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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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für ihn überhaupt nicht.
    Ich sah, wie sein Blick auf jemanden am Ende des Raums fiel, und als ich auch hinübersah, entdeckte ich Vince, der sich abmühte, von uns nicht gesehen zu werden. Er war in Begleitung einer Blondine mit rundlichem Gesicht und sehr kurzem Kleid. Sie saßen hinten in der Ecke an einem gemütlichen Platz dicht beieinander, turtelnd und Händchen haltend. Das Mädchen konnte nicht viel älter als siebzehn sein. Als Vince merkte, dass wir ihn beobachteten, ließ er die Hand des Mädchens los und rückte schnell von ihr ab, doch er wusste natürlich, dass er niemanden täuschen konnte. Ich sah, wie er es langsam begriff. Im Bruchteil einer Sekunde verwandelte sich sein Blick von besorgt zu wütend, von wütend zu hinterhältig, ehe er sich schließlich für gleichgültigen Trotz entschied:
Gut, ihr habt mich also erwischt – na und? Was wollt ihr damit anfangen?
    Cole war es egal – er speicherte die Information einfach ab.
    »Komm«, sagte er zu mir, legte seine Hand auf meine Schulter und schob mich in Richtung Tresen, »lass uns was zu trinken bestellen.«
    Vor dem Schanktisch quetschten wir uns in eine Lücke zwischen zwei griesgrämigen Bauern und einem hartgesottenen Stiesel mit tätowierter Träne unter dem Auge.
    »Was willst du?«, fragte mich Cole.
    |183| »Weiß nicht«, murmelte ich. »Cola vielleicht.«
    »Und Chips?«
    »Ja, Cheese & Onion.«
    Cole zog einen Zwanzig-Pfund-Schein aus der Tasche und winkte dem Wirt hinterm Tresen damit. Nachdem Will erst mal fast fünf Minuten so tat, als ob er uns nicht sähe, kam er schließlich doch noch herüber.
    »Bitte?«, fragte er Cole.
    »Zwei Coke und eine Packung Cheese&Onion-Chips«, antwortete Cole.
    Der Tränenmann schnaubte in sein Bier und am Ende vom Tresen sah ich Ron Bowerman betrunken vor sich hin lächeln.
    »Zwei
Coke
?«, fragte der Wirt grinsend.
    »Ja«, sagte Cole, »und eine Packung Cheese&Onion-Chips. Soll ich’s für Sie aufschreiben?«
    Der Wirt hörte auf zu grinsen und starrte Cole einen Moment an, dann schüttelte er den Kopf und holte die Getränke.
    Am Ende des Tresens gab es einen Spiegel, in dem ich den Rest des Pubs hinter uns überblicken konnte, und ich sah, dass alle wieder angefangen hatten zu reden und zu trinken. Genau wie beim letzten Mal kehrte die Kneipe wieder zur Gewohnheit zurück. Doch beobachtet wurden wir immer noch, und zwar ganz genau – besonders von Ron Bowerman und dem Tränenmann. Im Spiegel sah ich, wie die Träne Cole anstarrte. Cole ignorierte ihn einfach. Träne starrte ihn noch eine Weile an, saugte stumm an seiner Unterlippe, dann plötzlich ließ er den Mund zuschnappen, blickte sich im Raum um und schnupperte lautstark.
    »Hey, Will«, sagte er und drehte sich zu dem Mann hinterm Tresen um. »Hast du hier Ratten oder was? Es stinkt.« Er starrte |184| Cole wieder ganz offen an. »Was meinst du, Kumpel? Riechst du das auch?«
    »Ich riech nur dich«, sagte Cole leise, ohne ihn anzusehen.
    Träne knallte sein Bierglas auf den Tresen und beugte sich zu Cole vor, doch ehe er etwas tun konnte, griff der Wirt dazwischen und schob ihn weg.
    »Nicht hier drinnen«, sagte er und funkelte ihn an. »Ich will keinen Ärger hier drinnen – okay?«
    Träne warf ihm einen Blick zu, starrte danach wieder Cole an, dann fluchte er leise und widmete sich seinem Bier.
    Der Wirt wandte sich jetzt Cole zu. »Hier«, sagte er und reichte ihm die Getränke, »aber wenn ihr ausgetrunken habt, will ich, dass ihr verschwindet.«
    Cole schob ihm den Zwanzig-Pfund-Schein über den Tresen und nahm die zwei Cola. Er reichte mir das eine Glas und trank gerade einen Schluck aus seinem, als plötzlich Träne an uns vorbeidrängte, unterwegs zu der Tür, die mit
Männer
gekennzeichnet war. Im Vorbeigehen versetzte er Cole wie unabsichtlich einen Stoß in den Rücken, sodass Cole nach vorn stieß und seine Cola verschüttete. Ich war ganz sicher, dass er sich umdrehen und Träne sein Glas ins Gesicht knallen würde – doch er tat es nicht. Unglaublicherweise machte er gar nichts. Sah ihn nicht einmal an. Wischte nur die verschüttete Cola von seinem Ärmel, fuhr sich über den Mund und zündete eine Zigarette an.
    »Alles okay?«, fragte ich ihn leise.
    Er nickte und blies eine Rauchfahne aus. »War das einer von ihnen?«
    »Wer?«
    »Der Tätowierte – war das einer von den Typen, denen du im |185| Moor begegnet bist?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sind sie hier?«, fragte er.
    Ich nickte.
    »Guck nicht

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