Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
nicht, ob Veronal dem Baby schaden konnte oder nicht, wollte aber kein Risiko eingehen. Es hieß, daß selbst Aspirin den Chromosomen gefährlich werden konnte. So mußte sie die Träume erleiden - erleiden, das war das richtige Wort. Einer der Träume war vorherrschend; wenn die übrigen anders waren, gingen sie doch früher oder später in diesen über. Sie war in ihrem Haus in Ogunquit, und der dunkle Mann verfolgte sie. Durch schattige Flure hin und her, durch den Salon ihrer Mutter, wo die Uhr unablässig Jahreszeiten in einem Zeitalter der Dürre tickte... sie wußte, daß sie ihm entkommen könnte, wenn sie nicht die Leiche tragen müßte. Es war die in ein Bettlaken gehüllte Leiche ihres Vaters, und wenn sie sie fallen ließ, würde der dunkle Mann ihr etwas antun, sie vielleicht schrecklich schänden. Deshalb lief sie und merkte, daß er immer näher kam, bis er zuletzt seine Hand auf ihre Schulter legen würde, seine heiße, widerliche Hand. Sie verlor das Rückgrat und alle Kraft, und die Leiche ihres Vaters glitt ihr aus den Armen, sie drehte sich um und wollte rufen: Nehmen Sie ihn, machen Sie, was Sie wollen, es ist mir gleich, nur verfolgen Sie mich nicht mehr.
    Und dann stand er vor ihr, in etwas Dunkles gehüllt, das aussah wie eine Mönchskutte mit Kapuze, und von seinen Zügen war nichts zu sehen außer seinem breiten Grinsen. Und in einer Hand hielt er den verbogenen Kleiderbügel. Da traf das Grauen sie wie eine Faust, und sie versuchte aufzuwachen, schweißgebadet und mit klopfendem Herzen, und sie wollte niemals wieder schlafen. Denn er wollte nicht die Leiche ihres Vaters; er wollte das lebende Kind in ihrem Leib.
    Sie drehte sich wieder um. Wenn sie nicht bald einschlief, würde sie ihr Tagebuch nehmen und etwas hineinschreiben. Sie führte seit dem 5. Juli Tagebuch. In gewisser Weise führte sie es für das Baby. Es war ein Akt des Glaubens - des Glaubens, daß das Baby leben würde. Es sollte später erfahren, wie es gewesen war, wie die Seuche in einen Ort namens Ogunquit gekommen war, wie sie und Harold ihr entgangen waren und was dann aus ihnen wurde. Das Kind sollte wissen, wie das alles gewesen war.
    Der Mond schien so hell, daß man schreiben konnte, und zwei oder drei Seiten Tagebuch reichten immer aus, sie müde zu machen. Sie nahm an, daß das nicht unbedingt für ihre schriftstellerische Begabung sprach. Aber vorher wollte sie dem Schlaf noch einmal eine faire Chance geben.
    Sie machte die Augen zu.
    Und dachte weiter über Harold nach.
    Die Situation hätte sich entspannen können, als Mark und Perion zu ihnen gestoßen waren, wären die beiden nicht von vorneherein miteinander liiert gewesen. Perion war dreiunddreißig, elf Jahre älter als Mark, aber in dieser neuen Welt spielten derlei Dinge keine Rolle mehr. Sie hatten einander gesucht und gefunden und wollten zusammenbleiben. Perion hatte Frannie gestanden, daß sie versuchten, ein Baby zu machen. Gott sei Dank habe ich die Pille genommen und keine Spirale gehabt, sagte Peri. Wie in Gottes Namen hätte ich die je rausbekommen sollen?
    Frannie hätte ihr beinahe von dem Baby erzählt, das sie selbst im Leib trug (mittlerweile war sie schon im vierten Monat), aber irgend etwas hatte sie zurückgehalten. Sie hatte Angst, es könnte eine gespannte Situation noch schlimmer machen.
    So kam es, daß sie jetzt zu sechst waren, nicht mehr zu viert (Glen weigerte sich standhaft, ein Motorrad zu fahren, und fuhr stets als Beifahrer bei Stu oder Harold mit), aber die Situation hatte sich durch das Auftauchen einer weiteren Frau nicht verändert. 
    Was ist mit dir , Frannie? Was willst du ?
    Wenn sie in so einer Welt leben mußte und eine Art biologische Uhr in sich trug, die in knapp sechs Monaten ablaufen würde, dann wollte sie einen Mann wie Stu Redman zum Gefährten - nein, keinen Mann wie ihn. Sie wollte ihn . Jetzt war es heraus, offen eingestanden. 
    Da es keine Zivilisation mehr gab, war das Auto der menschlichen Gesellschaft Chrom und Zierleisten losgeworden. Über dieses Thema ließ sich Glen Bateman oft aus, und es schien Harold immer ungewöhnlich gut zu gefallen.
    Women's Lib, fand Frannie (die dachte, wenn sie schon offen war, konnte sie auch rückhaltlos offen sein), war nicht mehr und nicht weniger als ein Auswuchs der technologischen Gesellschaft. Frauen waren der Gnade ihrer Körper ausgeliefert. Sie waren kleiner. Sie waren gewöhnlich schwächer. Ein Mann konnte keine Kinder bekommen, das konnte nur eine Frau -

Weitere Kostenlose Bücher