The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)

sah. Vielleicht konnte ich ein guter Mann sein, sobald Samuel fort war und London nicht länger mein Gefängnis.
    Der Gedanke erfüllte mich mit Hoffnung, während ich meinen Platz einnahm – zusammengekauert am oberen Ende der Treppe. Mary Jane stand bereits unten auf dem Treppenabsatz, die Augen geschlossen. Sie wiegte sich auf den Fersen hin und her und machte den Eindruck, als sei sie höchst konzentriert.
    Ich schloss ebenfalls kurz die Augen und versuchte, meine Macht zu beschwören, in der Hoffnung, dass ich sie Mary Jane senden konnte, um ihr Kraft zu geben.
    Plötzlich hörten wir Pferde wiehern, gefolgt von dem dumpfen Aufprall von Stiefeln auf das Pflaster. Dann der Aufprall weiterer Stiefel.
    Samuel war da.
    Es klopfte dreimal an der Tür, bis Damons Stimme gedämpft durch das Holz erklang.
    » Mary Jane!«, rief Damon. » Ich habe Stefan mitgebracht.«
    Das war der vereinbarte Code, der Mary Jane dazu veranlassen würde, die Tür zu öffnen. Ich hielt den Atem an, während die Dielenbretter unter Mary Janes Füßen knarrten. Die Tür schwang langsam auf. Mondlicht flutete über den Treppenabsatz, als Samuel hereingestürzt kam. Seine Augen glänzten vor Aufregung. Bei seinem Anblick keuchte Mary Jane erschrocken auf; ihre theatralische Leistung beeindruckte mich. Ich beugte mich vor und das Herz wogte mir in der Brust. Unser Plan würde aufgehen.
    » Mary Jane! Endlich sehen wir uns wieder.« Samuels Stimme triefte vor Lüsternheit, als er ein silbern glänzendes Messer aus seiner Jacke zog. Ich umklammerte den Pflock in meiner Hand. Ich würde erst springen, wenn Damon zauderte.
    Wie aufs Stichwort zog Damon einen Pflock aus seiner Weste.
    » Zu dumm, Samuel«, flüsterte Damon, und ein Lächeln huschte über seine Züge. Aber Samuel war noch schneller, als Damon gerechnet hatte, und bevor Damon auch nur irgendetwas tun konnte, hatte Samuel ihn in einen Ringkampf verwickelt. Mir stockte der Atem. Ich wusste, dass ich mich ausschließlich um Seaver kümmern sollte, falls er auftauchte. Aber Damon steckte in Schwierigkeiten. Ich konnte unmöglich dabei zusehen, wie Damon von Samuel ermordet wurde.
    » Ihr dachtet wirklich, ihr könntet mich überlisten?«, fragte Samuel und stieß Damon mit dem Ellbogen von sich. Damon verlor den Halt und fiel auf die Knie, aber ich nutzte die Gelegenheit, um auf Samuel zuzuspringen und seinen Hals im Würgegriff zu packen. Das Messer fiel ihm aus der Hand, während ich meinen Pflock fester umklammerte.
    Samuel keuchte auf, als ich mit der Spitze des Pflocks genau auf Samuels Brust zielte.
    In diesem Augenblick schoss ein Mann durch die Tür herein und fiel über Mary Jane her. Sie stürzte zu Boden und schrie, während er ihr mit einer Hand die Nase zuhielt und mit der anderen eine Phiole aus seinem Umhang zog. Mary Jane schnappte nach Luft, und das nutzte der Kerl aus, um ihr den Inhalt der Phiole einzuflößen. Dabei verfiel er in einen Singsang aus für mich unverständlichen Worten.
    » Hiiilfe!«, kreischte Mary Jane.
    » Stefan!« Wie von fern hörte ich Lavinias kehlige Stimme, als die Hexe die Treppe herunterkam. Es war klar, dass die Hexen unseren Plan nun als gescheitert betrachteten. Aber ich konnte mich jetzt nicht auf sie konzentrieren. Stattdessen versuchte ich, Samuel den Pflock in die Brust zu treiben. Doch ich erwischte keinen guten Winkel, und der Pflock glitt immer wieder zur Seite, statt sich in Samuels Fleisch zu bohren. Ich war überrascht, wie wenig Samuel sich wehrte. Hatte er erkannt, dass es keinen Sinn mehr machte, zu kämpfen? Kapitulierte er? Konzentrier dich!, ermahnte ich mich . Ich brachte den Pflock erneut in Position, um ihn endlich in Samuels Brust zu rammen.
    » Asporto!«, brüllte der Mann, bei dem es sich eindeutig um Seaver handeln musste, mit tiefer Stimme, woraufhin ich wie von unsichtbarer Hand gegen die Wand geschleudert wurde. Meine Schläfe krachte auf Holz, und das Blut, das mir in die Augen lief, nahm mir jegliche Sicht. Als ich es wegwischen wollte, stellte ich fest, dass ich außerstande war, meinen Arm zu bewegen.
    » Hilfe!«, brüllte ich mit rauer Stimme und hoffte inständig, dass mich die anderen Hexen in der Gasse hören würden. Einige Schritte entfernt sah ich, dass Samuel Damon gepackt hatte. Ich schloss die Augen und versuchte, meine Macht zu beschwören und sie Samuel entgegenzusetzen. Tatsächlich schaffte es mein Bruder, sich aus Samuels Griff freizukämpfen. Er setzte zum Sprung an, aber Samuel wich ihm