The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
zurückzugehen. » Und beim nächsten Mal benehmt ihr euch gefälligst etwas besser. Das schließt natürlich ein, eure Gastgeber nicht zu pfählen«, höhnte er über die Schulter hinweg.
Damon stand auf. » So ein Feigling. Lass uns gehen, Bruder. Ich werde meine Energie nicht an diesen Idioten vergeuden.«
Mit geballten Fäusten marschierte Damon voran in die Dunkelheit. Ich wusste, dass Henrys Geschichte ihn zutiefst verstört hatte. Er hatte Katherine geliebt. Er liebte sie immer noch. Wenn er ihren Namen aussprach, zeigte sein Gesicht jedes Mal einen entrückten Ausdruck, und er vergaß seinen beißenden Spott.
» Geht es dir gut?«, fragte ich, während ich ihm folgte und zaghaft die Hand auf seine Schulter legte.
Er schüttelte mich ab. » Es wird mir wieder gut gehen. Sobald Samuel tot ist.«
Kapitel Sechs
Katherine Pierce war ein grausamer Vampir. Sie zögerte niemals, sich zu nehmen, was sie wollte – von einem Fremden oder einem Geliebten. Warum also lässt mich das Gefühl ihrer Lippen auf meinen nicht mehr los? Und warum bin ich plötzlich besessen von der Frage, ob sie und Samuel zusammen waren oder nicht? Katherine hat immer noch solche Macht über meinen Bruder und mich, obwohl ihr Körper schon längst verkohlt und verbrannt ist. Muss erst einer von uns beiden sterben, damit ihr Bann über uns endlich gebrochen wird?
In letzter Zeit erinnere ich mich an Dinge, von denen ich glaubte, sie seien vergangen und vergessen. Als ich fünfzehn oder sechzehn war, begann ich von einem Mädchen zu träumen. Im Traum befand ich mich immer auf einem Feld, das aussah wie die Stelle gegenüber von Veritas, wo die grüne Hügellandschaft auf den Wald traf. Das Mädchen schien mir stets ein paar Schritte voraus zu sein und zwischen uns schwebte eine dunkle, trübe Wolke. Das Gesicht des Mädchens war im Nebel verborgen, doch ich konnte ihr glattes, langes braunes Haar und ihre olivfarbene Haut sehen. Obwohl ich sie nicht deutlich erkennen konnte, wusste ich, dass sie schön war.
Als ich Katherine begegnete, dachte ich, ich hätte sie endlich gefunden, die junge Frau, von der ich geträumt hatte und die mich seither mit unbarmherzigem Verlangen und Sehnsucht erfüllte. Doch dann entdeckte ich allmählich, welch ein Ungeheuer Katherine in Wirklichkeit war, und ich wusste, dass sie nicht die eine aus meinem Traum gewesen sein konnte.
Aber die Hoffnung dauert bis heute an. Vielleicht werde ich in ebendiesem Moment auf die Probe gestellt. Vielleicht werde ich, wenn ich sie denn endlich finden sollte, ihrer Liebe würdig sein – der Liebe dieser Frau meiner Träume.
Auf dem Rückweg zum Tunnel herrschte eisernes Schweigen zwischen Damon und mir. Ich wusste, dass wir beide an Katherine dachten, und nichts konnte uns von diesen Erinnerungen ablenken. Die Straßen waren verlassen. Die meisten Leute blieben nach Einbruch der Dunkelheit in ihren Häusern, weil sie Angst hatten, dem Ripper zu begegnen. Es war bereits nach Mitternacht. Früher hatte ich diese Nachtstunde geliebt. Es war die beste Zeit, um zu jagen, den Gedanken freien Lauf zu lassen und zu spüren, wie die Welt sich verlangsamte. Doch jetzt hatte ich das Gefühl, selbst gejagt zu werden. Am Ende würde Samuel zurückschlagen– das war unausweichlich. Aber wann?
Endlich erreichten wir die Böschung.
» Voilà, unser wunderschönes Zuhause«, witzelte Damon, als er die Leiter hinunterkletterte.
Meine Stimmung änderte sich schlagartig, sobald ich die unterste Sprosse erreichte und Flammen auf der gegenüberliegenden Wand tanzen sah. Ein Unterrock war unter die Tunnelwölbung gespannt worden, um den Raum zu teilen, und ein verrosteter, eingedellter Teekessel hing wackelig über dem Feuer.
» Willkommen daheim!«, rief Cora und breitete die Arme aus. Ihre Augen waren mit Kohlstift geschminkt und sie hatte sich das rötliche Haar aufgesteckt. Sie trug eins der Kleider, die ich von Harrods mitgebracht hatte; es schmeichelte ihrer schmalen Figur.
Zum ersten Mal seit Langem hatte ich das Gefühl, alles könnte wieder gut werden. Coras Bemühungen erinnerten mich an ein Märchen, das meine Mutter uns früher vorgelesen hatte: das Märchen von Schneewittchen, der schönen Prinzessin, die sich bei den sieben Zwergen versteckte. Diese Version hier war zwar viel finsterer, aber Cora spielte ihre Rolle auf bewundernswerte Weise– das freundliche, liebenswerte Mädchen, das versuchte, unsere wilden Neigungen zu zähmen.
» Haben Sie Violet gesehen?«,
Weitere Kostenlose Bücher