The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
den Blick bewusst von der Weide ab, während ich zum Kutscherhaus hinüber und die Treppe zu dessen Veranda hinauflief.
Vor der weiß getünchten Tür blieb ich stehen. Die Fensterläden vor den Scheiben waren geschlossen und kein Kerzenlicht fiel durch die Ritzen heraus. Eine Sekunde lang fürchtete ich, dass ich zu spät gekommen war. Was, wenn Katherine und Emily sich bereits in ihre Betten zurückgezogen hatten? Beherzt klopfte ich mit den Fingerknöcheln hart gegen den hölzernen Türrahmen.
Die Tür öffnete sich knarrend und eine Hand schloss sich um meinen Unterarm.
» Kommen Sie herein!« Ich vernahm ein raues Flüstern und wurde ins Haus gezogen. Hinter mir hörte ich das Klicken des Türschlosses und fand mich Auge in Auge mit Emily wieder.
» Sir!«, sagte Emily lächelnd, während sie einen Knicks machte. Sie trug ein schlichtes dunkelblaues Gewand und das Haar fiel ihr in dunklen Wellen über die Schultern.
» Guten Abend«, antwortete ich und verneigte mich wohlerzogen. Ich schaute mich in dem kleinen Haus um, während meine Augen sich an das fahle Licht gewöhnten. Auf dem groben Holztisch im Salon brannte eine rote Laterne und warf Schatten auf die Holzbalken an der Decke. Das Kutscherhaus war jahrelang nicht gepflegt worden, seit Mutters Verwandte nach ihrem Tod nicht mehr zu Besuch kamen. Aber jetzt, da es wieder bewohnt war, waren die Räume von einer Wärme erfüllt, die dem Haupthaus fehlte.
» Was kann ich für Sie tun, Sir?«, fragte Emily mit starrem, dunklem Blick.
» Ich… ich bin hier, um Katherine zu treffen«, stammelte ich, plötzlich verlegen. Was würde Emily von ihrer Herrin denken? Natürlich sollten Zofen diskret sein, aber ich wusste, wie Dienstboten untereinander redeten, und ich wollte Katherines Tugend ganz gewiss nicht kompromittieren, falls Emily der Typ war, der sich an müßigem Dienstbotentratsch beteiligte.
» Katherine erwartet Sie«, sagte Emily und ihre Augen funkelten schelmisch.
Sie nahm die Laterne vom Tisch und führte mich die hölzerne Treppe hinauf, bis sie vor einer weißen Tür am Ende des Flurs stehen blieb. Ich kniff die Augen zusammen. Als Damon und ich klein gewesen waren, hatten wir immer eine unbestimmte Angst vor dem oberen Stockwerk des Kutscherhauses gehabt. Vielleicht lag es daran, dass die Dienstboten erzählt hatten, dort spuke es, vielleicht lag es auch am Knarren sämtlicher Dielenbretter– irgendetwas an diesem Ort hatte uns jedenfalls daran gehindert, dort länger zu verweilen. Jetzt jedoch, da Katherine hier war, gab es keinen Ort, an dem ich lieber gewesen wäre.
Emily legte den Fingerknöchel an die Tür und drehte sich zu mir um. Sie klopfte dreimal an. Dann schwang die Tür auf.
Ich trat vorsichtig in den Raum, während die Dielenbretter unter Emilys Füßen knarrten, als sie den Flur hinunter verschwand. Der Raum war schlicht möbliert: ein gusseisernes Bett, auf dem eine einfache grüne Decke lag, in einer Ecke ein Schrank, in einer anderen ein Waschbecken und in einer dritten ein vergoldeter, frei stehender Spiegel.
Katherine saß mit dem Rücken zu mir, dem Fenster zugewandt auf ihrem Bett. Sie hatte die Beine unter ihr kurzes weißes Nachthemd gezogen und die langen Locken fielen ihr lose über die Schultern.
Ich stand da und beobachtete sie. Schließlich hüstelte ich.
Sie drehte sich um und ein Ausdruck der Erheiterung lag in ihren dunklen, katzenähnlichen Augen.
» Ich bin da«, sagte ich und trat von einem Fuß auf den anderen.
» Das sehe ich.« Katherine lächelte. » Ich habe beobachtet, wie du hergekommen bist. Hattest du Angst, nach Einbruch der Dunkelheit draußen zu sein?«
» Nein!«, erwiderte ich abwehrend, peinlich berührt, dass sie gesehen hatte, wie ich einem übervorsichtigen Eichhörnchen gleich von Baum zu Baum gehuscht war.
Katherine zog eine dunkle Augenbraue hoch und streckte mir die Arme entgegen. » Du musst aufhören, dir Sorgen zu machen. Komm her. Ich werde dir helfen, dich abzulenken«, versprach sie.
Wie in einem Traum ging ich auf sie zu, kniete mich auf das Bett und umarmte sie innig. Sobald ich ihren Körper unter meinen Händen spürte, entspannte ich mich. Allein sie zu fühlen, war eine Erinnerung daran, dass sie real war, dass diese Nacht real war und dass nichts anderes eine Rolle spielte– nicht Vater, nicht Rosalyn, nicht die Geister, die nach Überzeugung der Bewohner von Mystic Falls in der Dunkelheit draußen umherstreiften.
Es zählte nur, dass ich meine Liebste in
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