The Walking Dead 2: Roman
Fahrerkabine gelehnt sind – darunter Schaufeln, eine Hacke, einige Äxte und eine furchterregend aussehende Heugabel. Die gewölbte Decke ist hoch genug, dass man im gebückten Gang darin gehen kann.
Als er seine Taschen verstaut, sieht Josh Teile eines großkalibrigen Gewehres herumliegen, aber keine Munition. Bob trägt eine .38er mit kurzem Lauf bei sich, aber mit der ein ruhendes Ziel in zehn Metern Entfernung bei Windstille zu treffen wäre ein Kunststück – selbst in nüchternem Zustand, welches bei Bob nicht allzu oft der Fall ist. Josh macht sich nichts vor, er weiß, dass sie Waffen und Munition brauchen, wenn sie nicht als Zombie-Futter enden wollen.
Er tritt aus dem Camper-Aufsatz und schließt die Tür hinter sich. Plötzlich verspürt er ein Brennen im Nacken, als ob ihn jemand beobachten würde.
»Hey, Lil!«
Die Stimme kommt ihm bekannt vor, und als er sich umdreht, sieht er Megan Lafferty, das Mädchen mit den dicken braunen Locken und der freizügigen Libido. Sie steht keine zwei Wagenlängen entfernt neben dem Schotterweg. Sie hält Händchen mit dem Pot-Raucher – wie heißt er noch mal? –, der mit den strähnigen blonden Haaren im Gesicht und dem verdreckten Pullover. Steve? Shawn? Josh kann sich nicht erinnern. Das Einzige, was er noch weiß, ist, dass er den ganzen Weg von Peachtree City Megans Herumhuren dulden musste.
Jetzt stehen die beiden Drückeberger vor ihm und starren ihn wie Raubvögel an.
»Hey, Meg«, beginnt Lilly sanft und etwas skeptisch, als sie um den Truck herum kommt und sich neben Josh stellt. In der unbehaglichen Stille kann man Bob hören, wie er unter der Motorhaube werkelt.
Megan und der Pot-Raucher kommen vorsichtig näher. Megan wählt ihre Worte gut, als sie Lilly anspricht: »Dude, ich habe gehört, ihr sucht euer Glück woanders.«
Der Pot-Raucher neben Megan fängt zu kichern an. »Glückssucher, hehe …«
Josh wirft dem Jungen einen Blick zu. »Und was können wir für euch gute, junge Menschen tun?«
Megan starrt weiterhin Lilly an. »Lil, ich wollte nur sagen … Äh … Ich hoffe, du bist nicht sauer auf mich oder so.«
»Warum sollte ich denn auf dich sauer sein?«
Megan senkt den Blick. »Mir sind da ein paar Sachen über die Lippen gekommen … Ich habe nicht gewusst, was sich sage … Ich wollte nur … Ach, keine Ahnung. Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen.«
Josh mustert Lilly, und in dem kurzen Augenblick, ehe sie Megan antwortet, sieht er in ihr den Kern, der Lilly Caul ausmacht: Ihr verprügeltes Gesicht nimmt einen weichen Ausdruck an, ihre Augen füllen sich mit Vergebung. »Du musst dich für nichts entschuldigen, Meg«, beruhigt Lilly ihre Freundin. »Wir versuchen doch alle nur, das Beste draus zu machen.«
»Der hat dir wirklich eins gewischt – verdammt!«, staunt Megan, als sie Lillys kaputtes Gesicht aus der Nähe sieht.
»Lilly, wir müssen uns auf die Socken machen«, meldet sich Josh zu Wort. »Es wird bald dunkel.«
Dann beugt sich der Pot-Raucher zu Megan und flüstert: »Hey, willst du sie jetzt fragen oder nicht?«
»Was willst du denn fragen, Meg?«, will Lilly wissen.
Megan fährt sich mit der Zunge über die Lippen und wendet sich dann an Josh. »Das ist totale Scheiße, wie die dich behandeln, man .«
Josh nickt ihr kurz angebunden zu. »Danke, Megan, aber wir müssen jetzt los.«
»Nehmt uns mit.«
Josh wirft Lilly einen Blick zu, aber sie starrt ihre Freundin an. Endlich meint sie: »Äh, du musst verstehen, die Sache ist so …«
»Je mehr wir sind, desto sicherer ist es, man !«, wirft der Pot-Raucher mit einem nervösen Kichern in die Runde. »Wir sind total auf dem Kriegspfad , man!«
Megan hebt plötzlich die Hand. »Scott, wenn du mal nur zwei Minuten die Klappe halten könntest.« Dann wendet sie sich wieder an Josh. »Wir können keine Minute länger hier mit diesen Scheißfaschisten bleiben. Nicht nach dem, was sie mit dir angestellt haben. Das Ganze hier geht den Bach runter, keiner traut dem anderen mehr.«
Josh verschränkt die Arme und erwidert ihren Blick. »Du bist an alldem nicht ganz unschuldig.«
»Josh …« Lilly möchte auch etwas dazu sagen.
Megan senkt den Kopf und steht da wie ein begossener Pudel. »Nein, lass sein, Lilly. Es stimmt ja alles. Das habe ich mir schon selbst eingehandelt. Vielleicht habe ich einfach … einfach die Regel vergessen.«
In der darauffolgenden Stille – man kann lediglich den Wind in den Bäumen rauschen und Bob unter der
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