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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er.
    »Vielleicht«, sagte Dorgan. »Wir werden sehen.«
    »Was sehen?«
    »Wie vernünftig Sie sich verhalten.«
    Dorgan schloß am Ende des Korridors eine Zelle auf und ließ Larry eintreten.
    »Was ist mit den Armbändern?« fragte Larry und hielt ihm die Hände hin.
    »Natürlich.« Dorgan nahm ihm die Handschellen ab. »Besser so?«
    »Sehr viel besser.«
    »Wollen Sie noch immer duschen?«
    »Und ob.« Schlimmer noch, Larry wollte nicht allein gelassen werden; wenn er allein war, würde die Angst zurückkommen. Dorgan holte ein kleines Notizbuch aus der Tasche. »Wie viele seid ihr? In der Freien Zone?«
    »Sechstausend«, sagte Larry. »Und jeden Donnerstagabend spielen wir Bingo. Der erste Preis ist ein Puter von zwanzig Pfund.«
    »Wollen Sie nun duschen oder nicht?«
    »Natürlich will ich duschen«, sagte Larry, aber er glaubte nicht mehr daran, daß Dorgan es ihm gestatten würde.
    »Wie viele von euch sind da drüben?«
    »Fünfundzwanzigtausend, aber viertausend davon sind unter zwölf und dürfen umsonst ins Drive-in. Wirtschaftlich gesehen ist das natürlich ein Reinfall.«
    Mit einer energischen Handbewegung klappte Dorgan sein Notizbuch zu und sah Larry an.
    »Ich kann nichts sagen, Mann«, sagte Larry. »Versetz dich doch mal in meine Lage.«
    Dorgan schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Ich bin doch nicht bescheuert. Warum seid ihr Jungs bloß hergekommen? Was habt ihr davon? In ein oder zwei Tagen wird er dafür sorgen, daß ihr so tot seid wie Hundescheiße. Und wenn er will, daß ihr redet, dann werdet ihr reden. Wenn er verlangt, daß ihr Step tanzt und euch dabei einen runterholt, dann werdet ihr auch das tun. Ihr müßt verrückt sein.«
    »Eine alte Frau hat uns hergeschickt. Mutter Abagail. Wahrscheinlich hast du von ihr geträumt.«
    Wieder schüttelte Dorgan den Kopf, aber er blickte Larry nicht an.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Dann soll es auch dabei bleiben.«
    »Bist du sicher, daß du mir nichts erzählen willst? Du möchtest doch duschen?«
    Larry lachte. »So billig arbeite ich nicht. Schickt eure Spione zu uns rüber. Das heißt, wenn ihr einen finden könnt, der nicht wie ein Wiesel aussieht, wenn jemand Mutter Abagails Namen nennt.«
    »Wie du willst«, sagte Dorgan. Er ging unter den mit Draht umhüllten Lampen durch den Korridor zurück, an dessen Ende er durch ein Stahlgittertor trat, das mit einem hohlen Krachen hinter ihm zufuhr. Larry schaute sich um. Wie Ralph war auch er ein paarmal im Knast gewesen. Einmal wegen Volltrunkenheit und einmal, weil er ein paar Gramm Marihuana bei sich hatte. Goldene Jugendzeit.
    »Das Ritz ist es nicht gerade«, murmelte er.
    Die Matratze auf der Pritsche roch ausgesprochen muffig, und er fragte sich mit makabrem Humor, ob erst Ende Juni oder schon Anfang Juli jemand auf dieser Matratze gestorben war. Die Toilette funktionierte, aber als er das erste Mal die Spülung zog, kam rostiges Wasser heraus. Jemand hatte einen Wildwestroman in der Zelle liegenlassen, ein Taschenbuch. Larry nahm das Buch auf und ließ es wieder fallen. Er setzte sich auf die Pritsche und lauschte in die Stille. Allein zu sein hatte er immer gehaßt - aber eigentlich war er es immer gewesen... bis er in der Freien Zone angekommen war. Und jetzt war es gar nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Schlimm genug, aber er konnte damit fertig werden.
    In ein oder zwei Tagen wird er dafür sorgen, daß ihr so tot seid wie Hundescheiße.
    Nur: Larry glaubte das nicht. So würde es sich ganz einfach nicht abspielen.
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Bösen«, sagte er in die tote Stille des Zellentrakts hinein, und er fand, daß es sich gut anhörte. Er sagte es noch einmal.
    Er legte sich auf die Pritsche, und dabei kam ihm der Gedanke, dass er fast schon wieder an der Westküste war. Aber die Reise hatte länger gedauert und sie war seltsamer gewesen, als man es sich je hätte vorstellen können. Und die Reise war noch nicht ganz zu Ende.
    »Ich fürchte mich nicht vor dem Bösen«, sagte er wieder. Dann schlief er ein. Sein Gesicht war ganz ruhig, und kein Traum störte seinen friedlichen Schlaf.

    Am nächsten Morgen um zehn Uhr, vierundzwanzig Stunden nachdem sie die Straßensperre von weitem gesehen hatten, suchten Randall Flagg und Lloyd Henreid Glen Bateman auf.
    Glen saß mit gekreuzten Beinen auf dem Boden seiner Zelle. Er hatte unter seiner Pritsche ein Stück Holzkohle gefunden und hatte zwischen den in die Wand geritzten männlichen und

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