The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
gefolgt von Hufgetrappel.
Damon und ich sahen uns schweigend in die Augen. In stiller Übereinkunft packte ich die immer noch weinende Lady Alice, während Damon sich Lavinias annahm. Zusammen gingen wir in Richtung Themse. Bei jedem Schritt stellte ich mir die Qual vor, die Mary Jane in dem Moment empfunden haben musste, als ihre Brust zerfetzt und ihr das Herz aus dem Leib gerissen worden war. Ich sehnte mich danach, mich in die tintenschwarzen Fluten zu stürzen und davonzuschwimmen, so weit ich konnte, dorthin, wo die Themse in die Nordsee mündete. Am liebsten wäre ich bis nach Amerika geschwommen.
Als wir endlich genügend Abstand zwischen uns und das Haus gebracht hatten, blieben wir stehen. Für den Moment waren wir in Sicherheit. Im Gegensatz zu Mary Jane …
Ich stellte Lady Alice vorsichtig auf die Füße.
» Es tut mir leid«, murmelte ich, wohl wissend, wie bedeutungslos diese Worte waren. Zorn blitzte in Lady Alice’ Augen auf.
» Du bist dafür verantwortlich«, zischte sie.
» Ich habe mein Bestes getan! Ich habe Seaver getötet. Was hätte ich denn sonst tun können?«, platzte ich wütend heraus.
» Du hättest Seaver töten können, bevor er den Zauber von Mary Jane genommen hat. Das war deine Aufgabe. Aber nein, du musstest ja den Helden spielen und versuchen, Samuel zu töten. Obwohl ich dich gewarnt hatte, Vampir«, sagte Lavinia mit hasserfüllter Stimme.
» Wir müssen uns jetzt vor allem beruhigen und vernünftig sein«, sagte Damon besänftigend und legte Lady Alice eine Hand auf die Schulter.
» Nein!«, kreischte sie. » Fass mich nicht an! Keiner von euch fasst mich an. Ihr habt euer Wort gebrochen. Stefan hat nicht unseren Plan befolgt. Er sollte Seaver töten. Aber er hat es zu spät getan und alles ruiniert. Und damit hat er den Zauber gebrochen. Es gibt kein Vinculum mehr. Wir haben nichts mehr miteinander zu tun, Vampir.«
Lavinia nickte mit starrem Blick. » Stefan hat sein Wort gegeben, alles zu tun, um Mary Jane zu beschützen. Aber sie ist nicht beschützt worden. Wie konntest du nur so leichtfertig sein? Du hast nur an dich selbst gedacht und an deinen Bruder, und dafür musste ein unschuldiges Mädchen den Preis bezahlen«, stieß sie angewidert hervor. » Ich habe es immer gewusst: Vampiren kann man nicht vertrauen.«
» Es tut mir leid!«, murmelte ich erneut. Ich war nicht länger wütend, ich fühlte mich nur noch hilflos. » Aber wir dürfen nicht aufeinander losgehen. Verstehen Sie denn nicht? Wir müssen stärker denn je zusammenarbeiten. Keiner von uns ist sicher. Seaver mag tot sein, aber Samuel ist jetzt irgendwo dort draußen und hat die Macht, Vampire mit einem Bann zu belegen …«
» Nun, vielleicht lernt ihr dann endlich, wie man Anweisungen befolgt. Wir sind fertig miteinander, Vampir.« Lady Alice’ Stimme war kalt wie Eis. Lavinia nickte und funkelte mich in stiller Verachtung an.
» Aber verstehen Sie denn nicht?«, rief ich, verzweifelt darauf bedacht, ihnen klarzumachen, wie entscheidend unser Zusammenhalt nun erst recht war. » Er kann jetzt jeden mit einem Bann belegen. Deshalb brauchen wir einander mehr denn je. Wir müssen uns einen neuen Zauber ausdenken. Irgendetwas, um ihn zurückzuhalten. Und dann werden Damon und ich …«
» Was? Nichts tun, wie bei Mary Jane? Oh, ich will, dass ihr beide genauso leidet, wie mein Mädchen gelitten hat«, schrie Lady Alice.
» Deletum vampiro!«, intonierte Lavinia und stieß die Arme in unsere Richtung. Als sie die Worte aussprach, riss der Boden unter uns auf, und Unkraut wucherte wild hervor, immer schneller und höher. Winzige purpurne Blüten sprangen an den grünen Stielen auf und ein widerlicher, süßer Duft erfüllte die Luft: Eisenkrautpflanzen, größer, als ich je gesehen hatte, schlossen Damon und mich wie in einen Käfig ein. Blankes Entsetzen ergriff mich, als meine Augen zu tränen begannen und mich der Geruch zusehends schwächte. Ich wollte zusammenbrechen, wollte dem Eisenkraut erlauben, mich zu überwältigen. Genau das war es, was auch die Hexen wollten. Aufgeben, endlich den Tod zulassen, dem ich so lange entflohen war – vielleicht verdiente ich es.
Aber nicht so sehr wie Samuel. Dieser Gedanke zerrte an meinem Gehirn und gab mir neuen Antrieb, mich auf die Knie zu hieven. Dann fiel ich zurück. Ich war zu schwach.
» Lass los!« Ich spürte ein Ziehen an meinem Arm. Damon.
» Ich kann nicht!«, protestierte ich. Das Eisenkraut hatte mich fast bewusstlos gemacht. Ich
Weitere Kostenlose Bücher