The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
mich wie ein heißer Wind im August: unausweichlich, allgegenwärtig, schrecklich. Trotz des brennenden Netzes versuchte ich, mich abzuwenden.
Doch das entlockte ihm nur ein Kichern.
»Wo ist der andere, der sonst immer in deiner Nähe ist wie ein Schatten? Wo ist dein Bruder?«
Ich biss die Zähne zusammen. Wie ich Damon kannte, ließ er gerade einen weiteren Bourbon im Glas kreisen, während er drauf und dran war, sich an ein oder zwei Freudenmädchen gütlich zu tun.
Lucius musterte meine verkniffene Miene und schien den Ausdruck auf meinem Gesicht fälschlicherweise für Tapferkeit zu halten. »Nun, es spielt keine Rolle. Zu guter Letzt werde ich ihn bekommen. Dein Bruder ist noch eher ein Vampir als du, er interessiert sich für nichts außerhalb seiner kleinen Welt, hat nicht das Bedürfnis, Gutes zu tun. Vielleicht wird er eine Spur länger überleben.«
»Was haben Sie mit mir vor?«, fragte ich, obwohl ich jetzt, da Lexi außer Gefahr war, nicht mehr um meine eigene Sicherheit bangte. Ich wünschte nur, ich hätte die Chance, das Ungeheuer zu töten, es daran zu hindern, weiter Rache zu nehmen und noch mehr Menschen umzubringen.
Aber das Eisenkraut entzog meinem Leib alle Kraft und ich wusste, dass es schon ein kleiner Sieg wäre, dem Alten auch nur einen Kratzer zuzufügen.
Die Bestie packte das Netz und warf mich über die Schulter, als sei ich nicht mehr als ein Sack Flöhe oder Federn.
»Mein Plan ist nicht besonders spektakulär«, sagte der Alte, während er den Mittelgang hinunter ging. »Aber er ist langfristig angelegt. Vampire können sehr, sehr lange Zeit überleben. Ohne Nahrung. Sie verhungern langsam über die Jahrhunderte hinweg und sterben dennoch nicht.« Das Netz bewegte sich, als er die Achseln zuckte. »Nun, irgendwann vielleicht. Ich habe es noch nie gesehen, aber ich gehe davon aus, dass wir es herausfinden werden.«
Plötzlich bog er nach links ab und blieb vor einer Doppeltür stehen – vor der Krypta, wie ich mit wachsendem Grauen begriff. Obwohl die Türen aus massivem gemeißeltem Marmor bestanden, hatte Lucius kein Problem damit, sie aufzureißen, mich aus dem Netz zu schütteln und in den winzigen steinernen Raum zu werfen, der kaum größer war als das Dutzend Särge, die dort zur letzten Ruhe standen.
Für einen kurzen Moment genoss ich das Gefühl der kühlen Luft, die über meine verbrannte Haut strich. Dann stieß er ein tiefes Knurren aus. »Wenn dein Hunger nach Blut dich von innen heraus auffrisst und dich in den Wahnsinn treibt, sorge dich nicht – ich werde da sein. Zuhören. Beobachten. Und lachen.«
Das Letzte, was ich sah, war ein winkender alter Vampir, umrahmt von der Welt der Lebenden in einem hellen Glorienschein. Dann warf er die Doppeltür mit einem Krachen zu, das bis zum Himmel widerzuhallen schien, und ich befand mich in vollkommener Dunkelheit.
Ich rannte zu den Türen und warf mich dagegen. Sie klapperten nicht einmal. In dem Versuch, meine aufkeimende Panik zu ersticken, erforschte ich den feuchten, modrigen Raum auf eine Öffnung hin, einen geheimen Ausgang, irgendeinen Ausweg, obwohl eine Stimme in meinem Geist schrie: »Es ist eine Krypta, Stefan! Der Tod ist der einzige Ausweg!«
Ich schlängelte mich durch das kleine Labyrinth von
Särgen und Sarkophagen. Trotz meiner Angst fielen mir die kunstvollen Schnitzereien und Messingverzierungen auf. Eines der Marmorgräber trug das Porträt eines jungen Mädchens, als Hochrelief graviert, mit großen Augen und bogenförmigen Lippen. Ich sackte über dem Kunstwerk zusammen, als wolle ich das Mädchen, das darunter ruhte, umarmen.
Wenigstens ist Lexi in Sicherheit, sagte ich mir. Wenn es auch sonst nichts Tröstliches gab, so konnte ich die Jahrhunderte zumindest in dem Wissen verbringen, dass sie irgendwo dort draußen war und ihr Leben lebte – geschützt durch meinen Ring. Und vielleicht, nur vielleicht, würde sie versuchen, mich zu finden.
»Mach’s gut«, flüsterte ich Lexi in der Grabesstille zu.
Wie aufs Stichwort öffneten sich die Türen zur Krypta ein weiteres Mal und eine zierliche Blondine kam hindurchgeflogen und landete mit einem dumpfen Aufprall zu meinen Füßen.
»Lexi!«, rief ich, als die Doppeltür hinter ihr zuschlug und uns in erneute Dunkelheit stürzte.
»Hallo du«, sagte sie schwach. »Was für eine Überraschung, dich hier zu treffen.«
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
»Was machst du hier?«, fragte ich.
Lexi zog eine Augenbraue hoch. »Das Gleiche wie du. Ich
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