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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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nicht. Warum sollte ich? Es ist bloß eine Pistole. Keine große Geschichte. Ich hab bloß gedacht, vielleicht brauchen wir sie ja, das ist alles.«
    »Wie du sie schon mal gebraucht hast?«
    »Wann?«
    »Als Billy McGinley umgebracht wurde.«
    Er blieb wieder stehen – blieb stehen, wandte sich um und sah mich an. »Billy war krank«, sagte er ruhig. »Was immer er getan hat, es war nicht seine Schuld. Er wurde ganz einfach krank, so ähnlich wie ein irrer Hund. Ihn einzusperren hätte nichts genützt. Irgendwann wäre er rausgekommen und hätte es wieder getan. Irgendein anderes Kind wär dann das Opfer gewesen.«
    »Also hast du ihn umgebracht.«
    Cole schüttelte den Kopf. »Ich hab noch nie irgendwen umgebracht. Ich sag nicht, dass ich keine Ahnung hab, was mit Billy passiert ist, aber ich schwör dir, ich hab noch nie
jemanden
umgebracht.«
    »Und Dad?«
    Cole blinzelte einmal. »Er hat Tam Docherty getötet, aber das war ein Unfall.«
    »Docherty meine ich nicht, ich rede von Billy McGinley. Hat Dad ihn erschossen? Ist das der
wahre
Grund, warum die Polizei hinter ihm her war? Weil sie wussten, dass er Billy umgebracht |180| hat, aber es nicht beweisen konnten?«
    Cole berührte meinen Arm. »Tut mir leid, Rube«, sagte er sanft, »ich kann dir nichts weiter sagen.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich kann einfach nicht.«
    Danach starrten wir uns lange an und wurden in dem Dorflicht beide ganz grau. Ich wusste nicht, was ich von der Sache halten sollte. Ich empfand überhaupt nichts, aber irgendwie schien das in Ordnung zu sein. Ich verstand es nicht und ich war mir nicht sicher, ob es richtig war, aber es war das, was ich fühlte – mehr gab es einfach nicht.
    »Gut«, sagte ich schließlich, »aber was immer mit Billy McGinley passiert ist, das hier sollte besser nicht so ausgehen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wir sind nur hier, um dafür zu sorgen, dass wir Rachels Leichnam zurückkriegen – stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Und das ist alles?«
    »Das ist alles.«
    »Du hast nicht noch was anderes im Sinn?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Rache zu üben, Gerechtigkeit walten zu lassen, abzurechnen   … diesen ganzen Hollywood-Scheiß. Sag mir die Wahrheit, Cole – ist es das, was du vorhast?«
    »Nein«, sagte er einfach. »Das hab ich nicht vor.
Ich
will gar nichts. Ich tu das hier nicht für mich oder für dich, nicht mal für Rachel – ich tu es für Mum. Es ist alles, was ich tun
kann
. Schau, ich behaupte ja nicht, dass niemand verletzt wird, denn wahrscheinlich wird es so kommen, aber das hat nichts mit Rache, Bestrafung |181| oder Gerechtigkeit zu tun. Es wird nur passieren, weil es eben sein muss – okay?«
    Ich sah ihn an, sah die Ehrlichkeit in seinen Augen und nickte.
    Er drückte meinen Arm, dann schaute er weg und starrte die Straße entlang.
    »Bist du so weit?«, fragte er mich.
    »Ich glaub schon   … und
was
, meinst du, wird passieren?«
    »Keine Ahnung«, sagte er und ging die Straße hinunter. »Lass es uns rausfinden.«
     
    Als wir die Kneipe im Bridge Hotel betraten, war es, als würden wir in eine Zeitschleife treten. Nichts hatte sich seit dem Abend zuvor verändert – alles wirkte genauso, sah genauso aus, klang genauso. Laute Stimmen, Gläserklirren, betrunkenes Gelächter   … es gab sogar dieselbe plötzliche Stille, als wir durch die Tür traten. Sky Sport flackerte immer noch über den Bildschirm und am Tresen drängten sich die gleichen sauertöpfischen Gesichter, die uns beim letzten Mal begrüßt hatten. Sie waren alle da: Nate, Big Davy mit Halskrause, Red und Henry Quentin, Bohne und die Heavy-Metal-Typen, die Schläger in ihren engen T-Shirts , Ron Bowerman, Will hinterm Tresen. Eine Gruppe Jungs, die ich vorher noch nicht gesehen hatte, lungerte am Fenster herum. So, wie sie ständig auf die Straße hinausschauten, nahm ich an, dass sie guckten, ob jemand von den Delaneys kam, um Red aufzuspüren und ihm den Tod des Hundes heimzuzahlen.
    Red selbst saß an einem Nischentisch, mit dem Rücken zur Wand, hob sein Glas und lächelte uns durch den Raum entgegen. Henry Quentin saß neben ihm und Big Davy und Nate standen |182| schützend hinter den beiden.
    Mir wurde schlecht und meine Beine zitterten. Ich wollte irgendetwas
tun
– mich bewegen, reden, mich umdrehen und gehen   … irgendetwas, um mich von den starrenden Gesichtern zu lösen – doch Cole stand nur da, sah sich schweigend um und sog alles auf. Die Blicke, das Lächeln, das Geflüster – das alles existierte

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