The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
war.
» Kein Alkohol, keine Flüche, keine Maßlosigkeit, kein Töten… Sieh den Dingen ins Auge, Bruder, du lebst bereits wie ein Mönch. Bist du nicht froh, dass ich dich vor der Langeweile gerettet habe?«
» Nein.« Ich schüttelte den Kopf. » Bist du nicht froh, dass ich hier bin, um dir etwas Vernunft beizubringen?«
Damon hielt inne, als denke er darüber nach. » Nein«, sagte er schließlich. » Die Vernunft und ich, wir passen einfach nicht zusammen. Das weißt du.«
» Was hast du vor, wenn das hier vorbei ist?«, fragte ich, als wir auf den Schotterpfad des Parks einbogen.
» Keine Ahnung«, antwortete Damon mit abwesendem Gesichtsausdruck. » Was kann man schon vorhaben, wenn man bereits überall gewesen ist? Man kann nur dafür sorgen, dass das Dasein aufregend bleibt. Vielleicht wird eines Tages eine Maschine erfunden, die mich auf einen anderen Planeten bringt.«
» Ich meine es ernst«, sagte ich. » Denkst du, du könntest dir hier ein Leben aufbauen?« Ich wollte etwas Handfestes von ihm hören, etwas, das es mir ermöglichen würde, meinen Bruder anders als das Ungeheuer wahrzunehmen, als das ich ihn sah.
» Ich denke nicht, dass ich mir ein Leben aufbauen muss. Ich lebe mein Leben. Und das solltest du auch tun, Bruder«, erwiderte Damon. Ich zuckte nur mit den Achseln. Diese Lebensphilosophie entbehrte jeglicher moralischen Grundlage, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu diskutieren.
Der Eingang des Hotels wurde von großen Fackeln erleuchtet. Elegant livrierte Diener säumten den Pfad dorthin und zahlreiche Kutschen rollten über die gepflasterten Straßen. Das Magdalenenheim schien in diesen Tagen ein sehr beliebtes Spendenobjekt zu sein. Wären wir nicht als Mönche verkleidet gewesen, hätte man uns sicher genauer auf unsere Einladung hin überprüft. Aber so wurden wir ohne Weiteres durch die großen Glastüren in einen riesigen Ballsaal geführt. Man ging wahrscheinlich davon aus, dass wir lediglich gekommen seien, um für die Mädchen des Heims zu beten und sie zu unterstützen.
Die Wände und das Dach des Saals waren ganz aus Glas und reflektierten die Tänzer, die bereits auf der Tanzfläche herumwirbelten. Um die Säulen gewundene Blumengirlanden schmückten den Raum. Zahlreiche Kellner mit üppig gefüllten Tabletts mischten sich unter die Gäste und boten exquisite Häppchen und Drinks an. Die Magdalenen-Mädchen, unverkennbar in ihren tristen grauen Kitteln, verteilten sich im Festsaal. Offensichtlich sollten die Gönner des Heims sehen, wer von all ihrem Geld profitierte, und tatsächlich wurden die Mädchen begafft wie in einem Kuriositätenkabinett. Die meisten von ihnen kauerten sich in eine Ecke und musterten die Gäste voller Furcht, als könnten sie beißen. Was in der Tat nicht ganz abwegig war.
Ich blinzelte und versuchte, Cora in der Menge zu finden. Schließlich entdeckte ich sie. Sie flüsterte mit einem schmalen Mädchen, dem zwei dunkle geflochtene Zöpfe über den Rücken hingen.
» Da ist sie.« Ich stieß Damon an, und gemeinsam gingen wir zu ihr, wobei wir den Weg von Schwester Benedikta kreuzten. Sie winkte uns zu, ohne auf unsere Gesichter zu achten.
» Cora!«, flüsterte ich. Cora schaute verwirrt zu uns herüber, dann erkannte sie uns. Sie bahnte sich ihren Weg durch eine Traube von Mädchen, die alle zu tuscheln begannen, warum ausgerechnet Cora die Auserwählte für eine Audienz bei zwei Mönchen war.
» Guten Abend, Bruder. Keine Sorge, ich habe gestern meine Gebete gesprochen.« Sie zwinkerte uns zu.
Ich lächelte, als ich mich dicht an ihr Ohr beugte. » Haben Sie jedem Mädchen etwas verabreicht?«, fragte ich.
In diesem Moment klopfte mir jemand auf die Schulter. Ich wirbelte herum und fand mich Auge in Auge mit Schwester Benedikta wieder.
» Guten Abend, Bruder«, sagte Schwester Benedikta mit frommer Stimme. » Wie gefällt Ihnen die Veranstaltung?«
» Gott segne Sie, Schwester.« Ich verbeugte mich so tief wie möglich, damit sie auf keinen Fall meine erstaunliche Ähnlichkeit mit einem der großzügigen de Croix -Brüder bemerkte. » Es ist mir eine wahre Freude. Ich würde dem Organisator liebend gern meine Aufwartung machen. Ist er denn schon eingetroffen?«, fragte ich und hoffte, dass mein Eifer nicht zu auffällig war.
Schwester Benedikta lächelte schief. » Wenn Sie das wünschen, wird Gott dafür sorgen. Sehen Sie nur!« Sie deutete auf einen Balkon mit Blick auf die Tanzfläche, der von einer
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