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The Road of the Dead

The Road of the Dead

Titel: The Road of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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zu erzählen, und dann sagst du einfach
ach, nichts

    »Vergiss es, okay?«, sagte er und zündete sich eine Zigarette an. »Ich will nicht drüber reden.«
    »Worüber reden?«
    Er seufzte, als er merkte, dass ich nicht aufgeben würde. »Es war bloß ein alberner Traum«, sagte er verlegen. »Hat nichts zu bedeuten. Ich hab nur das Bild gesehen   … letzte Nacht   … verstehst du   … so eine Art Abbild im Kopf.« Er unterbrach sich kurz, starrte in die Dunkelheit, dann schloss er die Augen und erzählte, was er gesehen hatte. »Es war echt unheimlich   … ich kann es noch immer sehen. Da ist dieser Junge, ungefähr in meinem Alter, er steht neben einer teerfleckigen Tonne. Er hat einen schwarzen Anzug an und er hält einen Stecken in der Hand, so eine Art Rohrstock. Aus dem Innern der Tonne hört man ein Geräusch – ein Summen.« Cole öffnete die Augen und sah mich an. »Die Tonne war voller Bienen – schwarzer Bienen. Es waren Tausende, Millionen und alle wirbelten in der Tonne herum und konnten nicht raus. Sie konnten nicht raus, weil auf der Tonne ein Deckel war. Und der Junge, dieser Junge im schwarzen Anzug   … ich weiß nicht   … ich hab nicht wirklich
gesehen
, dass er etwas tat, aber irgendwie war mir klar, was er tun musste. Das Einzige, was er tun musste, war den Deckel von der Tonne heben, seinen Stock in das Bienengewirr stecken, alles durcheinanderwirbeln und dann zurücktreten und gucken, was rauskommt.«
    »Wieso?«, fragte ich.
    Cole sah mich an. »Was?«
    »Wieso musste er zurücktreten und gucken, was rauskommt? Er musste doch wissen, was rauskommen würde. Ich meine, es |193| war eine Tonne voller Bienen. Das Einzige, was aus der Tonne rauskommen konnte, waren doch Bienen.«
    Cole seufzte und schüttelte den Kopf. »Siehst du? Genau deshalb wollte ich es dir nicht erzählen. Warum musst du immer alles analysieren, Rube? Es war nur ein Traum.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Er bedeutet nichts.«
    »Ich
weiß
. Ich hab nur gedacht, es würde besser passen, wenn noch was anderes in der Tonne wär, das ist alles.«
    »Besser passen?«
    »Ja, ich meine, der Rest macht doch Sinn. Die Tonne ist das Dorf, das ist klar, der Junge im schwarzen Anzug ist entweder du oder ich oder wir beide   –«
    »Verdammt, Ruben, das war ein
Traum
. Von Träumen erwartet doch niemand, dass sie einen Sinn ergeben. Wenn sie einen Sinn hätten, wären sie keine   …«
    Seine Stimme verlor sich, er starrte über die Straße. Die zwei Heavy-Metal-Typen und ein paar Rocker in Lederkluft kamen aus dem Hotel – sie quatschten, rauchten, lachten, grunzten   … ihre Stimmen verdarben die Nacht. Sie schlurften hinüber zu einer Reihe geparkter Motorräder, ließen die Maschinen an und fuhren in den Regen davon. Es dauerte lange, bis das Dröhnen der Motoren nicht mehr zu hören war.
    »Bienen?«, fragte ich und drehte mich zu Cole um.
    »Bienen«, stimmte er zu.
    »Aber nicht die, hinter denen wir her sind.«
    »Nein.«
    Wir mussten noch eine weitere halbe Stunde warten, bis die, hinter denen wir her waren, endlich herauskamen. Während wir |194| warteten, traten in steter Folge die inzwischen vertrauten Gesichter aus der Kneipe. Es tat gut, dass zur Abwechslung mal wir sie beobachteten statt sie uns. Wir sahen ihnen allen schweigend zu: Ron Bowerman, wie er durch die Tür stolperte und versuchte, sich eine Zigarette anzuzünden, das Gesicht ein Leuchtfeuer von Bierschweiß; danach die Schlägertypen in ihren engen T-Shirts , deren besoffene Stimmen die Nacht zerrissen; Big Davy, der sich den Mund fusselig redete und den Nacken rieb; Vince und das rundliche Mädchen, die einander die Arme um die Taille geschlungen hatten; Träne; die Jungs, die am Fenster Schmiere gestanden hatten   …
    Während wir beide zusammen in dem Durchgang standen, alles beobachteten und in der Dunkelheit warteten, spürte ich Coles Ruhe neben mir. Keine Gedanken kamen von ihm, keine Gefühle, kein Garnichts – er war einfach da. Beobachtete. Wartete. Atmete. War.
    »Da«, sagte er mit unterdrückter Stimme.
    Ich schaute hinüber und sah Nate und Bohne aus dem Hotel kommen. Sie blieben im Eingang stehen, blickten die Straße hoch und runter, dann traten sie, zufrieden, dass alles in Ordnung war, auf den Bürgersteig und machten Platz für Red und Quentin, die hinter ihnen herauskamen. Quentin erklärte Red irgendwas, Red nickte übertrieben mit dem Kopf wie ein Idiot. Sie blieben auf dem Bürgersteig stehen und redeten eine Weile

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