Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
jeder Vierjährige wußte das. Und eine schwangere Frau ist ein verwundbares Menschenwesen. Die Zivilisation hatte einen Schirm der Vernunft errichtet, unter dem beide Geschlechter Platz fanden. Liberation - Befreiung - das eine Wort sagte alles. Vor der Zivilisation mit ihrem behutsamen und barmherzigen System von Schutzvorrichtungen waren Frauen Sklaven gewesen. Da half keine Schönfärberei; wir waren Sklaven, dachte Fran. Dann gingen die bösen Tage zu Ende. Und das Credo der Frauen, das man in den Büros des Magazins Ms. aufhängen sollte, vorzugsweise in Großbuchstaben, lautete ganz einfach: Vielen Dank, Männer, für die Eisenbahn. Vielen Dank, daß ihr das Automobil erfunden und die Indianer massakriert habt, die glaubten, es wäre schön, noch eine Weile in Amerika zu bleiben, zumal sie zuerst da waren. Vielen Dank, Männer, für die Krankenhäuser, die Polizei, die Schulen. Aber jetzt würde ich gerne wählen, bitte, und ich beanspruche das Recht, meinen Weg selbst zu bestimmen und mein Schicksal selbst zu gestalten. Früher habe ich gekuscht, aber das ist jetzt überflüssig. Meine Tage der Sklaverei sind gezählt; ich muss ebensowenig Sklavin sein, wie ich den Atlantik in einem winzigen Segelboot überqueren muß. Flugzeuge sind schneller und sicherer als kleine Segelboote, und Freiheit ist vernünftiger als Sklaverei. Ich habe keine Angst vorm Fliegen. Vielen Dank, Männer. 
    Was war noch zu sagen? Nichts. Die Spießer mochten stöhnen, wenn Büstenhalter verbrannt wurden, die Reaktionäre ihre kleinen intellektuellen Spiele trieben, aber die Wahrheit lächelt nur. Jetzt hatte sich das alles geändert, in wenigen Wochen hatte es sich geändert - wie sehr, konnte nur die Zeit lehren. Aber jetzt lag sie hier in der Nacht und wußte, daß sie einen Mann brauchte. O Gott, sie brauchte so sehr einen Mann.
    Und es ging ihr nicht darum, sich und ihr Kind durchzubringen, nach der Nummer eins zu suchen (und Nummer zwei, vermutete sie). Sie mochte Stu, besonders nach Jess Rider. Stu war ruhig, tüchtig und vor allem nicht das, was ihr Vater »zwanzig Pfund Scheiße in einem Zehnpfundsack« genannt haben würde.
    Er mochte sie auch. Das wußte sie ganz genau, seit sie am 4. Juli in diesem verlassenen Restaurant zum ersten Mal gemeinsam gegessen hatten. Einen Moment - nur einen Moment hatten sich ihre Blicke getroffen, und der Funke war übergesprungen, wie bei einem plötzlichen Stromstoß, bei dem sämtliche Nadeln in den roten Bereich sausen. Stu wußte vermutlich, wie es stand, aber er wartete auf sie, überließ es ihr, sich zu gegebener Zeit zu entscheiden. Sie war zuerst in Harolds Begleitung gewesen, deshalb war sie Harolds Sklavin. Eine stinkende Macho-Vorstellung, aber sie fürchtete, dass es wieder eine stinkende Macho-Welt werden würde, wenigstens für eine gewisse Zeit.
    Wenn nur jemand für Harold da wäre, aber es war niemand da, und sie fürchtete, sie konnte nicht mehr lange warten. Sie dachte an den Tag, an dem Harold auf seine tolpatschige Art versucht hatte, mit ihr zu schlafen, um seinen Besitzanspruch deutlich zu machen. Wie lange war das her? Zwei Wochen? Es kam ihr länger vor. Die ganze Vergangenheit schien jetzt ausgedehnt zu sein. Sie war zerlaufen wie ein warmgewordener Sahnekaramellbonbon. Hin und her gerissen zwischen den Sorgen, was sie Harolds wegen unternehmen sollte, und der Angst, was er anstellen konnte, wenn sie zu Stuart ging, und ihrer Angst vor den Träumen, würde sie nie zum Schlafen kommen. Mit diesem Gedanken döste sie ein.
    Als sie aufwachte, war es noch dunkel. Jemand schüttelte sie. Sie murmelte protestierend - ihr Schlaf war zum ersten Mal seit einer Woche ruhig und ohne Träume -, aber dann kam sie doch widerwillig zu sich und dachte, es müßte Morgen und Zeit zum Aufbruch sein. Aber warum sollten sie in der Dunkelheit aufbrechen? Als sie sich aufrichtete, sah sie, daß sogar der Mond untergegangen war. Harold schüttelte sie, und Harold sah verängstigt aus.
    »Harold? Was ist denn los?«
    Sie sah, daß Stu auch auf war. Und Glen Bateman. Perion kniete auf der anderen Seite ihrer kleinen Feuerstelle.
    »Mark«, sagte Harold. »Er ist krank.«
    »Krank?« sagte sie, dann ertönte das leise Stöhnen von der anderen Seite der Asche des Lagerfeuers, wo Perion kniete und die beiden Männer standen. Frannie spürte, wie das Grauen gleich einer schwarzen Säule in ihr emporstieg. Vor Krankheiten hatten sie alle am meisten Angst.
    »Doch nicht... die Grippe, oder,

Weitere Kostenlose Bücher