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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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merkte, daß die Dunkelheit gar nicht dunkel war. Sie war rötlich, beweglich, friedlich. Sie rief Fran ihre Kindheit ins Gedächtnis zurück. Ein Samstagmorgen ohne Schule und Kirche, ein Tag, an dem man lange schlafen durfte. An einem solchen Tag konnte man ganz gemächlich und nach eigenem Belieben aufwachen. Man lag mit geschlossenen Augen da und sah nichts als die rote Dunkelheit, die entstand, wenn die Sonne durch das zarte Geflecht der Kapillaren in den Augenlidern drang. Man lauschte den Vögeln draußen in den alten Eichen und vielleicht roch man die salzige Meeresluft, denn man hieß Frances Goldsmith und war elf Jahre alt an einem Samstagmorgen in Ogunquit...
    Vögel. Sie konnte Vögel hören.
    Aber dies war nicht Ogunquit; es war 
    ( Boulder ).
    Sie dachte in der roten Dunkelheit lange Zeit darüber nach, und plötzlich erinnerte sie sich an die Explosion.
    (? Explosion ?)
    (! Stu !)
    Sie riß die Augen auf. Plötzliches Entsetzen. » Stu !«
    Und Stu saß neben ihrem Bett. Stu mit einem sauberen weißen Verband am Unterarm und einer häßlichen Schramme auf der Wange, an der das Blut schon getrocknet war, und mit teilweise verbranntem Haar, aber es war Stu , er lebte und war bei ihr, und als sie die Augen aufschlug, drückte sein Gesicht große Erleichterung aus, und er sagte: »Frannie. Gott sei Dank.«
    »Das Baby«, sagte sie. Ihr Hals war trocken. Es kam nur als Flüstern heraus.
    Sein Gesicht war unbewegt, und blinde Angst stahl sich in ihren Körper, kalt und lähmend.
    »Das Baby«, sagte sie und zwang die Worte durch den Hals, der rauh wie Sandpapier war. »Habe ich das Baby verloren?«
    Begreifen erhellte sein Gesicht. Er hielt sie ungeschickt mit dem gesunden Arm. »Nein, Frannie, nein. Du hast das Baby nicht verloren.«
    Dann fing sie an zu weinen, heiße Tränen, die ihr an den Wangen herabliefen. Sie umarmte ihn wild und achtete nicht darauf, daß alle Muskeln in ihrem Körper vor Schmerz zu schreien schienen. Sie umarmte ihn. Die Zukunft konnte warten. Was sie jetzt am meisten brauchte, war hier in diesem sonnendurchfluteten Raum. Durch das offene Fenster hörte sie Vogelstimmen.

    Später fragte sie ihn: »Sag mir. Wie schlimm ist es?«
    Sein Gesicht war düster und bekümmert und zurückhaltend.
    »Fran...«
    »Nick?« flüsterte sie. Sie schluckte, und in ihrem Hals klickte es leise. »Ich sah einen Arm, einen abgerissenen Arm...«
    »Vielleicht sollten wir lieber warten...«
    »Nein. Ich muß es wissen. Wie schlimm ist es?«
    »Sieben Tote«, sagte er mit leiser, rauher Stimme. »Wir haben Glück gehabt. Es hätte viel schlimmer kommen können.«
    »Wer, Stuart?«
    Er hielt linkisch ihre Hände. »Nick war auch dabei, Liebes. Da war diese Glasscheibe, würde ich sagen - du weißt schon, dieses polarisierte Glas -, und sie... sie...« Er verstummte einen Moment, betrachtete seine Hände, dann sah er sie wieder an. »Er... wir konnten ihn nur anhand... bestimmter Narben identifizieren...« Er wandte sich einen Augenblick von ihr ab. Fran stieß einen schroffen Seufzer aus.
    Als Stu weitersprechen konnte, sagte er: »Und Sue. Sue Stern. Sie war noch im Haus, als die Bombe hochging.«
    »Das... ist einfach unvorstellbar, was?« sagte Fran. Sie war fassungslos, benommen, bestürzt.
    »Es stimmt aber.«
    »Wer noch?«
    »Chad Norris«, sagte Stu, und Fran stieß wieder diesen harschen Seufzer aus. Eine einzelne Träne lief ihr aus dem Augenwinkel; sie wischte sie fast abwesend weg.
    »Die drei waren die einzigen drinnen. Es ist wie ein Wunder. Brad meint, in dem Schrank müssen acht oder neun Stangen Dynamit gewesen sein. Und Nick muß fast... wenn ich mir vorstelle, daß Nick die Hände genau auf diesem Schuhkarton gehabt haben muß...«
    »Nicht«, sagte sie. »Das konnte man nicht wissen.«
    »Ein schwacher Trost«, sagte er.
    Die anderen vier Leute, die mit Motorrädern aus der Stadt gekommen waren - Andrea Terminello, Dean Wykoff, Dale Pedersen und ein junges Mädchen namens Patsy Store. Stu erzählte Fran nicht, daß Patsy, die Leo Flötenunterricht gegeben hatte, von einem Stück von Glen Batemans Wollensak-Tonbandgerät getroffen und fast enthauptet worden war.
    Fran nickte, was ihr am Hals weh tat. Als sie den Körper auch nur ein kleines Stück verlagerte, schien ihr gesamter Rücken vor Schmerzen aufzuschreien.
    Zwanzig waren bei der Explosion verletzt worden, und einer davon, Teddy Weizak vom Beerdigungskomitee, hatte keine Überlebenschance. Zwei andere waren in kritischem

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