The Stand. Das letze Gefecht
zu ihm um.
»Um zu sagen, wo ich war und mich zu entschuldigen. Es war gemein von mir, daß ich es vergessen habe.«
»Ja«, sagte sie wieder. »Aber du hast eine gemeine Seite, Larry. Glaubst du, das hätte ich vergessen?«
Er wurde rot. »Mom, hör mal...«
»Du blutest. Hat dir eine Stripperin die Strapse um die Ohren geschlagen?« Sie wandte sich wieder dem obersten Regal zu, und als sie die ganze Flaschenreihe gezählt hatte, trug sie die Zahl auf dem Block ein. »Irgendwer hat vergangene Woche zwei Flaschen Bohnerwachs mitgehen lassen«, bemerkte sie. »Die Glückliche.«
»Ich wollte sagen, daß es mir leid tut!« sagte Larry laut. Sie zuckte nicht zusammen, aber er. Etwas.
»Ja, das hast du schon gesagt. Mr. Geoghan wird wie der Zorn Gottes über uns kommen, wenn noch mehr von diesem verdammten Bohnerwachs verschwindet.«
»Ich habe mich nicht in einer Bar geprügelt und war auch nicht in einem Striplokal. Nichts dergleichen. Es war nur...« Er verstummte. Sie drehte sich um und hatte die Brauen auf die sardonische Weise hochgezogen, an die er sich nur zu gut erinnerte. »War was?«
»Nun...« Er konnte sich nicht schnell genug eine überzeugende Lüge ausdenken. »Es war. Ein. Ah. Bratwender.«
»Hat dich jemand mit einem Spiegelei verwechselt? Du und Buddy scheint ja eine tolle Nacht in der Stadt hinter euch zu haben.«
Er vergaß, daß sie ihn in die Enge treiben konnte; das hatte sie immer gekonnt und würde es wahrscheinlich auch immer können.
»Es war ein Mädchen, Ma. Sie hat ihn nach mir geworfen.«
»Muß ja eine regelrechte Kunstschützin sein«, sagte Alice Underwood und wandte sich wieder ab. »Diese verflixte Consuela versteckt schon wieder die Bestellformulare vor uns. Nicht, daß sie viel nützen würden; wir bekommen nie alles, was wir brauchen, aber wir bekommen eine Menge Sachen, mit denen ich nichts anzufangen weiß, und wenn mein Leben davon abhängen würde.«
»Ma, bist du böse auf mich?«
Plötzlich ließ sie die Hände sinken. Ihre Schultern sackten herab.
»Sei nicht böse auf mich«, flüsterte er. »Bitte nicht. Okay? Hm?«
Sie drehte sich um, und er sah ein unnatürliches Funkeln in ihren Augen - nun, wahrscheinlich war es durchaus natürlich, aber es wurde ganz sicher nicht vom Neonlicht hier drinnen verursacht, und er hörte die Mundhygienikerin wieder mit großer Endgültigkeit sagen: Du bist kein netter Kerl . Warum hatte er sich überhaupt erst die Mühe gemacht, nach Hause zu kommen, wenn er ihr so etwas antat... und nichts darauf gab, was sie für ihn alles tat.
»Larry«, sagte sie zärtlich. »Larry, Larry, Larry.«
Einen Augenblick dachte er, sie würde nichts mehr sagen; wiegte sich sogar in der Hoffnung, es wäre so.
»Mehr kannst du nicht sagen? >Sei mir nicht böse, Mom. Bitte nicht Ich höre dich im Radio, und obwohl mir das Stück nicht gefällt, bin ich stolz darauf, daß du es bist, der da singt. Die Leute fragen mich, ob das wirklich mein Sohn ist, und ich sage ja, das ist Larry. Ich erzähle ihnen, daß du schon immer singen konntest, und das ist nicht gelogen, oder?«
Er schüttelte kläglich den Kopf, weil er nicht wußte, ob er einen Ton herausbringen würde.
»Ich erzähle ihnen, wie du die Gitarre von Donny Roberts genommen hast, als du zur High School kamst, und binnen einer Stunde besser spielen konntest als er, obwohl er seit der zweiten Klasse Unterricht hatte. Du warst begabt, Larry, das mußte mir nie jemand sagen, am allerwenigsten du. Ich glaube, das hast du auch gewußt; es war nämlich das einzige, worüber du nie geheult hast. Dann bist du weggegangen, und mache ich dir daraus einen Vorwurf? Nein. Junge Männer und Frauen gehen weg. So ist die Welt. Manchmal ist es beschissen, aber die Welt ist nun mal so. Dann kommst du zurück. Und muß mir jemand den Grund dafür sagen? Nein. Du kommst zurück, weil du, Single-Hit oder nicht, drüben an der Westküste in irgendeine Klemme geraten bist.«
»Ich bin nicht in der Klemme«, sagte er gekränkt.
»O doch. Ich kenne die Zeichen. Ich bin schon ziemlich lange deine Mutter, mir kannst du nichts vormachen, Larry. Du hast immer nach Ärger gesucht, wenn er dir nicht von selbst über den Weg gelaufen ist. Manchmal denke ich, du mußt nur über die Straße gehen und trittst in Hundescheiße. Gott wird mir verzeihen, daß ich das sage, denn Gott weiß, es ist wahr. Bin ich böse? Nein. Bin ich enttäuscht? Ja. Ich habe gehofft, du würdest dich da draußen ändern. Das hast du
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