The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
rannten durch ein Elendsviertel, wichen Wäscheleinen und offenen Abwassergruben aus, während er uns weiterhin dicht auf den Fersen blieb und Dinge und Menschen rücksichtslos durcheinanderwirbelte, um an uns heranzukommen. Endlich glaubten wir, einen Vorsprung herausgeholt zu haben und schlängelten uns durch schmale Gassen und verwirrende Nebenstraßen – und konnten doch immer noch seine Macht spüren; sein Zorn wogte durch die Nacht.
Lexi führte uns an. Sei es durch ihre eigene Macht, sei es durch ihre Vertrautheit mit der Stadt, es gelang ihr, genau die richtigen Feuerleitern zu finden, auf die wir springen mussten, und genau die richtigen Müllhaufen, über die wir uns hinwegrollen mussten. Vielleicht war dies auch nicht das erste Mal, dass sie vor einem Dämon dieser Größenordnung floh. »Der Hafen«, zischte sie. »Er ist unsere einzige Chance.«
Damon nickte und hatte ausnahmsweise einmal keine Probleme damit, Befehle anzunehmen. Wir sprinteten nach Westen, zu den Alleen, die an den mächtigen Hudson River grenzten.
Plötzlich wurden Lexis Augen schmal und sie streckte eine Hand aus. Ein Klipper, ein hübsches glänzend blaues Schiff, entfernte sich gerade vom Dock, beladen mit allen möglichen New Yorker Waren, die nach Übersee verkauft werden sollten.
Mit einem mächtigen Satz sprang Lexi über das Wasser wie eine Katze, die ihrer Beute nachjagt. Damon und ich folgten ihrem Beispiel und landeten ebenso lautlos auf dem dunklen Deck. Als wir uns aufrappelten, belegte Lexi bereits einen erschrockenen Matrosen, der unser spektakuläres Eintreffen beobachtet hatte, mit einem Bann.
»Wir stehen auf der Passagierliste. Meine Brüder und ich haben unten eine Koje. Wir sind ganz normal vor Ablegen des Schiffes an Bord gegangen …«
Damon betrachtete seine Umgebung voller Interesse und zufriedener Anerkennung.
Ich schaute zum Ufer hinüber. Ein einziger, scheinbar harmloser Mann lehnte am Geländer des Kais, so bleich, als hätte er das Mondlicht aufgesaugt, und so lässig, als hätte er sich dort lediglich eingefunden, um die Schiffe kommen und gehen zu sehen.
Aber in seinen Augen lag ein Ausdruck von unversöhnlicher, tödlicher Unendlichkeit.
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
Ihr Name lautete Mina M. Sie war ein schnelles Schiff und wunderschön, auf Hochglanz poliert und mit weißen Segeln. Ihr hölzerner Mast trug hübsche rote Flaggen, die in der Brise flatterten.
Ich stand am Bug, schloss die Augen und sah unsere Reise vor mir. Die salzige Luft und die leuchtend gelbe Sonne würden meine Wangen rot färben, während die Mina durch die Wellen pflügte und weiße Gischt im Kielwasser hinterließ. Unter ihr kleine silbern glänzende Fische, die hastig versuchten, aus dem Weg zu kommen.
Auf unserer Reise würden wir winzigen Segelbooten begegnen, die das Wasser mit Bananen und Rum von den Westindischen Inseln durchquerten. In Indien würden wir Gewürze eintauschen. Ich würde endlich Italien sehen, die Sixtinische Kapelle besuchen, staunend vor dem Dom stehen und Chianti auf dem Weinberg trinken, auf dem seine Trauben gereift waren.
Vielleicht … vielleicht wäre dies eine neue Lebensart für mich. Mit Wassergeschwindigkeit zu reisen, statt im Schatten zu verharren. Ich würde niemals allzu lange in einem Hafen bleiben, sondern vor dem Tod und meinem
Fluch davonlaufen. Seeleute hatten für gewöhnlich keine Freunde, außer den Männern, mit denen sie arbeiteten – ich würde gut hineinpassen.
Aber dann öffnete ich die Augen und meine Fantasie löste sich in der schwarzen Mitternacht um mich herum in Luft auf. Eine dichte Wolkendecke verhüllte den Himmel, durch die ein einziger Stern am Firmament hindurchschien. Die Mina glitt lautlos aufs Meer hinaus und durchschnitt das ölige Wasser mit kaum mehr als einem Zischen.
Das war das Reich der Vampire. Obwohl mein Ring es mir ermöglichte, bei Tageslicht umherzugehen, war meine Welt die Dunkelheit. Die Zeit, in der die Sonne schlief, die Zeit, in der ich jagte, Feinden auswich, Flüche ausstieß, Versprechen brach und mich dem Hass überließ. Wir waren Klaus’ Lakaien entkommen, aber wir hatten ihn nicht besiegt. Er und sein Meister lauerten immer noch dort draußen, irgendwo, und planten Folter und Tod für mich und Damon.
Lexi kam hinter mir zum Bug und berührte mich an der Schulter.
»Wir sind auf dem Weg nach San Francisco«, sagte sie leise. »Ich war seit … einer Weile nicht mehr dort. Aber der Nebel und das trostlose Wetter werden
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