The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
mir ins Auge:
DER SCHLIMMSTE VERBRECHER !
Darunter war das inzwischen bekannte Porträt von Damon abgedruckt. Schon bald würden diese Schlagzeilen verschwinden und Damon würde als freier, unbescholtener Mann durch die Straßen von London spazieren können. Aber im Moment war es für ihn zu gefährlich, unser Versteck auch nur für eine Sekunde zu verlassen.
» Verdammt schrecklich, finden Sie nicht auch?« Neben mir stand ein Mann, der ebenfalls das Flugblatt anstarrte.
» Ja«, antwortete ich steif.
» Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis sie ihn schnappen. Ganz London sucht nach ihm. Hält sich für einen raffinierten Bonvivant und findet Spaß daran, diese armen Mädchen aufzuschlitzen. Grauenvoll!«
» Vermutlich ist in Wirklichkeit niemand das, was er zu sein scheint«, bemerkte ich unbehaglich. » Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen.« Ich machte ein paar Schritte von ihm weg und beschleunigte dann mein Tempo, bis ich ihn aus den Augen verloren hatte.
Erleichtert erreichte ich die Tunnelöffnung und kletterte schnell die Leiter hinunter. » Damon!«, rief ich.
» Guten Tag, Bruder.« Er saß auf einem Mauervorsprung und nickte mir zu, während er eine Runde Solitaire spielte und dabei jede Karte heftig auf den Stein klatschte. Ich wusste, dass er wütend war, weil er hier unter der Erde festsaß. Aber das war nicht mein Problem. Ich war es leid, Damon je nach Laune mit Samthandschuhen anzufassen.
» Ich habe Cora getroffen«, berichtete ich.
» Oh? Und wie geht es ihr?«, fragte er höflich, als erkundige er sich nach einer lange vermissten Cousine.
» Samuel und Henry trinken von dem Blut der Mädchen im Magdalenenheim.« Ich schwang mich auf den Mauervorsprung und setzte mich neben meinen Bruder.
» Wirklich?« Damons Augen weiteten sich. » Das ist also ihre Versorgungsquelle. Brillant.«
» Es ist schrecklich!«, gab ich zurück.
» Natürlich ist es das. Aber überleg mal. Ohne Jagd so viele Mädchen zur Verfügung zu haben, dass sie keine töten müssen, um satt zu werden– das ist wirklich clever, auch wenn ich es nicht gerne zugebe«, meinte Damon widerstrebend. » Wenn sie nicht versuchten, mich umzubringen, würde ich mich ihnen wahrscheinlich anschließen.«
Ich verzog das Gesicht. Ich wusste, dass Damon das keineswegs sagte, um mich zu schockieren– er hätte es tatsächlich getan.
» Ich habe einen Plan, wie wir sie überwältigen können«, sagte ich leise. Ich hatte beinahe Angst, meine Idee Damon gegenüber in Worte zu fassen. Ich wusste, dass sie funktionieren konnte . Aber ich wollte nicht, dass Damon höhnisch grinste oder Gegenargumente lieferte.
» Wirklich? Gehört zu diesem Plan, dass du dich selbst opferst? Also, dafür könnte ich mich erwärmen«, witzelte Damon.
» Eisenkraut«, erwiderte ich schlicht. » Cora kann welches ins Heim schmuggeln und den Mädchen beim Frühstück oder einer anderen Mahlzeit verabreichen. Wenn Samuel dann von einer von ihnen trinkt, wird er vergiftet werden und wir können ihn angreifen.«
» Eisenkraut«, wiederholte Damon nachdenklich. » Nicht schlecht, Bruder.«
» Zu Hause wächst es überall. Aber hier…« In England wuchs Eisenkraut nicht einfach so in der freien Natur. Ich erinnerte mich daran, wie schwer es gewesen war, es auf diesem kalkreichen englischen Boden anzubauen. Auf dem Gelände von Abbott Manor hatte ich ein winziges Beet angelegt, das jedoch der ständigen Pflege bedurft hatte. Daheim in Amerika dagegen musste man nur durch ein Feld gehen und schon pieksten einen überall die Stängel. Das Eisenkraut an Coras Kette stammte aus San Francisco– trocken und bröselig wie eine gepresste Blume.
» Wir brauchen es nicht anzupflanzen. Bruder, du musst endlich aufhören, wie ein Farmer zu denken. Wir sind in London, wo man für Geld alles bekommen kann. Wir können welches auftreiben«, erwiderte Damon geheimnisvoll.
» Und wo?«, fragte ich.
» Wo immer es Vampire gibt, gibt es auch Gegenmittel. Denkst du, der Krieg zwischen uns und Samuel sei der einzige, der hier stattfindet?«, fragte Damon mit einem verzerrten Grinsen. » Komm. Wir gehen in einen Laden«, forderte er mich auf. Er zog sich die Kapuze seines Mantels über, um sein Gesicht zu verhüllen, und sah tatsächlich aus wie ein x-beliebiger Londoner, der sich gegen den Regen schützte.
Wortlos folgte ich ihm.
Schon bald begriff ich, dass es noch schlimmere Stadtteile als Whitechapel gab. Streunende Katzen miauten in den leeren Gassen und die
Weitere Kostenlose Bücher