The Stand. Das letze Gefecht
Harold?« Wenn Mark jetzt mit Verspätung an Captain Trips erkrankte, bedeutete das, daß sie es alle bekommen konnten. Vielleicht lag der Erreger immer noch in der Luft. Vielleicht war er sogar mutiert. Damit ich dich besser fressen kann.
»Nein, nicht die Grippe. Ganz und gar nicht. Fran, hast du heute abend Austern aus der Dose gegessen ? Oder vielleicht, als wir Rast gemacht haben ?«
Sie versuchte nachzudenken, aber ihr Verstand war immer noch verschlafen. »Ja, beide Male«, sagte sie. »Haben gut geschmeckt. Ich mag Austern. Ist es eine Lebensmittelvergiftung? Ist es das?«
»Fran, ich frage ja nur. Keiner weiß , was es ist. Wir haben keinen Arzt im Haus. Wie geht es dir? Alles in Ordnung?«
»Prima, nur müde.« Aber das war sie nicht. Nicht mehr. Von der anderen Seite des Lagers drang wieder ein Stöhnen herüber, als würde Mark ihr Vorwürfe machen, weil es ihr gut ging und ihm nicht. Harold sagte: »Glen glaubt, es könnte der Blinddarm sein.«
»Was?«
Harold grinste nur düster und nickte.
Fran stand auf und ging zu den anderen. Harold folgte ihr wie ein unglücklicher Schatten.
»Wir müssen ihm helfen«, sagte Perion. Sie sprach mechanisch, als hätte sie es schon oft gesagt. Ihre Augen sahen unablässig von einem zum anderen - Augen, die so voll Entsetzen und Hilflosigkeit waren, daß sich Frannie wieder einmal schuldig fühlte. Ihre Gedanken kreisten egoistisch um das Baby, und sie versuchte, sie zu verdrängen. Unangemessen oder nicht, sie wollten nicht weichen. Geh weg von ihm , schrie ein Teil von ihr dem anderen Teil zu. Geh sofort weg, er könnte ansteckend sein . Sie sah Glen an, der im Licht der Coleman-Laterne blaß und alt aussah.
»Harold sagt, ihr denkt, es ist der Blinddarm?« fragte sie.
»Ich weiß nicht«, sagte Glen, der unbehaglich und ängstlich dreinsah. »Die Symptome hat er auf jeden Fall; Fieber, der Unterleib ist geschwollen und fühlt sich hart an, schmerzt bei Berührung...«
»Wir müssen ihm helfen«, sagte Perion wieder und brach in Tränen aus.
Glen berührte Marks Bauch, und Mark riß die Augen, die halb geschlossen und glasig waren, weit auf. Er schrie. Glen riß die Hand weg, als hätte er in einen heißen Ofen gefaßt, und sah mit kaum verhohlener Panik von Stu zu Harold und wieder zu Stu zurück.
»Was schlagen die beiden Herren vor?«
Harold stand da, sein Hals arbeitete konvulsivisch, als wäre etwas darin steckengeblieben, das ihn würgte. Schließlich stieß er hervor:
»Gebt ihm etwas Aspirin.«
Perion, die durch Tränen auf Mark hinabgesehen hatte, wirbelte zu Harold herum. »Aspirin?« fragte sie. Ihre Stimme klang wütend und fassungslos. » Aspirin ?« diesmal kreischte sie es. » Mehr fällt euch nicht ein, wo ihr doch sonst solche Klugscheißer seid? Aspirin ?«
Harold steckte die Hände in die Taschen, sah sie kläglich an und nahm den Verweis hin.
Stu sagte ganz leise: »Aber Harold hat recht, Perion. Momentan können wir nichts Besseres tun, als ihm Aspirin zu geben. Wie spät ist es?«
»Ihr wißt nicht, was ihr machen sollt!« schrie Perion sie an. »Warum gebt ihr es nicht einfach zu?«
»Es ist Viertel vor drei«, sagte Frannie.
»Und wenn er stirbt ?« Peri strich sich eine Strähne kastanienfarbenes Haar aus dem vom Weinen verquollenen Gesicht.
»Laß sie in Ruhe, Peri«, sagte Mark mit dumpfer, müder Stimme. Sie schraken alle auf. »Sie tun, was sie können. Wenn es weiterhin so weh tut, wäre ich sowieso lieber tot. Gebt mir Aspirin. Irgendwas.«
»Ich hole es«, sagte Harold, der sich liebend gern entfernte. »In meinem Rucksack ist welches. Exedrin extra stark«, fügte er hinzu, als wartete er auf ihre Zustimmung, dann ging er, stolperte beinahe in seiner Hast.
»Wir müssen ihm helfen«, sagte Perion, die zu ihrer alten Litanei zurückkehrte.
Stu zog Glen und Frannie beiseite.
»Habt ihr eine Ahnung, was wir machen sollen?« fragte er leise. »Ich weiß es jedenfalls nicht, soviel kann ich sagen. Peri war wütend auf Harold, aber sein Einfall mit dem Aspirin war doppelt so gut wie jeder von mir.«
»Sie ist durcheinander, das ist alles«, sagte Fran. Glen seufzte. »Vielleicht ist es nur der Magen. Zuviel Aufregungen. Vielleicht hat er guten Stuhlgang, und es geht wieder weg.«
Frannie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Wenn es der Magen wäre, hätte er kein Fieber. Und ich glaube auch nicht, dass der Bauch so aufgebläht wäre.« Es sah fast so aus, als wäre über Nacht ein Tumor dort entstanden.
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