Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
die Höhe, atmete keuchend die glutheiße Luft. Seine Kehle war wie vereist.
    »Tom!« rief er, den Schnee unter sich festtretend. Verrückt, aber er konnte von hier aus genau jene Stelle erkennen, an der sie vom Highway abgekommen waren, wobei sie ihre eigene kleine Lawine ausgelöst hatten. Das Heck des Schneemobils ragte etwa fünfzehn Meter tiefer am Hang aus dem Schnee. Es sah aus wie eine orangefarbene Boje. Seltsam, wie sehr man der Metaphorik von Wasser und Weite verhaftet war... und, verdammt noch mal, sass Tom noch im Sitz und ertrank?
    »Tom! Tommy !«
    Kojak brach durch die Schneeoberfläche. Er sah aus, als wäre er von Kopf bis Schwanz mit Puderzucker bestäubt worden. Er wühlte sich in Richtung Stu durch den Schnee.
    »Kojak!« brüllte Stu. »Such Tom! Such Tom !«
    Kojak bellte und versuchte, sich wieder in Gegenrichtung voranzukämpfen. Er hielt auf eine zerwühlte Stelle am verschneiten Hang zu und bellte wieder. Schwankend, stürzend, Schnee schluckend erreichte schließlich auch Stu diese Stelle. Er wühlte in der weißen Masse herum. Seine behandschuhte Rechte bekam Toms Jacke zu fassen, und Stu zerrte mit aller Kraft daran, zog Tom hervor. Tom würgte und keuchte, und beide stürzten erschöpft auf den Rücken und blieben liegen. Tom begann zu wimmern.
    »Meine Kehle! So heiß! Heiß! Meine Fresse, ach du meine Fresse...«
    »Ist die Kälte, Tom. Das geht vorbei.«
    »Tom wäre fast ersti...«
    »Jetzt ist alles in Ordnung, Tom. Jetzt wird alles wieder gut.«
    Sie blieben liegen, bis sie halbwegs zu Atem gekommen waren. Dann legte Stu Tom den Arm um die Schultern, um den großen Kerl zu beruhigen, das Zittern zu stillen. Ein Stück entfernt ging mit dumpfem Rumoren, das bedrohlich anschwoll und dann allmählich verklang, eine weitere Lawine nieder.
    Sie brauchten den Rest dieses Tages, um die dreiviertel Meile zwischen dem Unfallort und der Stadt Avon zurückzulegen. Es gab keine Möglichkeit, das Schneemobil oder einen der Ausrüstungsgegenstände zu bergen, die daran festgezurrt waren; der Hang war einfach zu steil und zu gefährlich. Das Schneemobil würde mindestens bis zum Frühjahr bleiben, wo es war - vielleicht auch für immer, so, wie die Dinge jetzt lagen.
    Sie erreichten die Stadt eine halbe Stunde nach Einbruch der Dämmerung. Es war zu kalt und zu windig, als daß sie irgend etwas anderes hätten unternehmen können, als ein Feuer zu entfachen, um einen halbwegs warmen Platz für die Nacht zu haben. Ihr Schlaf war traumlos - der Schlaf der völligen Erschöpfung. Am folgenden Morgen beschäftigten sie sich damit, sich neu auszurüsten. In der Kleinstadt Avon war dies eine weit schwierigere Aufgabe als seinerzeit in Grand Junction. Wieder erwog Stu die Möglichkeit, einfach hier zu bleiben und zu überwintern. Hätte er Tom gesagt, dies sei das richtige - Tom hätte erst gar keine Fragen gestellt. Zu deutlich hatte die gestrige Lektion gelehrt, was Leuten passieren kann, die ihr Glück herausfordern. Aber letztendlich verwarf Stu den Gedanken, in Avon zu bleiben. Das Baby würde, wenn alles gutging, Anfang Januar geboren werden. Er wollte an Ort und Stelle sein, wenn es zur Welt kam. Er wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, daß mit dem Baby alles in Ordnung war. Am Ende von Avons kurzer Hauptstraße stießen sie auf eine JohnDeere-Niederlassung, und in der Werkstatt hinter dem Ausstellungsraum fanden sie zwei gebrauchte Deere -Schneemobile. Keines von beiden war zwar annähernd so leistungsstark wie die Maschine des Highway Department, die Stu von der Straße gelenkt hatte, aber eine der beiden hatte eine besonders breite Spurweite, und Stu glaubte, daß sie ihren Zweck erfüllen würde. Nahrungskonzentrate fanden sie nicht, also mußten sie sich wieder auf Konserven verlegen. Die zweite Tageshälfte verbrachten sie damit, Häuser auf der Suche nach Campingausrüstungen zu durchstöbern, eine Arbeit, die keinem von beiden schmeckte. Überall fanden sich Opfer der Seuche; Leichen, die sich in verweste, grotesk deformierte Schaustücke einer Eishöhle verwandelt hatten. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fanden sie das meiste von dem, was sie den Tag über vergeblich gesucht hatten, in einer großen Ferienpension in unmittelbarer Nähe der Hauptstraße. Bevor die Supergrippe zugeschlagen hatte, war die Pension offensichtlich bis auf den letzten Platz von jungen Leuten belegt gewesen - jener Sorte junger Leute, die nach Colorado kamen, um all die Dinge zu tun, die John

Weitere Kostenlose Bücher