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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Traum gewußt. Der schwarze Mann war nicht mit leeren Händen gekommen. In den Armen hielt er, während er durch den Mais schritt, wie eine Opfergabe den verwesten Leichnam von Rita Blakemoor, der jetzt steif und aufgedunsen war, das Fleisch von Murmeltieren und Wieseln zerfetzt. Eine stumme Anklage, die ihm vor die Füße geworfen werden würde, damit sie den anderen seine Schuld hinausschrie und damit stumm verkündete, daß er kein netter Kerl war, daß ihm etwas fehlte, daß er ein Verlierer war, ein Nehmer.
    Schließlich schlief er wieder ein, und bis er am nächsten Morgen um sieben frierend, hungrig und mit voller Blase aufwachte, war sein Schlaf traumlos.

    »Mein Gott«, sagte Nadine mit ausdrucksloser Stimme. Larry betrachtete sie und sah eine Enttäuschung, die zu überwältigend für Tränen war. Ihr Gesicht war blaß, die so bemerkenswerten Augen blickten umwölkt und stumpf.
    Es war Viertel nach sieben am 19. Juli, die Schatten wurden lang. Sie waren den ganzen Tag gefahren, hatten jeweils nur fünf Minuten Rast gemacht und nur eine halbe Stunde Mittagspause in Randolph. Keiner hatte sich beschwert, obwohl Larrys Körper nach sechs Stunden auf dem Motorrad verkrampft war und schmerzte und ihn überall Nadeln stachen.
    Jetzt standen sie zusammen in einer Reihe vor einem schmiedeeisernen Zaun des Seuchenzentrums. Unter und hinter ihnen lag die Stadt Stovington, die sich kaum verändert hatte, seit Stu Redman sie in den letzten Tagen seines Aufenthalts in diesem Komplex gesehen hatte. Hinter dem Zaun und dem Rasen, der einmal so gepflegt gewesen, jetzt aber verwuchert und mit Blättern und Zweigen übersät war, die die nachmittäglichen Stürme darauf geweht hatten, befand sich die Anlage selbst, drei Stockwerke hoch. Aber der größte Teil, vermutete Larry, unterirdisch. Die Anlage war verlassen, still, einsam.
    Mitten auf dem Rasen stand ein Schild mit der Aufschrift:

SEUCHENZENTRUM STOVINGTON 
REGIERUNGSGELÄNDE! BESUCHER
BEIM PFÖRTNER ANMELDEN

    Daneben stand ein zweites Schild, und darauf schauten sie alle. 

ROUTE 7 nach RUTLAND

    HIER SIND ALLE TOT

    ROUTE 4 nach SCHUYLERVILLE 

    WIR ZIEHEN WEITER NACH NEBRASKA 

    ROUTE 2 zur I-87 

    BLEIBEN SIE AUF UNSERER ROUTE

    I-87 SÜDLICH ZUR I-90 

    HALTEN SIE NACH SCHILDERN AUSSCHAU 

    I-90 NACH WESTEN

    HAROLD EMERY LAUDER

    FRANCES GOLDSMITH

    STUART REDMAN

    LAWRENCE BATEMAN

    8. JULI 1990

    »Mein guter Harold«, murmelte Larry. »Ich kann es kaum erwarten, dir die Hand zu schütteln und dir ein Bier auszugeben... oder einen Payday-Riegel.«
    »Larry!« sagte Lucy erschrocken.
    Nadine war ohnmächtig geworden.

45
    Um zwanzig vor elf am 20. Juli schlurfte sie auf die Veranda und trug Kaffee und Toast mit sich hinaus, wie jeden Tag, wenn das Coca-Cola-Thermometer vor dem Fenster über der Spüle mehr als zehn Grad anzeigte. Es war Hochsommer, der schönste Sommer seit 1955, wie sich Mutter Abagail genau erinnerte, jenem Jahr, als ihre Mutter im gesegneten Alter von dreiundneunzig Jahren gestorben war. Schade, daß nicht mehr Leute da sind, die sich an einem solchen Sommer erfreuen können, dachte sie, als sie sich vorsichtig in den Schaukelstuhl ohne Lehnen setzte. Aber hatten sich die Leute je darüber gefreut? Einige natürlich: junge Menschen, die sich liebten, und alte Leute, deren Knochen sich noch deutlich an die tödliche Umklammerung des Winters erinnerten. Jetzt waren die meisten jungen und alten Leute tot, und die dazwischen auch. Gott hatte ein strenges Gericht über die Menschheit gebracht. 
    Manche mochten ein so strenges Gericht als zu hart empfinden, aber Mutter Abagail zählte nicht dazu. Er hatte es schon einmal mit Wassser getan, und irgendwann einmal würde Er es mit Feuer tun. Es war nicht ihre Sache, über Gott zu richten, obwohl sie wünschte, Er hätte diesen Kelch an ihr vorübergehen lassen. Aber wenn es um Gericht ging, gab sie sich mit der Antwort zufrieden, die Gott Moses aus dem brennenden Busch gegeben hatte, als Moses Fragen für angebracht hielt. Wer bist du! fragt Moses, und Gott ruft so gewitzt, wie man sich nur wünschen kann aus dem Busch: Ich bin der ICH BIN. Mit anderen Worten: Moses, hör auf, auf diesen Busch hier zu klopfen, und sieh zu, daß du deinen alten Hintern bewegst. 
    Sie kicherte und nickte mit dem Kopf und tauchte den Toast in den breiten Mund der Tasse, bis er so weich war, daß sie ihn kauen konnte. Vor sechzehn Jahren hatte sie ihrem letzten Zahn Lebewohl gesagt. Zahnlos war sie aus dem

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