Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Farmervereinigung konnte das Ende des Streits über Wasserrechte bedeuten, den er mit Ben Conveigh hatte, der rasend wurde, wenn es ums Thema Nigger wie John Freemantle und Niggerfreunde wie Gary Sites ging. Es wäre sogar möglich, daß der Steuereintreiber des County mit seinen endlosen Schikanen aufhörte. Daher nahm John Freemantle die Einladung an, und die Abstimmung erfolgte zu seinen Gunsten (und zwar mit einer beruhigenden Mehrheit), und es wurden derbe Witze gemacht, Witze darüber, wie ein Waschbär auf dem Dachboden des Gebäudes der Farmervereinigung erwischt worden war, und darüber, daß man ein Niggerbaby, wenn es in den Himmel kam und seine schwarzen Flügel erhielt, nicht Engel, sondern Fledermaus nannte, und Ben Conveigh lief eine Weile herum und erzählte, der einzige Grund, warum die Vereinigung John Freemantle aufgenommen hatte, wäre der, daß die Kinderkirmes bevorstand und sie einen Nigger brauchten, der den afrikanischen Orang-Utan spielte. John Freemantle hatte so getan, als hätte er das alles nicht gehört, und daheim las er aus der Bibel - »eine leise Antwort vertreibt den Zorn« und »Brüder, wie ihr säet, so sollt ihr auch ernten«, und sein Lieblingszitat, das er nicht demütig sprach, sondern voll grimmiger Überzeugung und Vorfreude: »Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen.«
    Und im Laufe der Zeit hatte er auch die Nachbarn für sich gewonnen. Nicht alle natürlich; nicht die Fanatiker wie Ben Conveigh und dessen Halbbruder George, nicht die Arnolds und die Deacons, aber alle anderen. 1903 waren sie bei Gary Sites und seiner Familie zum Dinner eingeladen worden, in der guten Stube, genau wie die Weißen.
    1902 hatte Abagail im großen Saal der Farmervereinigung Gitarre gespielt; und zwar nicht am Negerabend, sondern in einer TalentShow der Weißen Ende des Jahres. Ihre Mutter war strikt dagegen gewesen; es war einer der wenigen Anlässe, als sie Einwände gegen eine Entscheidung ihres Mannes vor den Kindern aussprach (nur waren die Jungs da schon in mittleren Jahren, und John selbst hatte mehr als nur ein paar weiße Strähnen im Haar).
    »Ich weiß, wie es gewesen ist«, sagte sie weinend. »Du und Sites und dieser Frank Fenner habt das ausgeheckt. Für sie ist das recht und schön, aber was hast du dir dabei gedacht, John Freemantle? Es sind Weiße . Du kannst dich mit ihnen auf den Hof hocken und übers Pflügen reden! Du kannst unten in der Stadt mit ihnen ein Bier trinken, wenn Nate Jackson dich in seinen Saloon läßt. Schön! Ich weiß, was du die letzten Jahre durchgemacht hast - das ändert nichts. Ich weiß, du hast gelächelt, auch wenn du im Herzen Todesqualen empfunden haben mußt. Aber dies ist etwas anderes!  Es geht um deine eigene Tochter ! Was wirst du sagen, wenn sie in ihrem schönen weißen Kleid da oben steht und ausgelacht wird? Was, wenn sie mit faulen Tomaten nach ihr werfen wie nach Brick Sullivan, als er versucht hat, in der Neger-Show aufzutreten? Und was wirst du ihr sagen, wenn sie mit dem Kleid voller Tomaten vor dir steht und sagt: >Warum, Daddy? Warum haben sie das getan, und warum hast du es zugelassen?<«
    »Nun, Rebecca«, antwortete John, »ich denke, das überlassen wir ihr und David.«
    David war ihr erster Mann gewesen; 1901 war aus Abagail Freemantle Abagail Trotts geworden. David Trotts war ein schwarzer Farmarbeiter aus Valparaiso, und um sie zu werben, war er fast dreißig Meilen gekommen. John Freemantle hatte einmal zu Rebecca gesagt, daß es Trotts gehörig erwischt haben mußte, wo er doch soviel trottete. Und viele hatten über ihren ersten Mann gelacht und Sachen gesagt wie: »Ich weiß, wer in dieser Familie die Hosen anhat.«
    Aber David war kein Schwächling; nur ruhig und nachdenklich. Als er zu John und Rebecca Freemantle sagte: »Was Abagail für richtig hält, wird gemacht«, hatte Abby ihn dafür gesegnet und ihrer Mutter und ihrem Vater gesagt, daß sie mit ihm zusammenbleiben wollte. Sie war mit ihrem ersten Kind schon im dritten Monat, als sie am 27. Dezember 1902 im großen Saal der Farmervereinigung auf die Bühne stieg - unter eisigem Schweigen, das eintrat, als der Zeremonienmeister ihren Namen ansagte. Vor ihr war Gretchen Tilyons auf der Bühne gewesen, hatte einen rassigen französischen Tanz aufs Parkett gelegt und den pfeifenden, johlenden und mit den Füßen stampfenden Männern im Publikum ihre Beine und Unterröcke gezeigt.
    Sie stand in der eisigen Stille und wußte, wie schwarz ihr Gesicht und

Weitere Kostenlose Bücher