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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sollte, das tägliche Fahren, die Krämpfe, das Wundscheuern, der Verlust meiner Eltern, das alles schien plötzlich nicht mehr so schlimm... zuerst machte es sich durch Kichern Luft, dann durch hysterisches Gelächter, mit dem ich einfach nicht mehr aufhören konnte.
    »Was ist so komisch?« fragte Harold und stand auf. Er hatte es wohl in seinem gewohnten selbstgerechten Ton sagen wollen, aber in diesem Augenblick dachte ich schon nicht mehr an Harold, sondern hatte dieses verrückte Bild von Donald Duck im Kopf. Donald Duck, der durch die Trümmer der westlichen Zivilisation watschelt und wütend quakt: Was ist so komisch, he? Was ist so verdammt komisch? Ich schlug die Hände vors Gesicht & kicherte & schluchzte & kicherte, bis Harold mich für total verrückt gehalten haben muß. Nach einer Weile konnte ich aufhören. Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und wollte Harold bitten nachzuschauen, wie schlimm ich mich am Rücken aufgeschürft hatte. Aber ich ließ es sein, weil ich fürchtete, er würde sich FREIHEITEN herausnehmen. Leben, Freiheit und das Streben nach Frannie, oh-ho, das ist nicht komisch.
    »Fran«, sagte Harold, »es fällt mir schwer, das zu sagen.«
    »Dann solltest du es vielleicht nicht sagen«, sagte ich.
    »Ich muß«, antwortete er, und ich sah allmählich ein, daß er kein Nein akzeptieren würde, es sei denn, ich hätte ihn angeschrien.
    »Frannie«, sagte er, »ich liebe dich.«
    Ich hatte wohl die ganze Zeit gewußt, daß es so schwärmerisch war. Es wäre leichter gewesen, wenn er nur mit mir hätte schlafen wollen. Liebe ist gefährlicher als bloßes Bumsen, und ich steckte in der Klemme. Wie sollte ich nein zu Harold sagen? Ich schätze, es gibt nur eine Methode, ganz gleich, wem man es sagen muß.
    »Ich liebe dich nicht, Harold«, sagte ich.
    Seine Gesichtszüge entgleisten. »Er ist es, nicht wahr?« sagte er, und jetzt wurde sein Gesicht zu einer häßlichen Fratze. »Es ist Stu Redman, nicht wahr?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. Ich habe ein Temperament, das ich leider nicht immer zügeln kann - das habe ich von meiner Mutter, glaube ich. Bei Harold allerdings habe ich mir bewundernswerte Mühe gegeben. Aber ich merkte, wie es an seinen Zügeln zerrte.
    »Ich weiß.« Seine Stimme war schrill und voller Selbstmitleid. »Ich weiß schon. Ich wußte es schon am ersten Tag, als wir ihn trafen. Ich wollte nicht, daß er mitkommt, weil ich es wußte. Und er hat gesagt...«
    »Was hat er gesagt?«
    »Daß er dich nicht will! Daß du mir gehören kannst!«
    »Als hätte er dir ein neues Paar Schuhe geschenkt, richtig, Harold?«
    Er antwortete nicht; vielleicht weil ihm klar wurde, daß er zu weit gegangen war. Mit etwas Mühe erinnerte ich mich an den Tag in Fabyan. Harolds erste Reaktion auf Stu war die eines Hundes gewesen, wenn ein neuer Hund, ein fremder Hund, ins Revier des ersten Hundes kommt. In sein Revier. Ich konnte fast sehen, wie sich Harolds Nackenhärchen aufstellten. Mir wurde klar, was Stu gesagt hatte; er hatte es gesagt, um uns aus der Gattung der Hunde herauszuholen und wieder in die Gattung der Menschen zu bringen. Und geht es nicht ganz genau darum? Ich meine, bei diesem unvorstellbaren Kampf, in den wir gerade verwickelt sind? Wenn nicht, warum machen wir uns dann überhaupt erst die Mühe und versuchen, uns zivilisiert zu benehmen?
    »Ich gehöre niemandem, Harold«, sagte ich.
    Er murmelte etwas.
    »Was?«
    »Ich sagte, du wirst deine Meinung vielleicht ändern müssen.«
    Mir fiel eine scharfe Erwiderung ein, aber ich sprach sie nicht aus. Harolds Augen blickten in die Ferne; sein Gesicht war sehr still und ausdruckslos. Dann sagte er: »Ich kenne den Typ schon lange. Das kannst du mir glauben, Frannie. Der Kerl ist Quarterback der Footballmannschaft, sitzt aber im Unterricht nur da, schießt Krampen und zeigt Leuten den Vogel, weil er weiß, der Lehrer muß ihm mindestens eine 3 geben, damit er in der Schulmannschaft weiterspielen kann. Der Typ geht fest mit der hübschesten Cheerleaderin, und sie hält ihn für Jesus Christus persönlich. Der Typ, der furzt, wenn der Englischlehrer dich bittet, deinen Aufsatz vorzulesen, weil es der beste der ganzen Klasse ist. O ja, ich kenne Pisser wie ihn. Viel Glück, Fran.«
    Dann ging er einfach davon. Ich bin ziemlich sicher, es war nicht der GROSSE DONNERNDE ABGANG, den er wollte. Es war mehr so, als hätte er einen geheimen Traum gehabt, in den ich gerade jede Menge Löcher geschossen hatte - den Traum,

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