The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
ich die roten Beulen auf seinem Gesicht bemerkte, von denen einige aufgeplatzt waren und wie Rosen auf seiner pockennarbigen Haut erblühten. Wie immer sickerte aus seinem Auge eine milchig weiße Flüssigkeit, während dort, wo sich das zweite Auge hätte befinden sollen, nur eine leere Höhle gähnte.
» Du lebst ja noch, Vampir. Und du hast es geschafft, das Mädchen zurückzubekommen. Beeindruckend«, fand James, während er uns in den Laden führte. » Also, setzt euch. Trinkt eine Tasse Tee. Und erzählt mir, was passiert ist.« Ohne mich anzusehen, begann James, sich an seinem winzigen Herd hinter der Theke zu schaffen zu machen. Ich betrachtete die Regale, die wie bei meinem letzten Besuch randvoll standen mit Glaskrügen voller Frösche, starrer Augäpfel, schlagender Herzen und zweiköpfiger Mäuse. Er musste irgendetwas haben, das uns vor Samuel schützte.
» Wir müssen mit Ihnen über gestern Nacht reden«, sagte Cora unvermittelt, woraufhin James sich vom Herd abwandte.
» Earl Grey für euch beide«, sagte er und wies mit dem Kinn auf die beiden dampfenden Becher in seinen Händen. » Was meinst du mit ›gestern Nacht‹?«, fragte er dann und blinzelte Cora mit seinem nässenden Auge an. Er kam auf uns zugeschlurft und scheuchte eine fette Katze auf, die ihm im Weg lag. Die Katze fauchte und schoss unter den Tisch, wo sie träge meine Beine umkreiste und mit dem Schwanz um meine Knöchel strich.
» Samuel, der Ripper hat wieder angegriffen. Und diesmal hat er mehr getan, als zu töten«, berichtete Cora.
Daraufhin stellte James die beiden Becher so heftig ab, dass der Holztisch zu wackeln begann.
» Verdammt!«, rief er. Dann nahm er einen Krug voller toter Schildkröten vom Regal, zog eine heraus und schob sie unter das wackelige Tischbein. » Mädchen, hör auf, in Rätseln zu sprechen! Sehe ich etwa aus wie Ephraim, dieser Narr? Jetzt erzähl mir die ganze Geschichte, und bitte von Anfang an.«
» Ja, Sir!« Cora schluckte. » Stefan hat ein Mädchen kennengelernt, Mary Jane, das sich als eine reinblütige Hexe entpuppte. Und als er und Damon begriffen, dass Samuel ihr Herz wollte …«
» … haben wir uns mittels Vinculum-Zauber mit einem Hexenzirkel verbündet. Und dann haben die Hexen bei Mary Jane den Präsidium-Zauber gewirkt«, warf ich ein. » Mary Jane sollte der Köder sein, um Samuel in die Falle zu locken und ihn zu töten. Aber er brachte einen Hexer mit, dem es mit einem Trank gelang, den Präsidium-Zauber aufzuheben. Er hat uns überlistet«, erklärte ich.
» Und Samuel hat das Herz gegessen?«, fragte James, und sein verhutzeltes Gesicht wurde aschfahl. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
» Ja«, sagten Cora und ich wie aus einem Mund.
James seufzte und ließ sich auf einen Stuhl fallen. » Das ist schlimm«, murmelte er. » Das ist sehr, sehr schlimm.«
» Ich weiß«, erwiderte ich. » Deshalb sind wir hier. Wir brauchen Hilfe.«
» Natürlich braucht ihr Hilfe! Aber das Problem ist, dass ich euch nicht helfen kann. Diese Geschichte beweist mal wieder, warum Vampire schlecht fürs Geschäft sind und schlecht für die Gesellschaft. Sie denken, sie könnten die Welt beherrschen. Sie denken, außer ihnen sei niemand wichtig. Aber sie kapieren nicht, was sie dabei anrichten!«, schäumte er, stand auf und warf in seinem Zorn den Stuhl um. Dann verriegelte er die Fenster und die Tür, ging zum Bücherschrank hinüber und zerrte ein Buch nach dem anderen heraus. Endlich fand er, wonach er gesucht hatte: einen dünnen, zerfledderten roten Band. Er blätterte hektisch die Seiten um, während Cora und ich einander schweigend anschauten. Ich wagte es kaum zu a tm en.
» Stefan, hör dir diese Geschichte an«, murmelte James schließlich. » Dann weißt du Bescheid, womit du es hier zu tun hast.« Die Katze fauchte erneut, und ich hatte das Gefühl, als blinzelten mir die Augäpfel in den Glaskrügen hämisch zu.
James schnappte sich Coras unangetasteten Becher und kippte sich den Tee selbst hinunter, bevor er sich mit dem Handrücken über den Mund wischte und eine weitere Seite umblätterte. Er studierte sie und nickte, als bewiesen die Worte darauf seine unausgesprochenen Gedanken. » Mitten in Preußen gibt es eine Stadt namens Tulpedorf «, begann James und stockte bei der Aussprache des fremden Namens. » Oder vielmehr gab es die Stadt. Sie existiert nicht mehr«, fuhr James gelassen fort. Allmählich bekam sein Gesicht wieder etwas Farbe.
» Was ist
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