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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Indiana, fürs Blasen zuständig! «
    »Mutter?« sagte die Stimme voller Zweifel. Dann verstummte sie. Lloyd fing an zu weinen. Dabei rieb er sich wie ein kleiner Junge mit den Fäusten die Augen. Er wollte ein Steak-Sandwich, er wollte mit seinem Anwalt sprechen, er wollte hier raus.
    Schließlich legte er sich auf die Pritsche, legte einen Arm über die Augen und masturbierte. Die Methode war zum Einschlafen so gut wie jede andere.

    Als er wieder aufwachte, war es fünf Uhr nachmittags, und im Hochsicherheitstrakt herrschte Totenstille. Benommen stand Lloyd von der Pritsche auf, die sich jetzt wie betrunken zu der Seite hinabneigte, wo ihr ein Bein fehlte. Er ergriff das Bein und schlug damit gegen die Gitterstäbe wie der Koch auf einer Farm, der das Gesinde zum Essen ruft. Essen. Welch ein Wort, hatte es je ein schöneres gegeben? Schweinesteaks mit Kartoffeln und Soßen und jungen grünen Erbsen und Milch mit Hershey-Schokoladensirup drin. Und ein großer Becher Erdbeereis als Nachtisch. Nein, es gab kein Wort, daß sich mit Essen vergleichen ließ.
    »He, ist niemand da?« rief Lloyd, und seine Stimme überschlug sich. Keine Antwort. Nicht einmal der Ruf nach der Mutter. In diesem Augenblick hätte er sich sogar darüber gefreut. Selbst Verrückte waren bessere Gesellschaft als Tote.
    Lloyd ließ das Pritschenbein klirrend auf den Boden fallen. Er stolperte zu seiner Pritsche zurück, hob die Matratze hoch und machte Inventur. Noch zwei Kanten Brot, zwei Handvoll Datteln, ein halb abgenagtes Kotelett, ein Stück Wurst. Er riß die Wurst in zwei Teile und aß das größere Stück, aber das regte nur seinen Appetit an und entfachte ihn um so mehr.
    »Jetzt nichts mehr«, flüsterte er, dann nagte er den Rest Fleisch vom Knochen und machte sich bittere Vorwürfe und fing wieder an zu weinen. Er würde hier drinnen sterben, so wie das Kaninchen in seinem Käfig gestorben war und Trask in seiner Zelle. Trask.
    Er sah lange und nachdenklich in Trasks Zelle und beobachtete die Fliegen beim Kreisen, Landen und Wiederaufsteigen. Trasks Gesicht war ein regelrechter L. A. International Airport für Fliegen. Schließlich nahm Lloyd das Pritschenbein, ging zu den Gitterstäben und schob es hindurch. Wenn er sich auf Zehenspitzen stellte, konnte er den Kadaver der Ratte gerade noch erreichen und in seine Zelle herüberziehen.
    Als sie nahe genug war, kniete Lloyd sich hin und zog die Ratte auf seine Seite. Er hob sie am Schwanz hoch und ließ den Kadaver lange vor seinen Augen baumeln. Dann legte er sie unter die Matratze, wo die Fliegen sie nicht erreichen konnten, aber er legte den schlaffen Körper getrennt von den Resten seiner Verpflegung hin. Er starrte die Ratte eine lange Zeit an, bevor er die Matratze fallen ließ und das Tier gnädig vor seinen Blicken verbarg.
    »Für alle Fälle«, flüsterte Lloyd Henreid in die Stille. »Nur für alle Fälle.«
    Dann stieg er auf das andere Ende der Pritsche, zog die Knie bis ans Kinn und saß still.

33
    Als die Uhr über der Tür im Büro des Sheriffs zweiundzwanzig Minuten vor neun zeigte, ging das Licht aus.
    Nick Andros las ein Taschenbuch, das er vom Regal im Drugstore genommen hatte, einen Schauerroman über eine verängstigte Gouvernante, die dachte, daß es auf dem einsamen Anwesen, wo sie die Söhne ihres hübschen Dienstherrn unterrichten sollte, nicht geheuer sei und spukte. Obwohl er nicht einmal die Hälfte des Buches gelesen hatte, wußte Nick schon, daß es sich bei dem Gespenst in Wirklichkeit um die Frau des hübschen Dienstherrn handelte, die höchstwahrscheinlich auf dem Dachboden eingesperrt war und vollkommen plemplem war.
    Als das Licht ausging, spürte er, wie sein Herz in der Brust einen Schlag aussetzte und eine Stimme tief aus seinem Inneren, wo die Alpträume warteten, die ihn mittlerweile jedesmal heimsuchten, wenn er schlief, flüsterte: Er kommt zu dir... er ist schon da draußen, auf den Highways der Nacht... den versteckten Highways... der dunkle Mann...
    Er legte das Taschenbuch auf den Tisch und ging auf die Straße hinaus. Der letzte Rest Tageslicht war noch nicht vom Himmel verschwunden, aber die Dämmerung war fast vorbei. Alle Straßenlaternen waren dunkel. Das Neonlicht im Drugstore, das Tag und Nacht gebrannt hatte, war ebenfalls erloschen. Auch das gedämpfte Summen der Verteilerkästen auf den Strommasten war verstummt; Nick fand das heraus, indem er eine Hand an einen hielt und nur Holz spürte. Die Vibration, die ihm in diesem Fall

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