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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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guckten die ganze Zeit zu dem Wohnwagen des Alten rüber. Dann, als er rauskam und mich zu sich hineinbat, traten sie alle zurück und ließen uns allein.« Cole sah mich an. »Der ist nicht ganz sauber im Kopf, Rube. Findest du nicht, das ist ein bisschen eigenartig für einen Chef?«
    »Vielleicht sind sie ja deshalb hier«, überlegte ich.
    »Wie meinst du das?«
    »Du hast doch selbst gesagt, hier gibt es nichts für sie, oder? Keine Arbeit, nichts, wo man Sachen verkaufen kann, keine Jahrmärkte. Vielleicht passiert das, wenn man auf einen abgehalfterten alten Boxer wie Reason hört: Man endet mitten im Nichts.«
    »Nein«, sagte Cole, »da ist noch was anderes.«
    »Und was?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, es gibt etwas, das er mir nicht erzählt hat.«
    »Über Rachel?«
    Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Glaubst du, die andern wissen was?«
    »Würde mich wundern, wenn’s nicht so wär, doch ich glaub |171| kaum, dass sie’s uns sagen werden. Die wollen damit nichts zu tun haben. Kann ich ihnen auch nicht verübeln. Sie haben selbst schon genug Scheiße am Hals, die müssen sich wirklich nicht noch in unsere reinziehen lassen.«
    Danach schwiegen wir eine Weile, bedachten, was wir gehört hatten, wogen eins gegen das andere ab und versuchten herauszufinden, ob irgendetwas davon wichtig war.
    Nach ein paar Minuten zündete sich Cole eine neue Zigarette an und starrte wieder hinaus aus dem Fenster. Ich ging hinüber und stellte mich neben ihn. Das Nachmittagslicht verblasste allmählich, die sinkende Sonne warf fahle Schatten über die fernen Berge. Der Hof unten war still und leer.
    »Also«, sagte ich zu Cole, »dann hast du gar nichts im Dorf rausgefunden?«
    »Nur, dass es stinkt.«
    »Niemand hat was von dem Hotelkomplex erzählt?«
    »Nein.«
    »Oder über Henry Quentin?«
    »Nein   …«
    »Und es hat auch keiner John Selden erwähnt?«
    Cole sah mich an. »Ja, Rube – ich hab verstanden. Du hast alles rausgefunden und ich nichts.«
    Ich lächelte ihn an. »Mach dir nichts draus.«
    Sein Gesicht blieb leer, aber ich sah die Andeutung eines Lächelns in seinen Augen. »Und wie geht’s deinem Kopf?«, fragte er.
    Alles okay, wollte ich gerade sagen und streifte über die Schramme auf meiner Stirn, doch dann merkte ich, was er meinte. Und er hatte recht: Ich mochte vielleicht mehr herausgefunden haben als er, aber es hatte mich einen hohen Preis gekostet. » |172| Ja, gut«, antwortete ich ihm, »zumindest bin ich nicht mit leeren Händen zurückgekommen.«
    »Fast wärst du gar nicht zurückgekommen.«
    Ich senkte den Blick, als mich die plötzliche Erkenntnis von Neuem traf – dass ich vielleicht
nicht
zurückgekommen wäre, dass ich als weitere Leiche im Moor hätte enden können   … als ein weiterer Tripe, eine weitere Rachel. Der Gedanke war so furchtbar, dass mir ganz schlecht wurde. Doch das war nicht das Schlimmste. Am schlimmsten war zu wissen, wie dicht ich daran gewesen war, meine Familie noch einmal durch die Hölle zu schicken. Ich wusste, wie diese Hölle aussah, und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass irgendjemand da durchmusste für mich –
wegen
mir.
    »Hey«, sagte Cole und legte mir eine Hand auf die Schulter, »mach dir keine Gedanken deswegen. War schon okay von dir.«
    Ich sah ihn an.
    Er lächelte mir zu. »Wenn ich nicht so ein herzloser Scheißkerl wär, müsste ich eigentlich stolz auf dich sein.«
    »Danke.«
    Dann sahen wir einander an und etwas geschah zwischen uns – etwas, dass es lange Zeit nicht gegeben hatte. Es war eine Vertrautheit, eine Nähe jenseits unserer Alltagsnähe, und sie erinnerte mich an die Zeit, als wir Kinder waren. Es war ein gutes Gefühl.
    Doch gerade als ich es zu genießen anfing, verlor sich Coles Lächeln und er zog sich wieder in sein Schneckenhaus zurück.
    »Okay«, sagte er und drückte seine Zigarette aus, »ich möchte, dass du mir alles noch einmal von vorn erzählst – und diesmal meine ich wirklich
alles
. Spul den Camcorder zurück, den du im Kopf hast, und spiel mir das Ganze noch einmal neu vor – Wort |173| für Wort, Szene für Szene   –, von dem Moment an, als ich heute Morgen gegangen bin, bis zu dem Moment, als du zurück warst.«
     
    Ein paar Stunden später verließen wir das Farmhaus und gingen den Weg hinauf Richtung Dorfstraße. Das Licht des Moors trübte sich unter einer immer dichter werdenden Wolkendecke ein, die neblige Luft war feucht und

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