The Stand. Das letze Gefecht
Durcheinander von Fußspuren, und die Farbe des Blutes im Schnee war zu einem trüben Rosa verblaßt... aber das war alles.
Das Wetter blieb fünf Tage lang gut, und sie erreichten Rifle. Als sie am nächsten Morgen aufwachten, kündigte sich ein Blizzard an. Stu sagte, sie müßten hier das Ende des Sturms abwarten, und so richteten sie sich in einem Motel des Ortes ein. Tom hielt die Eingangstüren auf, und Stu fuhr das Schneemobil direkt in die Empfangshalle. Und obwohl der schöne Teppichboden ziemlich darunter litt, fand Stu, daß das Schneemobil hier bestens untergebracht sei.
Es schneite drei Tage lang. Als sie am Morgen des 10. Dezember aufbrachen, schien die Sonne hell vom Himmel, und die Temperatur war auf knapp über Null Grad angestiegen. Der Schnee lag jetzt so hoch, daß es Schwierigkeiten machte, den Verlauf der 1-70 zu finden. Aber das war nicht Stus größte Sorge an diesem hellen, warmen und sonnigen Tag. Am späten Nachmittag, als die blauen Schatten länger wurden, fuhr Stu langsamer und stellte schließlich den Motor ab. Er schwieg, den Kopf schräg gelegt, und schien mit seinem ganzen Körper zu lauschen.
»Was ist, Stu? Was...« Dann hörte Tom es auch. Ein leises, tiefes Grollen zu ihrer Linken über ihnen. Es schwoll zu einem lauten Donnern an, raste an ihnen vorbei wie ein Schnellzug und verstummte allmählich.
»Stu?« fragte Tom ängstlich.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er und dachte: Ich mach' mir schon genug Sorgen, daß es für uns beide reicht.
Das milde Wetter hielt sich, und am 13. Dezember waren sie nahe Shoshone, und der Weg in Richtung Rockies stieg immer noch an. Der höchste Punkt, den sie erreichen würden, bevor es wieder bergab ging, war der Loveland-Paß.
Immer wieder hörten sie das tiefe Grollen der Lawinen. Manchmal weit weg. Manchmal ganz nah. Am zwölften war eine Lawine hinter ihnen zu Tal gegangen und hatte die Spur des Schneemobils, das dort vor einer halben Stunde vorbeigezogen war, unter Tonnen von Pappschnee begraben. Stu fürchtete jeden Tag mehr, daß die Vibrationswellen, die der Motor des Schneemobils produzierte, sie letzten Endes umbringen würden, indem sie eine Lawine auslösten, die sie schon zehn Meter tief begraben hätte, bevor sie wußten, was ihnen geschah. Der weiße Tod. Aber jetzt konnten sie nichts tun, als Tempo zu machen und das Beste zu hoffen.
Als dann die Temperatur sank und die Lawinengefahr etwas nachließ, gab es wieder einen Sturm, der sie am Weiterfahren hinderte. Nach zwei Tagen schaufelten sie sich frei und machten sich erneut auf den Weg... und nachts heulten die Wölfe. Manchmal klang ihr Geheul weit entfernt, aber manchmal war es so nah, dass man glauben konnte, sie stünden direkt vo r dem Zelt. Dann erhob sich Kojak und ließ - angespannt wie eine Stahlfeder - ein tiefes Grollen hören. Aber die Temperaturen blieben tief und die Häufigkeit der Lawinen ließ nach, wenngleich am Achtzehnten wieder eine in unmittelbarer Nähe an ihnen vorüberfegte.
Am 22. Dezember, unweit der Stadt Avon, verlor Stu die Orientierung und kam mit dem Schneemobil vom Highway ab. Für ein paar Sekunden fuhren sie im gewohnten Zehn-Meilen-Tempo weiter, ruhig und sicher, wirbelten Wolken von Schnee hinter sich auf. Tom hatte Stu gerade auf die unter ihnen liegende Stadt aufmerksam gemacht, die mit ihrem weißen Kirchturm und den hohen, jungfräulichen Schneewehen, die bis zu den Dachvorsprüngen der Häuser reichten, still und idyllisch dalag wie auf einem Postkartenfoto. Im nächsten Augenblick senkte sich die Motorhaube des Schneemobils steil nach vorn.
»Verdammte Scheiße...«, sagte Stu, und mehr zu sagen reichte die Zeit nicht.
Das Schneemobil kippte noch steiler ab. Stu riß den Gashebel zurück, aber es war zu spät. Er und Tom hatten das seltsame Gefühl der Schwerelosigkeit, jenes Gefühl, das man verspürt, wenn man von einem Sprungbrett in die Höhe getragen wird und den Scheitelpunkt erreicht, an dem Schwerkraft und Sprungenergie sich die Waage halten. Sie wurden kopfüber aus dem Schneemobil geschleudert. Stu verlor Tom und Kojak aus den Augen. Kalter Schnee drang ihm in die Nase. Als er den Mund öffnete, um zu schreien, rutschte ihm eine eiskalte Portion in den Hals; im nächsten Moment fegte der Schnee über den Rücken seines Mantels hinweg. Taumelnd, rollend, sich überschlagend, rutschte er einen steilen Hang hinunter, bis eine tiefe weiße Schneedecke seinen Sturz beendete.
Stu kämpfte sich wie ein Schwimmer in
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