The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
Regierungsmitarbeitern, Anwälten, Geschworenen, Bezirkspolizisten, Richtern, Durchreisenden, Parkplatzwächtern und Reportern der L. A. Times liefen umher und versuchten, sich von den brennenden Bussen, den qualmenden Autos, den einstürzenden Gebäuden, dem Wehklagen der Verletzten und dem Gestank der Toten fernzuhalten.
Buck drängelte und schubste sich zwischen ihnen den Weg frei, sodass auf der 1st Street in Richtung Bunker Hill eine Schneise für ihn und Marty entstand. Marty wurde klar, dass es durchaus einige Vorteile haben könnte, Buck dabeizuhaben.
Marty hatte erst ein oder zwei Meilen zurückgelegt, seit er das Set verlassen hatte, aber es war ein anstrengender Marsch und kein einfaches Unterfangen, auf den ruinierten, mit großen Stücken von aufgeworfenem Asphalt übersäten Straßen voranzukommen. Seine Füße fühlten sich bereits geschwollen an, seine Knie schmerzten und er war außer Atem. Wenn er weiter so abbaute, dachte Marty, würde Buck ihn ein paar Meilen weiter wohl wiederbeleben müssen. In diesem Moment beschloss er, wieder ins Fitnessstudio zu gehen und seine Mitgliedschaft endlich zu nutzen, sofern das Studio noch stand, und wenn nicht, würde er einfach drei, vier Mal am Tag um die Trümmer joggen.
Während er Bunker Hill hinaufging, erinnerte Marty sich deutlich an die letzten beiden Male, als er in der Innenstadt war. Das erste Mal war vor fünf Jahren, als er und Beth hierhergekommen waren, um eine Heiratslizenz zu beantragen und den Familienrichter zu treffen, der sie trauen sollte. Der Richter schien die volle Kraft des Gesetzes zu verkörpern, so als wäre er von John Houseman persönlich in der Kunst der Einschüchterung durch finstere Blicke geschult worden. Doch als er dann die Trauung durchführte, schien stattdessen Henny Youngmen durch ihn zu sprechen, der ihre Schwüre offensichtlich als Chance nutzte, um eine potenzielle Vegas-Show zu testen.
Das zweite Mal war vor ungefähr einem Jahr, um sich davor zu drücken, als Geschworener verpflichtet zu werden. Dafür brauchte es lediglich ein signiertes Foto von Jennifer Garner sowie das Versprechen, das Drehbuch des Beamten zu lesen, sobald er es vollendet hätte. Marty hatte es immer noch nicht erhalten, und dem Schaden am Gebäude des Bezirksgerichts nach zu urteilen, das unter den riesigen Doc Martens von Mutter Natur zermalmt worden war, hatte sich die Sache wohl erledigt.
»Hey, hast du dir in die Hose gepisst?«, Buck warf einen Blick auf Martys Hose.
»Das ist Evian«, gab Marty schwer atmend zurück.
»Yeah«, schnaubte Buck. »Und scheißen tust du Beluga-Kaviar, wetten?«
Abraham Lincolns abgetrennter, bronzener Kopf rollte an Marty vorbei, als er an der Ecke Hill und 1st Street kurz verschnaufte und die schimmernden Bürogebäude der Innenstadt ein paar Blocks weiter südlich betrachtete. Bucks Interesse galt eher dem über die Kreuzung rollenden Kopf des Ehrlichen Abe als der Aussicht.
Man konnte die Monolithen aus poliertem Granit und getöntem Glas nur aus der Ferne wirklich gut sehen, von Nahem wirkten sie so einladend und kreativ wie eine Staumauer. Jeder von ihnen war als erhabenes architektonisches Statement entworfen worden, das vom Freeway aus mit einem Blick erfasst werden konnte. Jetzt vergossen sie ihre Glassplitter wie Tränen.
Marty verschnaufte kurz auf der höchsten Stelle des Bunker Hill, und von diesem Standpunkt aus konnte er sogar die Zukunft sehen, oder zumindest das Gebäude, das sie in tausend schlechten Fernsehshows und Filmen verkörperte. Das Bonaventure Hotel bestand aus fünf gigantischen Glaszylindern, die nur darauf warteten, nach Absprengung des Startgerüsts aus Beton eine Rakete ins All zu schießen. Heute sah es aus, als sei es endlich zum Abschuss gekommen, nur dass die Raketen vor dem Start explodiert waren.
Die Fernsehstudios würden die Zukunft woanders finden müssen.
»Na, das nenn’ ich mal Scheißironie«, schnaubte Buck. Er verfolgte den Weg von Abes eigensinniger bronzener Rübe mit den Augen und hatte dabei ungewollt etwas Interessantes entdeckt.
»Was?«, fragte Marty.
»Schau dir das an«, Buck zeigte auf einen Block weiter südlich, wo das alte Backsteingebäude des Kawada Hotels immer noch an der Ecke 2nd und Hill Street stand. Das Schild des Cafés Epizentrum war unversehrt. »Ist das nicht der blanke Hohn?«
»Mhm.« Marty ging weiter und wunderte sich zum vielleicht achten Mal in fünf Minuten, warum Buck einfach nicht wegging. Aber es könne wohl
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