The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
es nicht ertragen, die Enttäuschung in ihren Augen zu sehen.
Glücklicherweise kam in ebendiesem Moment Damon die Wendeltreppe herunter. Er trug eine blaue Smokingjacke, die mit weißem Pelz besetzt war. » Na, was ist denn der Grund für dieses Geschrei?«
» Der Ripper hat es wieder einmal in die Zeitungen geschafft«, entgegnete ich trocken und nahm Cora die Zeitung vom Schoß, um sie Damon zu reichen.
Er hockte sich auf die Kante eines Kirschholzsessels in der Ecke. Kurz darauf erschien ein breites Lächel n a uf seinem Gesicht und er schob die Zeitung beiseite.
» Nun, sieht ganz so aus, als könnte ich mich wieder der Gesellschaft präsentieren. Der Gedanke gefällt mir, ein freier Mann statt ein gesuchter zu sein. Jetzt steht meinem Luxusleben nichts mehr im Wege.«
Ich starrte meinen Bruder an. Konnte das sein Ernst sein? » Und was ist mit Samuel?«, fragte ich.
» Und was ist mit Samuel?«, äffte Damon mich nach. » Weißt du, Bruder, letzte Nacht habe ich noch gedacht, dass wir dieses Land mit eingezogenem Schwanz verlassen würden. Wir hatten einen Plan. Wir hatten Macht. Wir hatten Hexen. Und wir waren in der Überzahl. Und doch haben Samuel und dieser Trottel aus dem Magdalenenheim uns überwältigt.«
» Du hättest uns warnen sollen, dass er Verstärkung mitbringt.«
» Ich wusste es nicht. Dieser Seaver muss uns gefolgt sein. Aber das spielt auch gar keine Rolle. Falls er käme, solltest du ihn töten, so lautete der Plan, nicht wahr? Ich habe dich gesehen, als ich mit Samuel gekämpft habe. Du hättest ihn von hinten erdolchen und dann versuchen können, mir zu helfen. Schon darüber nachgedacht, Bruder?«
» Seid still!«, brüllte Cora, sprang auf die Füße und stemmte wütend die Hände in die Hüften. » Ich werde mir eure Streitereien nicht länger anhören! Wenn ihr so weitermacht, werde ich verschwinden«, drohte sie mit blitzenden Augen.
Damon und ich sahen erst Cora, dann einander nachdenklich an. Wenn Cora ging, wären wir zwei allein. Und das würde nicht funktionieren. Cora war die perfekte Vermittlerin: Wir brauchten sie, um miteinander auszukommen. Ohne sie würden wir so lange streiten, bis wir völlig handlungsunfähig wären, uns entzweiten und getrennte Wege gingen. Und dann könnten wir gar nichts erreichen.
» Geh nicht«, sagte ich zu Cora. » Aber ich denke, wir müssen die ganze Angelegenheit aus einer neuen Perspektive betrachten. Wir alle wollen Samuel töten. Doch keiner von uns weiß, wie. Ich schlage vor, mit James zu reden und in Erfahrung zu bringen, was er darüber denkt. Allein schaffen wir das nicht.«
» Und was ist, wenn James beschließt, dass er mit Vampiren fertig ist, und dich pfählt? Ich kenne ihn seit langer Zeit. Er kann ziemlich launisch sein«, konterte Damon.
» Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen«, sagte ich leise.
» So, bist du das?«, fragte Damon. » Weißt du, was dein Problem ist? Du denkst zu viel. Du handelst nicht und genau das ist gefährlich. Wenn du nicht damit aufhörst, dich mit deinem Gewissen herumzuquälen, können wir nicht zusammenarbeiten.«
» Ich finde nicht, dass du mir vorwerfen kannst, ich machte mir zu viel Gedanken über die Ereignisse der gestrigen Nacht. Gerade weil ich das nicht tue, will ich mit James sprechen. Um herauszufinden, wie stark Samuel wirklich ist. Vielleicht kennt James eine Schwäche in seinen neuen Kräften.«
» Wie auch immer. Ich bin jedenfalls zu hungrig, um zu streiten. Geh und erledige deine Detektivarbeit. Ich werde im Bailey’s Hotel frühstücken. Ich kann unmöglich nachdenken, bis ich eine gute Mahlzeit zu mir genommen habe.«
Ich erbleichte, denn ich wusste, was Damon unter einer guten Mahlzeit verstand: eine attraktive Frau.
Es war die alte Geschichte: Wenn es Damon schlecht ging, wenn er dem Tode nahe war, war er mein Bruder, der Mann, für den ich alles tat – für den ich mein eigenes Leben aufs Spiel setzte. Aber wenn es ihm gut ging, wenn er sein Leben in vollen Zügen genoss, dann wurde mein guter Wille rasch von seinem ständigen Strom an höhnischen Bemerkungen davongespült.
Sobald er fort war, drehte Cora sich zu mir um. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen.
» Was?«, fragte ich und machte mich auf weitere Ermahnungen gefasst.
» Nichts.« Sie schüttelte den Kopf. » Es ist nur … Ich finde, dass ihr, du und Damon, einander gut ergänzt. Du denkst, er handelt. Aber statt das Talent des anderen zu würdigen, streitet ihr darum.«
Ich nickte,
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