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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht... warum oder wie ich es getan habe... kann man mir zum Vorwurf machen, daß ich ihn nicht liebe wie Stu? Ist das etwa meine Schuld?«
    »Nein, natürlich nicht.« Larry sah erschrocken drein. »Hören Sie, es tut mir leid. Ich bin einfach hereingeplatzt. Ich gehe.«
    »Er hat sich  verändert .« platzte Frannie heraus. »Ich weiß nicht wie und warum, und manchmal glaube ich, zu seinem Vorteil... aber ich weiß es nicht... wirklich nicht. Manchmal habe ich Angst.«
    »Angst vor Harold?«
    Sie antwortete nicht; sah nur auf ihre Füße. Sie dachte, daß sie schon zuviel gesagt hatte.
    »Sie wollten mir doch sagen, wie ich dorthin komme«, meinte er leise.
    »Ganz einfach. Gehen Sie die Arapahoe geradeaus, bis Sie zu dem kleinen Park kommen... Ebene G. Fine Park, glaube ich. Der Park liegt rechts. Harolds kleines Haus links, genau gegenüber.«
    »Gut, danke. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Fran, samt kaputter Vase und allem.«
    Sie lächelte, aber es war mechanisch. Die beschwingte gute Stimmung des Abends war dahin.
    Larry hob die Weinflasche und schenkte ihr sein schiefes Lächeln.
    »Und wenn Sie ihn vor mir treffen... nichts verraten, hm?«
    »Klar.«
    »Nacht, Frannie.«
    Er ging den Weg zurück, den er gekommen war. Sie sah ihm nach, bis er fort war. Dann ging sie nach oben und legte sich zu Stu ins Bett, der immer noch schlief wie ein Murmeltier.
    Harold, dachte sie und zog die Decke bis ans Kinn. Wie sollte sie es Larry sagen, der auf seine verlorene Weise so nett zu sein schien (aber waren sie heute nicht alle verloren?), daß Harold Lauder dick und halbwüchsig und selbst verloren war? Sollte sie ihm sagen, dass sie eines noch gar nicht so lange vergangenen Tages den klugen Harold, den spitzfindigen Harold, den Was-würde-Jesus -tun-Harold gefunden hatte, wie er in der Badehose den Rasen mähte und weinte? Sollte sie ihm sagen, daß der manchmal mürrische, häufig ängstliche Harold, der von Ogunquit nach Boulder gekommen war, sich in einen gestandenen Politiker verwandelt hatte, einen Rückenklopfer, einen Hallo-Leute-wir-sehen-uns-Typ, der einen trotzdem mit den ausdruckslosen, kalten Augen eines Gürteltiers ansah?
    Sie fürchtete, daß sie heute nacht lange auf den Schlaf warten mußte. Harold hatte sich hoffnungslos in sie verliebt, und sie hatte sich hoffnungslos in Stu Redman verliebt; das Leben war schon hart. Aber wenn ich Harold sehe, bekomme ich eine Gänsehaut. Obwohl es aussieht, als hätte er zehn Pfund abgenommen, und er nicht mehr so viele Pickel hat, bekomme ich eine...
    Plötzlich stockte ihr hörbar der Atem; sie stützte sich auf die Ellenbogen und riß die Augen im Dunkeln auf.
    Etwas hatte sich in ihr bewegt.
    Sie strich mit den Händen über die Wölbung der Leibesmitte. Es war noch zu früh. Es war ihre Einbildung. Aber...
    Aber die war es nicht.
    Sie legte sich langsam mit klopfendem Herzen zurück. Sie hätte Stu fast geweckt, ließ es dann aber doch sein. Wenn nur er ihr das Baby gemacht hätte, nicht Jess. In diesem Fall hätte sie ihn geweckt und den Augenblick mit ihm geteilt. Beim nächsten Baby. Das hieß, wenn es ein nächstes Baby gab.
    Dann kam die Bewegung wieder, so unmerklich, als wäre es eine Blähung gewesen. Aber sie wußte es besser. Es war das Baby. Und das Baby lebte.
    »Wie schön«, murmelte sie zu sich und lehnte sich zurück. Larry Underwood und Harold Lauder waren vergessen. Was ihr widerfahren war, seit ihre Mutter krank wurde, war vergessen. Sie wartete, daß es sich wieder bewegte, lauschte nach dem Wesen in ihrem Inneren und schlief darüber ein. Ihr Baby lebte. 

    Harold saß in einem Sessel auf dem Rasen des kleinen Hauses, das er sich ausgesucht hatte, sah zum Himmel und dachte an einen alten Rock'n'Roll-Song. Er haßte Rock, aber an diesen erinnerte er sich fast Zeile für Zeile, kannte sogar noch den Namen der Gruppe, die ihn gesungen hatte: Cathy Young and the Innocents. Die Leadsängerin, Vokalistin, wie auch immer, hatte eine hohe, schmachtende, rauhe Stimme, die ihn irgendwie gefesselt hatte. Goldkehlchen nannten die DJs sowas. Eine Miß mit Biß. Die Leadsängerin hörte sich an, als wäre sie sechzehn Jahre alt, blaß, blond und unscheinbar. Als würde sie ein Bild ansingen, das fast immer in einer Schublade versteckt lag, ein Bild, das nur spät abends herausgenommen wurde, wenn alle anderen im Haus schliefen. Sie klang hoffnungslos. Das Bild, das sie ansang, hatte sie möglicherweise aus dem High-School -Jahrbuch ihrer großen

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