The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
hatte das Gefühl, als trennte sich meine Haut von meinem Körper. Das Einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte, war der Schmerz, der bis in mein tiefstes Inneres drang. Es war, als würde ich bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Und ich konnte meinen eigenen Atem hören, feucht und rau, neben dem Geräusch von Lavinias dämonischem Gelächter.
» Steh auf!«, befahl Damon, während er mich auf die Füße zerrte und zwischen den Eisenkrautpflanzen hindurchzog. Der Schmerz wurde immer unerträglicher. Dann spürte ich, wie Damon mich auf die Schultern hievte und losrannte.
Meine Lider schlossen sich flatternd. Mein Geist wanderte nach Mystic Falls zurück in eine mondlose Nacht.
Ich ritt verzweifelt auf Mezanotte durch den Wald, einen bewusstlosen und sich verwandelnden Damon quer über dem Sattel. Jonathan Gilbert und die anderen Einwohner waren uns dicht auf den Fersen. Mezanotte galoppierte, sprang über gefällte Bäume und wich herabhängenden Ästen aus. Aber sie war bereits von den Geschossen unserer Verfolger verwundet und hatte Schaum vor dem Maul. Der Zorn setzte ungeahnte Kräfte in den Leuten frei, und sie kamen immer näher. Ich rammte Mezanotte die Fersen in die Flanken, als ein weiterer Baumstamm unseren Weg versperrte. Mezanotte sprang anmutig darüber, aber dann brach sie zusammen.
» Nein!«, protestierte ich. Ich wollte nicht, dass Mezanotte starb. Ich machte eine Bewegung und fiel mit einem dumpfen Aufprall zu Boden, an der Seite meines toten Pferdes …
Ich öffnete die Augen und starrte in den schwarzen Londoner Himmel. Dann ließ ich meinen Blick an mir hinabwandern und sah die riesigen Eisenkrautschwielen auf meinen Händen und Armen.
» Na, endlich bist du wieder wach«, sagte Damon abschätzig, aber ich konnte ihm die Erleichterung ansehen.
Ich blinzelte. Wir befanden uns auf dem gut gepflegten Rasen eines hübschen, ruhigen Anwesens. Das dreistöckige Haus war aus rotem Ziegelstein gebaut und lag abseits der Straße auf einem Grundstück von ansehnlicher Größe, das von einem schwarzen Eisenzaun umgeben war. Mehrere große Eichen im Vorgarten trugen ihren Teil dazu bei, das Haus vom Treiben der Stadt abzuschirmen.
» Wo sind wir?« Die Bäume erinnerten mich an die anmutigen Stadtgärten am Rande von New Orleans, während das Haus selbst mich an einige der Stadtvillen in New York erinnerte. Wie lange waren wir auf der Flucht gewesen? Ich fragte mich, ob wir uns vielleicht gar nicht mehr in London befanden und das alles nur ein schrecklicher Traum gewesen war.
» Am Bedford Square«, schnaubte Damon. » Das Haus ist ziemlich klein. Der Earl von Erne hat hier gewohnt, bis er durch den neuesten Skandal Heim und Titel verloren hat. Er wird wohl für eine ganze Weile nicht zurückkehren.«
Ich nickte. Ich wusste, dass mich Damon mit seiner Neuerwerbung beeindrucken wollte, aber ich konnte ni cht aufhören, an Samuel und Mary Jane zu denken.
» Es ist vorbei«, sagte ich langsam, als ich mit grauenhafter Klarheit wieder alle Geschehnisse vor mir aufflackern sah. Mary Janes Herz. Samuels Triumph. Lavinias Zauber und Lady Alice’ Kummer. » Entweder werden die Hexen uns töten oder Samuel wird es tun.«
» Nein. Samuel hat eine Schlacht gewonnen. Aber nicht den Krieg. Und wir sind im Krieg, Bruder.«
» Und was werden wir jetzt tun?«, fragte ich.
» Was immer notwendig ist«, erwiderte Damon, ebenfalls vom Eisenkraut gebrandmarkt. Die roten Striemen zogen sich kreuz und quer über seine Hände und sein Gesicht. Ich betrachtete meine eigene Haut. Aber verglichen mit meiner geistigen Qual, waren diese Wunden nur Mückenstiche.
» Was immer notwendig ist«, wiederholte ich. Ich hievte meinen zerschundenen, gequälten Körper auf die Füße und folgte Damon zur Tür des Hauses. Aber ich wusste, dass dieser Ortswechsel nicht den geringsten verdammten Unterschied machen würde.
Kapitel Elf
Damon öffnete die Tür und ich taumelte in das Haus am Bedford Square. Es war warm, dunkel und still. Ich schleppte mich in ein kleines Gästezimmer und ließ mich dankbar auf das Bett mit der dicken Wolldecke fallen.
Ich erwachte erst wieder, als die Sonne zum Fenster hereinschien. Trotz der fröhlich erhellten Umgebung krampfte sich sofort mein Magen zusammen, als ich mich an die Schrecken der vergangenen Nacht erinnerte. Aber ich versuchte, all meinen Mut zusammenzunehmen und mich selbst davon zu überzeugen, dass wir einen Weg finden würden, um Samuel zu besiegen und Mary Janes Tod zu
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