The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
befahl ich. Keine Folter. Töte ihn einfach. Wir haben keine Zeit.
In meinem Schmerz war ich mir nicht ganz sicher, ob ich die Worte aussprach oder sie Damon lediglich geistig sandte. Aber da hörte ich Damons leises, spöttisches Lachen.
» Bereit, als Ungeheuer enttarnt zu werden? Was wird Lord Ainsley wohl dazu sagen? Es sei denn, ich töte dich einfach und erlöse dich von der Schmach«, höhnte er.
Töte ihn einfach!, verlangte ich verzweifelt.
In diesem Moment drehte Samuel sich zu mir um– jetzt hatte ich tatsächlich laut gesprochen. » Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen. Dein Bruder wird mich nämlich nicht töten«, sagte er gelassen, während er ein funkelndes juwelenbesetztes Messer aus seiner Smokingjacke zog. Das Geräusch von sengendem Fleisch drang an meine Ohren; das Messer musste in Eisenkraut getaucht worden sein.
» Damon!«, brüllte ich, aber es war zu spät. Samuel hatte ihm das Messer bereits in den Bauch gerammt. Blut sickerte durch seine Mönchskutte.
Samuel schaute zwischen uns hin und her und seine Augen leuchteten in der Dunkelheit. Ich funkelte ihn an, war jedoch immer noch unfähig, mich zu bewegen. Er lachte wieder, leise und gefährlich und so unheilvoll wie ein Erdbeben.
» Eins muss ich euch lassen, Jungs«, begann er, ließ das Messer fallen und ging lässig im Raum auf und ab. Ich fragte mich, ob er uns sofort töten oder noch abwarten würde. » Ihr habt es immerhin versucht. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr den Mut dazu habt. Wirklich schlau, diese Gören mit Eisenkraut zu füttern. Aber leider habe ich bereits eine ganze Menge davon in mir. Schon vor Jahren habe ich angefangen, kleine Portionen Eisenkraut zu mir zu nehmen. Abscheulich und unangenehm, ja, aber es hilft, immun dagegen zu werden.« Er tupfte sich mit seinem weißen Einstecktuch den Mund ab. » Seht ihr, es hat mir nicht das Geringste ausgemacht.« Er schüttelte das Tuch aus, woraufhin getrocknete rote Blutbröckchen auf den Boden rieselten.
» Im Gegensatz zu euren kleinen Freundinnen«, fuhr er fort. » Ihr denkt wohl, ihr seid die Einzigen, die einem den Abend verderben können? Jack the Ripper weiß mindestens ebenso gut, wie man das macht. Gerade jetzt ist der perfekte Zeitpunkt für ihn, nach Whitechapel zurückzukehren und erneut zuzuschlagen. Die einzige Frage auf einem Wohltätigkeitsball voller Huren ist: Wer wird die Glückliche sein?« Samuels Mund verzog sich zu einem grausamen Grinsen.
» Nein!«, rief ich, während mir die ganze Abscheulichkeit seiner Worte ins Bewusstsein drang. Vor meinem inneren Auge sah ich eins der Mädchen aus dem Heim, aufgeschlitzt, zerfetzt. Mein Bein schmerzte heftig, und ich wusste, dass ich eine Menge Blut verloren hatte. Aber meine Verletzung war nichts im Vergleich zu dem, was Samuel diesen Mädchen antun würde. Und Cora war eine von ihnen…
Taumelnd richtete ich mich auf und zerrte an dem Pflock in meinem Knie.
Samuel lachte über meinen lahmen Versuch, ihn aufzuhalten, und wandte sich zum Gehen. » War mir ein Vergnügen, Jungs.«
Ich schaute zu Damon hinüber, der auf dem Boden zusammengesackt war. Das Blut sickerte immer weiter aus seinem Bauch. Ich riss erneut an dem Pflock, aber er gab nicht nach. Vielmehr verursachte mir jeder Versuch, ihn herauszuziehen, qualvolle Krämpfe.
In der Ferne hörte ich die schwachen Klänge eines Walzers und das fröhliche Geplapper der Gäste im Ballsaal, die nicht die leiseste Ahnung hatten, dass sich in ihrer Mitte ein Dämon befand.
Kapitel Dreizehn
Nach schier endlosen, qualvollen Minuten schaffte ich es schließlich doch, den Pflock aus meinem Knie zu entfernen und die Blutung mit einem Stück Stoff zu stillen, das ich aus meiner Kutte gerissen hatte. Ich stand auf und humpelte durch die Dunkelheit zu Damon hinüber. Was erstaunlich gut ging, wenn man bedachte, dass kurz zuvor meine Kniescheibe gebrochen war. Mein Körper heilte schnell. Aber Damon… Er wand sich noch immer auf dem Boden, und das Blut strömte in einem Schwall aus seinem Bauch, als er versuchte aufzustehen. Dies war keine Verletzung, die so einfach heilen würde. Sollte ich ihn hier zurücklassen und nach Whitechapel laufen? Oder war Samuels Ankündigung eine Falle? Ich konnte nicht klar denken, aber ich wusste, dass mir die Zeit davonlief. Wenn ich jetzt nicht schnell handelte– und die richtige Entscheidung traf–, hatte ich eins der Mädchen auf dem Gewissen.
Da kam Cora hereingestürzt. Sie erbleichte, als sie uns sah.
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