The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
uns dazu. Wir haben ganze fünfzehn Minuten für alle Mahlzeiten, zwischen Gebeten und Arbeit.«
In der Ferne begannen die Kirchenglocken zu läuten. Eins, zwei …
» Ich sollte…«, murmelte Cora, deren Blick nervös zur Kirche schweifte. Der Gottesdienst würde bald vorüber sein, und Cora musste sich den Mädchen wieder anschließen, ohne dass ihr Fehlen auffiel.
» Ich habe Ihnen das hier mitgebracht«, sagte ich rasch und reichte ihr die Brötchentüte.
» Oh, Stefan !« Ein Lächeln breitete sich auf Coras Gesicht aus. Diese kleine Geste erfreute sie so sehr, dass ich beschämt war, nicht mehr für sie zu haben. Was sie tat, war Gold wert. Und sie brach in Begeisterung aus über ein bisschen Brot, als sei es der größte Schatz. Sobald wir Samuel besiegt haben würden, wollte ich alles kaufen, was ihr Herz begehrte.
» Möchten Sie auch eins?«, fragte sie und hielt mir die Tüte hin.
Ich wählte eins aus und nahm einen winzigen Bissen. Das Brötchen klebte mir wie Leim am Gaumen, vollkommen geschmacklos. Ich hatte nichts übrig für menschliches Essen, aber ich wollte zusammen mit Cora einen kleinen Augenblick der Normalität geni eß en.
» Hmmm«, machte Cora zufrieden. » Wir bekommen Hafergrütze zu essen. Die Brötchen sind sehr gut. Danke, dass Sie an mich gedacht haben.«
» Das ist doch selbstverständlich«, erwiderte ich. Dann fügte ich zögernd hinzu: » Ich denke immerzu an Sie.« In einer anderen Welt wäre der Satz die Einleitung zu einer Liebeserklärung gewesen. In dieser Welt jedoch sprach ich hastig weiter. » Hören Sie gut zu, ich habe einen Plan. Sie wissen doch um die Wirkung Ihrer Kette?«
» Natürlich.« Cora griff unter ihren Kittel und zog die glitzernde Kette hervor: ein winziger Hoffnungsstrahl inmitten der Dunkelheit.
» Nun, das Eisenkraut kann noch mehr, als die Bannmacht der Vampire zu blockieren. Es ist giftig und verbrennt uns, sodass ich das Amulett kaum berühren kann.« Die Kirchenglocken verklangen, und mir blieben nur noch wenige Minuten, um meine Idee zu erläutern.
» Aber am schlimmsten ist die Wirkung des Eisenkrauts, wenn sie einen Vampir völlig unerwartet trifft. Als ich noch ein Mensch war, hat mein Vater mir mit Eisenkraut versetzten Brandy zu trinken gegeben, ohne dass ich davon wusste. Damals war ich in ein Mädchen verliebt…«
» Katherine?«, fragte Cora spitz.
» Ja«, bestätigte ich. » Und Katherine war, wie Sie bereits wissen, ein Vampir. Mein Vater hatte Verdacht gegen sie geschöpft, also beschloss er, sie mit meiner Hilfe zu prüfen. Als Katherine dann ihre Zähne in mich grub, sprang sie vor Schmerz zurück. Sie wand sich auf dem Boden und bekam Schaum vor dem Mund. Und dann…«
» Wusste er Bescheid«, ergänzte Cora schlicht.
» Ja. Aber das Wichtigste daran ist ihre Reaktion. Sie litt Qualen. Eisenkraut ist Gift für Vampire– es macht uns völlig hilflos. Wenn wir nun einigen der Mädchen Eisenkraut geben, bevor Samuel von ihnen trinkt, dann…«
» Dann werden Sie und Damon angreifen können«, meinte Cora leise und ließ die Kette durch ihre Finger gleiten. In der Ferne konnte ich Schwester Benediktas Stimme hören. » Es wird nicht geredet!«, rief sie barsch. » Denkt über das nach, was ihr in der Kirche gelernt habt.«
» Sie müssen jetzt gehen. Damon und ich werden das nötige Eisenkraut besorgen und uns überlegen, wie Sie es verabreichen können. Morgen um die gleiche Zeit?«, fragte ich.
Cora nickte. Sie umklammerte das Eisenkrautamulett.
» Gut. Passen Sie auf sich auf. Und vergessen Sie nicht, dass ich immer an Sie denke«, fügte ich hinzu und strich mit den Lippen sachte über ihre Wange. Ihre Haut fühlte sich eiskalt an.
» Auf Wiedersehen!«, sagte Cora und eilte auf die Straße, um unauffällig in ihre Reihe zurückzuschlüpfen. Ihre Wangen waren gerötet, und ich wusste, dass ihr mein Plan neuen Mut machte. Er würde funktionieren. Er musste funktionieren. Wenn es bei Katherine gewirkt hatte, dann würde es auch bei den blutrünstigen Brüdern Henry und Samuel wirken.
Ich stand auf und streckte mich. Es regnete immer noch, doch jetzt passte das düstere Wetter nicht länger zu meiner Stimmung. Jetzt fühlte ich mich lebendig und bereit, es mit jedem aufzunehmen. Erst recht mit Vampiren.
Kapitel Zehn
Auf dem Rückweg zum Tunnel flog ich geradezu und stieß in meiner Aufregung mit einigen Fußgängern und Kutschern zusammen. Doch dann blieb ich abrupt stehen. Die Schlagzeile eines Flugblatts stach
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