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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Projekt Blau herrschte Schweigen. In der Kantine löste sich Starkeys Taschentuch vom Gesicht des Gefreiten Frank D. Bruce und schwebte zu Boden. Frank D. Bruce schien es nichts weiter auszumachen, aber Len Creighton sah immer öfter auf den Monitor, der Bruce zeigte, und fragte sich, warum zum Teufel Billy dem Mann nicht auch die Suppe aus den Augenbrauen hatte wischen können, so er schon einmal dabei war. Len würde bald, sehr bald, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten gegenüberstehen, aber die Suppe, die im Gesicht von Frank D. Bruce gerann, machte ihm mehr Kopfzerbrechen. Viel mehr.

23
    Randall Flagg, der dunkle Mann, ging auf der US 51 nach Süden und lauschte den nächtlichen Geräuschen, die von beiden Seiten dieser schmalen Straße, die ihn früher oder später aus Idaho hinaus nach Nevada führen würde, auf ihn eindrangen. Von Nevada aus konnte er dann gehen, wohin er wollte. Von New Orleans nach Nogales, von Portland, Oregon, nach Portland, Maine; es war sein Land, und niemand kannte es besser und liebte es mehr als er. Er wußte, wohin die Straßen führten, und wanderte nachts. Jetzt, eine Stunde vor Tagesanbruch, war er irgendwo zwischen Grasmere und Riddle, westlich von Twin Falls und immer noch nördlich der Duck Valley Reservation, die sich über zwei Staaten erstreckt. War es nicht herrlich?
    Er ging rasch, seine abgelaufenen Absätze klopften auf dem Straßenbelag, und wenn am Horizont Autoscheinwerfer auftauchten, zog er sich immer zurück, über die weiche Böschung ins hohe Gras, wo die Nachtinsekten zu Hause waren... und das Auto fuhr an ihm vorbei; der Fahrer spürte vielleicht einen kalten Hauch, als wäre er durch ein Luftloch gefahren, und seine schlafende Frau und die Kinder bewegten sich unruhig, als habe ein böser Traum sie alle gleichzeitig berührt.
    Er ging nach Süden, nach Süden auf der US 51; die abgelaufenen Absätze seiner spitzen Cowboystiefel klopften auf das Pflaster: ein großer Mann unbestimmten Alters in verblichenen Nietenjeans und einer Jacke aus grobem Baumwollstoff. In seinen Taschen steckten fünfzig verschiedene Exemplare gegensätzlicher Literatur, Flugschriften für jede Gelegenheit, Rhetorik für jeden Anlaß. Wenn dieser Mann einem ein Traktat reichte, nahm man es, ganz gleich, um welches Thema es sich dabei handelte: Die Gefahren von Atomkraftwerken, die Rolle der internationalen jüdischen Verschwörung beim Sturz befreundeter Regierungen, die CIA Contra-Kokain -Connection, die Farmarbeitergewerkschaft, die Zeugen Jehovas ( Wenn Sie diese zehn Fragen mit »ja« beantworten können, ist Ihre Seele G E R E T T E T ! ), die Blacks for Militant Equality, der Kodex des Klan. Er hatte sie alle, und noch mehr dazu. Auf jeder Seite der Jacke trug er einen Button. Auf der rechten ein gelbes lächelndes Gesicht. Auf der linken ein Schwein mit einer Polizeimütze. Darunter stand mit bluttriefender Schrift: HEUTE SCHWEIN - MORGEN SCHINKEN.
    Er bewegte sich weiter, ohne stehenzubleiben, ohne langsamer zu werden, aber empfänglich für die Geräusche der Nacht. Die Möglichkeiten der Nacht ließen seine Augen wie im Wahn glänzen. Er trug einen alten, schäbigen Pfadfinder-Rucksack auf dem Rücken. In seinem Gesicht lag düstere Ausgelassenheit, und vielleicht auch in seinem Herzen. Es war das Gesicht eines haßerfüllt glücklichen Menschen, ein Gesicht, das eine entsetzliche, angenehme Wärme ausstrahlte, ein Gesicht, das Wassergläser in den Händen müder Truck-Stop-Kellnerinnen zerplatzen ließ, das kleine Kinder dazu veranlaßte, mit ihren Dreirädern in Bretterzäune zu fahren, um dann mit Splittern in den Knien jammernd zu ihren Müttern zu laufen. Es war ein Gesicht, das garantiert jede harmlose Biertischdiskussion über Sportergebnisse in eine blutige Schlägerei verwandelt hätte. 
    Er ging nach Süden, irgendwo auf der 51 zwischen Grasmere und Riddle, jetzt näher an Nevada. Bald würde er sein Lager aufschlagen, den Tag über schlafen und aufwachen, wenn sich der Abend herabsenkte. Während sein Abendessen auf dem rauchlosen Lagerfeuer kochte, würde er lesen, ganz gleich, was; Worte aus einem zerfledderten Porno ohne Umschlag, oder vielleicht Mein Kampf oder einen Comic von R. Crumb, vielleicht auch aus einer reaktionären Zeitung der America Firsters oder der Sons of the Patriots. Wenn es um Gedrucktes ging, gab Flagg keinem den Vorzug.
    Nach dem Essen würde er weiterziehen, nach Süden auf diesem herrlichen zweispurigen Highway, der diese

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