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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sekunden später war er auf der Bühne. In der allgemeinen Verwirrung versuchte einer der Männer, das an seinem Hemd festgesteckte Namensschild zu entfernen. Ein Schuß ertönte, und der Mann sackte auf seinem Stuhl zusammen; seine Augen waren glasig, als hätte der schlechte Schuss ihn so gelangweilt, daß er in ein todesgleiches Dösen verfallen war. Dieses Schauspiel ging weiter bis fast Viertel vor elf, als vier Schwadronen regulärer Armeeinheiten mit Atemmasken und Maschinenpistolen ins Studio eindrangen. Die beiden sterbenden Gruppen von Soldaten stürzten sich sofort ins Gefecht. Der schwarze Mann mit dem Lendenschurz fiel fast auf der Stelle; obwohl vom Kugelhagel durchbohrt, schwitzte und fluchte er und feuerte mit seiner automatischen Pistole irre in den Boden. Der Renegat, der Kamera 2 bedient hatte, bekam einen Bauchschuß ab, und als er sich vornüber bückte, um seine herausquellenden Eingeweide festzuhalten, machte die Kamera eine langsame Drehung und zeigte den Zuschauern ein behäbiges Panorama der Hölle. Die halbnackten Wachen erwiderten das Feuer, während die Soldaten mit Atemschutzgeräten gleichgültig ins gesamte Zuschauerfeld schössen. Die unbewaffneten Soldaten in der Mitte mußten feststellen, daß sie nicht gerettet, sondern ihre Hinrichtungen lediglich beschleunigt worden waren.
    Ein junger Mann mit karottenfarbigem Haar und einem verzerrten, panischen Gesichtsausdruck kletterte über die Lehnen von sechs Stuhlreihen wie ein Zirkuskünstler auf Stelzen, bevor seine Beine von Kugeln Kaliber 45 abgesägt wurden. Andere krochen auf dem Teppichboden der Gänge, die Nasen an den Boden gepreßt, und duckten sich unter dem MG-Feuer, wie man es ihnen in der Grundausbildung beigebracht hatte. Ein alternder Sergeant mit grauem Haar stand mit ausgebreiteten Armen auf, wie ein Quizmaster, und schrie aus vollen Lungen: »STOOOOOOOP!«
    Heftiges Feuer von beiden Seiten wurde auf ihn eröffnet, und er begann einen Jig-Tanz wie eine auseinanderfallende Puppe. Das Brüllen der Gewehre und die Schreie der Sterbenden und Verwundeten jagte die Audionadel der Studioanzeigen auf +50 dB hoch.
    Der Kameramann fiel nach vorne über den Griff der Kamerabedienung, so daß die Zuschauer nicht den Rest des Gemetzels, sondern gnädigerweise nur die Studiodecke zu sehen bekamen. Innerhalb von fünf Minuten wurde das konstante Gewehrfeuer zu vereinzelten Explosionen. Dann Stille. Nur die Schreie hielten an. Fünf Minuten nach elf wurde die Studiodecke vom gezeichneten Bild eines Mannes ersetzt, der einen Fernseher anstarrte. Auf dem Fernsehschirm stand zu lesen: BITTE ENTSCHULDIGEN SIE, WIR HABEN PROBLEME!
    Als sich der Abend dem Ende zuneigte, traf das auf fast alle zu. 

    In Des Moines fuhr um 23.30 CST ein alter Buick, der mit religiösen Stickern vollgeklebt war - darunter HUPEN SIE, WENN SIE JESUS LIEBEN -, unablässig durch die verlassenen Straßen der Innenstadt. An diesem Tag hatte in Des Moines ein Feuer gewütet, das die Südseite der Hüll Avenue und das Grandview Junior College verwüstete; später kam es zu einem Aufstand, in dessen Verlauf der größte Teil der Innenstadt in Trümmer gelegt worden war. Nach Sonnenuntergang waren die Straßen von einer unablässig kreisenden Menge erfüllt gewesen, die meisten unter fünfundzwanzig, viele davon auf Choppern. Sie hatten Schaufenster eingeworfen, Fernseher gestohlen und an verwaisten Tankstellen getankt, während sie nach Leuten mit Gewehren Ausschau gehalten hatten. Jetzt waren die Straßen verlassen. Ein paar - vorwiegend Motorradfahrer - ließen den verbleibenden Dampf auf den Interstate 80 ab. Aber die meisten hatten sich in Häuser verkrochen und die Türen abgeschlossen; sie waren entweder an der Supergrippe erkrankt oder litten Todesangst davor, während sich die Nacht über das flache grüne Land senkte. Jetzt sah Des Moines aus wie die Kulisse nach einer gigantischen Sylvesterfeier, nachdem die letzten betrunkenen Besucher zu Bett gegangen sind. Die Reifen des Buick flüsterten und knirschten über die Glasscherben auf der Straße, während er von der 14ten nach Westen in die Euclid Avenue abbog und dabei an zwei Autos vorbeikam, die frontal zusammengestoßen waren und nun mit ineinander verhakten Stoßstangen auf den Seiten lagen wie ein Liebespaar nach erfolgreichem Doppelselbstmord. Auf dem Dach des Buick war ein Lautsprecher, und dieser gab nun verstärkte Brumm- und Piepstöne von sich, gefolgt vom Kratzen der Anfangsrille einer alten

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