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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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öffnete es, um den Rauch hinauszulassen, blieb eine Weile stehen und schaute nach unten auf den Hof.
    »Cole?«, sagte ich.
    »Hmm?«
    »Was
denkst
du?«
    »Was denk ich worüber?«
    »Über alles   … das Ganze. Die Fragen, die du Abbie und Vince gestellt hast. Diese Sache mit dem Wagen, der Ort, wo Rachel gefunden wurde.«
    »Sprich leise«, erinnerte er mich. »Sonst hören sie uns.«
    »Ich fang gleich an zu schreien, wenn du mir keine Antwort gibst.«
    Er blies Rauch aus dem Fenster, dann drehte er sich um und sah mich an. »Was willst du wissen?«, fragte er.
    »
Irgend was
«, seufzte ich. »Ich will einfach wissen, was hier läuft.«
    »Ich bin mir noch nicht sicher.«
    »Aber du hast schon eine Idee?«
    »Nicht wirklich   … nur so ein Gefühl.« Er kam herüber und setzte sich neben mich aufs Bett. »Ich brauch Zeit, um alles durchzudenken. Ich bin nicht wie du, Rube. Ich bin langsam. Ich brauch eine Weile, bis ich etwas begreife.«
    »Heute Abend warst du nicht gerade langsam«, erklärte ich ihm. »Du hast sie mit deinen Fragen durchsiebt wie mit einem Maschinengewehr.«
    »Ja, aber ich wusste nicht wirklich, was ich wollte. Ich hab bloß alles gefragt, was mir in den Sinn gekommen ist. Keine Ahnung, was das Ganze zu bedeuten hat.«
    »Aber du glaubst, es hat irgendwas zu bedeuten?«
    |107| »Ja, muss es wohl. Ich meine, Vince mag uns doch nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Warum war er dann so versessen darauf, dass wir hier übernachten?«
    »Er will wissen, was wir vorhaben. Er will wissen, wo wir sind. Er will ein Auge auf uns haben.«
    »Genau. Und er hängt mit diesem Redman-Typen zusammen und mit Bowerman. Und beide wollen uns hier weghaben.«
    »Alle wollen uns hier weghaben.«
    »Eben. Und du weißt ja wohl, was das heißt, oder?«
    »Was denn?«
    »Entweder sie haben alle was zu verbergen oder sie haben Angst vor einem, der was zu verbergen hat.«
     
    Wir redeten noch eine Weile weiter – über Gefühle, Regenmäntel, Autos und Zufälle   –, und obwohl wir keine Lösun-gen fanden, wussten wir, dass wir ganz dicht an irgendwas dran waren. Es ging bloß noch darum, herauszufinden, was es war.
    Irgendwann in den frühen Morgenstunden hörten wir Abbie und Vince heraufkommen und ins Bett gehen. Wir schwiegen und horchten, aber es gab nicht viel zu hören – Schritte und Gemurmel, Badezimmergeräusche, Türen, die auf- und wieder zugingen. Schließlich klappte auf dem Flur eine Tür zu und im Farmhaus war alles wieder ruhig.
    Cole stand auf und ging zum Fenster. Es war noch offen. Die Nachtluft war immer noch still. Doch als Cole so dastand und hinausschaute und ich den Umriss seiner Gestalt vor dem blauschwarzen Himmel betrachtete, hörte ich das leise Flüstern eines Windes, der in den Bergen aufgekommen war und nun über das |108| Moor kroch. Er klang kalt und einsam, wie ein letzter Atemzug, und wenn ich die Augen schloss und mein Inneres öffnete, konnte ich alles wieder sehen – den Steinkreis, den geduckten Weißdorn, Rachels letzten Atem, der sich im Wind davonstahl   …
    »Was ist das?«, fragte Cole.
    Ich schlug die Augen auf und sah ihn an. Er hatte sich vom Fenster abgewandt und starrte gebannt auf die Schlafzimmertür.
    »Hör mal«, sagte er.
    Zuerst hörte ich gar nichts, nur das leise Klagen des Windes draußen und das eisige Schweigen des Farmhauses, doch dann – gerade als ich Cole etwas sagen wollte – nahm ich das unverkennbare Geräusch von jemandem wahr, der weinte. Das Schluchzen klang unterdrückt und undeutlich, deshalb war schwer zu sagen, woher es kam, doch wir wussten beide, es konnte nur Abbie sein. Sie war in ihrem Zimmer, weinte sich die Augen aus und versuchte verzweifelt, bloß kein Geräusch zu machen. Ich stellte mir vor, wie sie sich ein Kissen auf das Gesicht presste und versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken. Ich stellte mir vor, wie ihre Schultern zuckten, wie sich ihr Magen hob und ihr Atem stoßweise herausdrang.
    Nicht vorstellen konnte ich mir allerdings, was Vince tat.
    Ich sah Cole an. Es war schwer zu sagen, was er fühlte, aber Mitleid war es wahrscheinlich nicht. Er zündete eine neue Zigarette an und blickte mich ausdruckslos an.
    »Was denkst du?«, fragte ich.
    Er sagte nichts, sondern zuckte nur mit den Achseln.
    Das Schluchzen wurde jetzt schwächer. Die Stille kehrte zurück. Ich schaute zur Tür, dachte an Abbie und Vince in ihrem Zimmer und fragte mich, was sie einander bedeuteten.
    |109| Ich sagte zu Cole: »Die sind nicht

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