem Kühlschrank, suchte einen Löffel. Ich meinte, ein Tränenschimmern in ihren Augen zu sehen, aber vielleicht täuschte ich mich.
    »Was habt ihr gemacht, als sie hier war?«, fragte ich sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Du und Rachel – was habt ihr so gemacht?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nicht viel. Meistens nur rumgehangen   … du weißt schon – reden, essen, ab und zu einen Spaziergang.« Sie lächelte traurig. »War echt schön. Es gibt ja nicht mehr viel, was man hier in der Gegend tun kann, und Vince ist oft unterwegs, da wird’s schon manchmal einsam. Es war gut, zur Abwechslung mal ein bisschen Gesellschaft zu haben.«
    »Was ist mit dem Hof?«, fragte ich. »Hast du damit nicht richtig |127| viel Arbeit?«
    »Welcher Hof?«
    »Das Ganze hier«, sagte ich und deutete vage aus dem Fenster. »Die Wiesen, Schuppen und das alles   … ist das kein Hof?«
    »War mal einer. Das meiste gehört uns nicht mehr. Meine Mutter hat viel Land verkauft, als sie krank war. Nachdem sie gestorben ist, haben Vince und ich noch eine Weile versucht, den Hof am Laufen zu halten, aber es hat nicht geklappt. Wir mussten verkaufen, was noch an Land übrig war.« Sie sah aus dem Fenster. »Die Hofgebäude gehören uns noch, auch wenn sie nichts bringen. Und das Haus besitzen wir auch noch   … aber das ist schon fast alles.« Sie schaute zu mir herüber. »Nimmst du Milch und Zucker?«
    »Ja, bitte. Vier Stück.«
    »Vier?«
    »Ich mag Zucker.«
    Sie fummelte eine Weile mit der Milch und dem Zucker herum, dann trug sie die Kaffeebecher hinüber zum Tisch und setzte sich neben mich. »Ich hab Rachel wirklich lange gekannt, verstehst du? Wir waren mal echt dicke Freundinnen.«
    »Ich weiß – ich erinner mich noch, wie du manchmal zu uns nach Hause gekommen bist.«
    Sie lächelte wieder. »Das ist Ewigkeiten her.«
    »Denkst du ab und zu dran, wieder zurückzugehen?«
    »Nach London?« Sie schüttelte den Kopf. »Manchmal vermiss ich es zwar, aber zurück könnte ich nie. Ich könnte unmöglich das Haus hier verlassen. Es hat doch meiner Mum gehört. Sie ist hier geboren und sie ist hier gestorben. Es bedeutet mir zu viel. Und davon abgesehen, Vince könnte niemals in London leben.« Sie lächelte |128| in sich hinein. »Er würde das überhaupt nicht schaffen. Es würde ihn verrückt machen.«
    »Stammt er hier aus der Gegend?«
    Sie nickte und nahm einen Schluck Kaffee. »Er ist hier geboren – im Dorf. Er hat noch nie woanders gelebt.«
    »Wie fand er Rachel?«
    Abbie erstarrte, den Kaffeebecher in der Luft haltend, und ihre Augen waren plötzlich wie tot. Ich wusste, ich hatte das Falsche gesagt – ich wusste es in dem Moment, als es heraus war. Ich war eine Frage zu weit gegangen. Zu nah heran. Zu

Weitere Kostenlose Bücher