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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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glaube, daß er das sagen wollte. Yeets wußte, früher oder später franst der Rand aus, auch wenn er sonst nichts wußte.«
    »Ja, Sir«, sagte Creighton leise.
    »Beim Ende bekam ich eine Gänsehaut, als ich es zum ersten Mal las. Den Teil kenne ich auswendig. >Welch gefährliche Bestie, deren Stunde endlich gekommen ist, schleicht sich nach Bethlehem, um geboren zu werden?<«
    Creighton stand schweigend da. Er wußte nichts zu sagen.
    »Die Bestie ist auf dem Weg«, sagte Starkey und drehte sich um. Er weinte und grinste gleichzeitig. »Sie ist unterwegs, und sie ist viel gefährlicher als dieser Bursche Yeets sich je hätte vorstellen können. Alles bricht auseinander. Unsere Aufgabe ist es, so lange wir können soviel wie möglich zusammenzuhalten.«
    »Ja, Sir«, sagte Creighton und verspürte zum ersten Mal selbst Tränen in den Augen. »Ja, Billy.«
    Starkey streckte die Rechte aus, und Creighton ergriff sie mit beiden Händen. Starkeys Hand war alt und kalt, wie die abgestreifte Haut einer Schlange, in der ein kleines Prärietier verendet ist, dessen eigenes zerbrechliches Skelett in der Hülle des Reptils verblieben war. Tränen quollen über Starkeys untere Lider und liefen an den makellos rasierten Wangen hinab.
    »Ich muß mich um meine Aufgaben kümmern«, sagte Starkey.
    »Ja, Sir.«
    Starkey zog den West-Point-Ring von der rechten und den Ehering von der linken Hand. »Für Cindy«, sagte er. »Für meine Tochter. Sieh zu, daß sie sie bekommt, Len.«
    »In Ordnung.«
    Starkey ging zur Tür.
    »Billy?« rief Len Creighton ihm nach.
    Starkey drehte sich um.
    Creighton stand starr wie ein Pfahl; auch ihm liefen Tränen über die Wangen. Er salutierte.
    Starkey erwiderte den Gruß und ging zur Tür hinaus. 

    Der Fahrstuhl summte leistungsstark und zeigte das jeweilige Stockwerk an. Eine Sirene begann zu heulen - kläglich, als wüßte sie bereits, daß sie vor einer Situation warnte, die längst nicht mehr zu retten war -, als er den Fahrstuhl mit seinem Spezialschlüssel oben aufmachte, damit er den Fahrzeugpark betreten konnte. Starkey stellte sich vor, wie Len Creighton ihn auf einer Kette von Monitoren beobachtete: wie er sich erst einen Jeep aussuchte und dann über das ausgedehnte Wüstenareal des Testgeländes und durch das Tor mit dem Schild HOCHSICHERHEITSZONE - ZUTRITT NUR MIT SONDERERLAUBNIS fuhr. Die Wachkabinen sahen wie die Mauthäuschen auf den Autobahnen aus. Sie waren immer noch bemannt, aber die Soldaten hinter dem gelben Glas waren tot und mumifizierten in der trockenen Wüstenluft rasch. Die Kabinen waren kugelsicher, aber virensicher waren sie nicht gewesen. Glasige, eingesunkene Augen starrten Starkey beim Vorbeifahren an - sein Jeep war das einzige, das sich auf dem Wirrwarr der Feldwege zwischen den Baracken und flachen Gebäuden bewegte. Vor einem klobigen Blockhaus mit der Aufschrift KEIN ZUTRITT OHNE BEFUGNIS an der Tür hielt er an. Er verschaffte sich mit einem Schlüssel Zutritt und rief mit einem anderen den Fahrstuhl. Ein Wachsoldat, so tot wie ein Türnagel und so steif wie eine Fahnenstange, glotzte ihn aus der verglasten Sicherheitskabine links von den Fahrstuhltüren an. Als der Fahrstuhl kam und die Tür aufging, trat Starkey hastig ein. Er schien den Blick des toten Wachsoldaten auf sich zu spüren, das schwache Gewicht von zwei Augen, gleich staubigen Steinen.
    Der Fahrstuhl sank so schnell, daß sich ihm der Magen umdrehte. Als der Lift zum Stillstand kam, ertönte eine leise Glocke. Die Tür ging auf; süßlicher Verwesungsgeruch traf ihn wie ein leichter Schlag. Allzu penetrant war er nicht, da die Luftreinigungsanlage noch funktionierte, aber nicht einmal die Lüftung konnte den Geruch völlig beseitigen. Wenn ein Mensch gestorben ist, dann will er, dass man es erfährt, dachte Starkey.
    Fast ein Dutzend Leichen lagen vor der Fahrstuhltür. Starkey trippelte zwischen ihnen hindurch, da er nicht auf eine verwesende, wachsweiche Hand treten oder über ein ausgestrecktes Bein stolpern wollte. Dann müßte er vielleicht schreien, und das wollte er auf gar keinen Fall. In einer Gruft wollte man nicht schreien, weil einen das Geräusch vielleicht wahnsinnig machen konnte, und genau da befand er sich momentan - in einer Gruft. Sah vielleicht wie ein bestens ausgestattetes Forschungsprojekt aus, aber in Wahrheit war es eine Gruft.
    Die Tür des Fahrstuhls glitt hinter ihm zu; der Lift fuhr summend automatisch wieder hoch. Starkey wußte, er würde nicht wieder

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