The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
scht«, murmelte sie wie eine Mutter, die ihr Kind besänftigte.
» Nein!«, brüllte ich und hob die Hand. Ich würde nicht zulassen, dass sie versuchte, mich zu verzaubern. » Du bist ein Vampir. Du hast Rosalyn getötet. Du tötest die ganze Stadt. Du bist böse und man muss dich aufhalten.«
Aber dann fiel mein Blick auf ihre Augen, ihre großen, leuchtenden, scheinbar endlos tiefen Augen, und ich hielt inne.
» Du hast keine Angst«, wiederholte Katherine.
Die Worte hallten in meinem Kopf wider, hüpften umher und schlugen schließlich Wurzeln. Ich wusste nicht, wie oder warum es so war, aber in meinem tiefsten Herzen hatte ich plötzlich keine Angst mehr. Trotzdem…
» Aber du bist ein Vampir. Wie kann ich das ertragen?«
» Stefan. Holder, verängstigter Stefan. Es wird sich alles regeln. Du wirst schon sehen.« Sie legte meine Hände um ihr Kinn, dann stellte sie sich zu einem Kuss auf die Zehenspitzen. Im Licht der aufgehenden Sonne sahen Katherines Zähne perlweiß und winzig aus, ganz anders als die Miniaturdolche, die ich in der Nacht zuvor gesehen hatte. » Ich bin es. Ich bin immer noch Katherine«, sagte sie lächelnd.
Ich zwang mich, mich loszureißen. Ich wollte glauben, dass alles genauso war wie zuvor, aber…
» Du denkst an Rosalyn, nicht wahr?«, fragte Katherine. Sie bemerkte meine verblüffte Miene und schüttelte den Kopf. » Es ist nur natürlich, dass du denkst, ich könnte so etwas tun, nachdem du nun weißt, was ich bin. Aber ich verspreche dir, ich habe sie nicht getötet. Und ich hätte sie auch niemals getötet.«
» Aber… aber…«, begann ich.
Katherine legte einen Finger auf meine Lippen. » Scht. Ich war an diesem Abend bei dir. Erinnerst du dich? Du bedeutest mir etwas, und diejenigen, die dir etwas bedeuten, bedeuten auch mir etwas. Und ich weiß nicht, wie Rosalyn gestorben ist, aber wer auch immer das getan hat…« Ärger blitzte in ihren Augen auf, die, wie ich zum ersten Mal bemerkte, mit goldenen Tupfen gesprenkelt waren. » Wer auch immer das getan hat, schadet unserem Ruf. Das sind diejenigen Vampire, die mir Angst machen. Du magst Angst haben, bei Nacht umherzugehen, aber ich fürchte mich davor, tagsüber unterwegs zu sein, falls man mich irrtümlich für eines dieser Ungeheuer hält. Ich mag ein Vampir sein, aber ich habe trotzdem ein Herz. Bitte glaub mir, holder Stefan.«
Ich trat einen Schritt zurück und verbarg meinen Kopf in den Händen. Meine Gedanken wirbelten umher. Es wurde gerade hell, aber man konnte noch nicht erkennen, ob sich hinter dem Nebel die strahlende Sonne verbarg oder ein Tag voller Wolken. Genauso war es mit Katherine. Ihr schönes Äußeres verbarg ihren wahren Geist und machte es unmöglich, festzustellen, ob sie gut oder böse war. Ich ließ mich schwer aufs Bett sinken und wollte weder gehen noch bleiben.
» Du musst mir vertrauen«, sagte Katherine, setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf die Brust, um meinen Herzschlag zu spüren. » Ich bin Katherine Pierce. Nicht mehr, nicht weniger. Ich bin das Mädchen, das du nach seiner Ankunft stundenlang beobachtet hast. Was ich dir gestanden habe, ist nichts. Es ändert nichts an deinen Gefühlen, nichts an meinen Gefühlen, nichts an dem, was wir sein können«, fuhr sie fort und hob die Hand von meiner Brust zu meinem Kinn. » Stimmt’s?«, fragte sie drängend.
Ich betrachtete Katherines große braune Augen und wusste, dass sie recht hatte. Sie musste recht haben.
Mein Herz begehrte sie immer noch so sehr, und ich wollte alles tun, um sie zu beschützen. Denn sie war kein Vampir; sie war Katherine. Ich umfasste ihre Hände. Sie sahen so klein und verletzbar aus. Dann hob ich ihre kalten, zarten Finger an meinen Mund und küsste sie, einen nach dem anderen. Katherine wirkte so verängstigt und unsicher.
» Du hast Rosalyn nicht getötet?«, fragte ich langsam. Noch während der Satz meine Lippen verließ, wusste ich, dass es die Wahrheit war, denn mein Herz würde brechen, wenn es anders wäre.
Katherine schüttelte den Kopf und schaute zum Fenster hinüber. » Ich würde niemals jemanden töten, es sei denn, ich müsste es tun. Es sei denn, ich müsste mich selbst oder jemanden, den ich liebe, beschützen. Und in dieser Situation würde jeder töten, nicht wahr?«, fragte sie eindringlich, reckte das Kinn vor und wirkte dabei so stolz und verletzbar, dass ich mich nur mit Mühe daran hindern konnte, sie auf der Stelle in die Arme zu nehmen. » Versprichst du mir,
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