The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
schwoll zu einem Crescendo an, zu einem unmenschlichen Stöhnen, das in einem verzweifelten Kreischen
endete. Das Geräusch war überall, erfüllte unsere Ohren, das Tal unter uns, den Himmel über uns.
Wir blieben erschrocken stehen.
»Nun, ich schätze, der Vampir ist frei«, schnaubte Damon.
»Margaret …«, begann ich.
»Glaubt mir, es geht ihr gut. Hast du gesehen, was sie ihm angetan hat?«, bemerkte Damon.
»Aber was ist sie?«, fragte ich.
»Eine Hexe.«
»Wie Emily?«, hakte ich nach, obgleich meine Theorie soeben bestätigt worden war. War die Welt wirklich voller Hexen, Vampire, Dämonen und Gott weiß was? Waren die meisten dieser Kreaturen für menschliche Augen einfach unsichtbar?
»Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas an ihr anders war, nachdem ich sie nicht bannen konnte …«, erklärte Damon. »Also habe ich sie gefragt. Und sie hat geantwortet. Ziemlich direkt, diese Frau.«
»Also hat sie …«
»Einen Schutzzauber um sich selbst und die ihr verbliebene Familie gewoben und das Fleisch seines Gehirns mit irgendeiner mentalen Fähigkeit verbrannt, um uns ein wenig Zeit zu verschaffen. – Die Betonung liegt auf ein wenig «, fügte er hinzu.
Ein erneutes Brüllen erklang.
»Lauft weiter«, befahl Lexi, und wir setzten uns wieder in Bewegung.
Der Wald wurde schwärzer, als graute selbst der Natur vor Lucius’ Kommen; wir konnten spüren, wie unter jedem seiner Schritte die Erde erzitterte.
Damon und ich sprangen über einen riesigen Baumstamm, und für einen flüchtigen Augenblick bewegten wir uns in perfektem Einklang. Doch dann kamen wir alle drei schlitternd am Rand einer Klippe zum Stehen, von wo aus man den oberen Teil Manhattans überblicken konnte.
»Huh«, machte mein Bruder und spähte hinab.
»Wir werden einen anderen Weg finden müssen, um hinunterzukommen«, murmelte ich und warf einen Blick über die Schulter auf den Weg, den wir zurückgelegt hatten. »Einen Pfad oder …«
Mit einem Aufschrei schoss Lexi über den Rand der Klippe.
Ich beobachtete sie entsetzt.
»Einen anderen Weg finden müssen?«, fragte Damon und schüttelte resigniert den Kopf, während er mich ansah. »Du denkst immer noch wie ein Mensch, Bruder.« Und damit sprang er hinter Lexi her.
Ich fluchte leise, während ich sah, wie er im Geäst unter mir verschwand. Dann folgte ich ihm.
So Furcht einflößend der Sprung auch war, hatte er zugleich etwas Befreiendes. Schwerelos schwamm ich durch die Luft. Die Welt pfiff durch meine ausgestreckten Finger und durch mein Haar. Es fühlte sich beinah so an, als würde ich fliegen.
Dann krachte ich durch einen Baldachin dicker Äste und Blätter, kauerte mich zu einer Kugel zusammen, landete mit den Füßen voran und verstauchte mir einen Knöchel, der verheilte, kaum dass ich es bemerkt hatte.
Damon und Lexi standen reglos da. Sie hielten den Kopf schräg und lauschten auf die seltsame Stille, in der wir uns plötzlich wiederfanden.
»Er hat unsere Spur verloren«, stellte Damon triumphierend fest. »Er hat nicht begriffen, dass wir über die Klippe gesprungen sind! Er ist …«
»… vor uns«, hauchte Lexi, und ihre Augen weiteten sich. Die Stille um uns herum war tatsächlich so vollkommen, als sei alles, was lebte, verstummt oder gestorben. Wir warteten unsicher, ohne genau zu wissen, worauf.
Da – das Geräusch eines einzelnen Grashalms, der sich bog und abbrach.
»LAUFT!«, schrie Lexi.
Wir rannten los. Dabei beging ich den Fehler, einen Blick zurückzuwerfen – und was ich sah, wollte einfach nicht zusammenpassen: Einerseits schien es so, als folge mir ein älterer Mann mit überraschender Geschwindigkeit, aber andererseits zeigte der Schatten, den er im Mondlicht warf, etwas viel Größeres, Unmenschlicheres; die Büsche und Bäume auf seinem Weg fielen krachend um, noch bevor er sie auch nur berührte.
Ich verdoppelte mein Tempo.
Wir hatten keine andere Wahl, als Richtung Süden
zu laufen. Der Wald lichtete sich, und vor uns erhob die Zivilisation ihr hässliches Haupt: ein letztes einsames Gut, eine Ansammlung verlassener Bauernhöfe, ein Hotel, Lehmstraßen als Zubringer zu gepflasterten Alleen, auf denen sich Pferde, Kutschen, Droschken und Leute tummelten, selbst mitten in der Nacht.
Und hinter uns der Alte, der aus jedem Schatten, durch den er trat, seine Macht zog.
An einem Gemüsestand bogen wir scharf um die Ecke und rissen die Körbe herunter, während der Gestank von Verwesung heiß in meinem Nacken brannte. Wir
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