The Walking Dead 2: Roman
um sie kümmern soll.
Während der darauffolgenden Tage verstärken sie Türen und Fenster und waschen sich in den großen, verzinkten Waschbecken, die an der hinteren Wand der Werkstatt angebracht sind. Langsam aber sicher schleicht sich Alltagsroutine ein. Bob macht den Truck wintersicher und klaubt sich Ersatzteile aus verschiedenen Wracks, die auf dem Gelände stehen, während Josh Aufklärungseinsätze leitet. Sie schleichen sich bis zur Grenze der Zeltstadt vor, und Josh und Scott können am helllichten Tag Brennholz, frisches Wasser, etwas Zeltplane, ein paar Dosen mit Gemüse, eine Schachtel Munition und etwas Brennpaste mitgehen lassen. Josh stellt fest, dass dort der Anschein des zivilisierten Umgangs miteinander nur mit Mühe und Not aufrechterhalten wird. Die Leute streiten immer öfter miteinander. Manchmal erhascht er sogar Blicke auf den einen oder anderen Boxkampf und sieht, wie Männer und Frauen sich bis zur Besinnungslosigkeit besaufen. Der Stress macht den Siedlern ganz schön zu schaffen.
Während der Nächte achtet Josh darauf, dass Fortnoy’s Fuel and Bait niemandem auffällt. Niemand macht Nachtspaziergänge, alle verhalten sich ruhig und sie benutzen so wenig Kerzen und Laternen wie nur möglich. Die Windgeräusche schrecken sie ständig auf, und Lilly Caul wundert sich insgeheim, welches wohl die größere Bedrohung für sie darstellt: die Horden von Zombies, ihre Mitmenschen oder der immer näher kommende Winter. Die Nächte werden länger und die Kälte immer schlimmer. Eisblumen bilden sich an den Fenstern, und die Kälte schleicht sich in ihre Gelenke. Niemand will sich darüber beschweren, aber die Kälte könnte sie viel rascher und effektiver bezwingen als eine Attacke der Zombies.
Um die Langeweile und die ständige Angst zu bekämpfen, suchen sich ein paar von ihnen eine Ausgleichsbeschäftigung, auch Hobby genannt. Josh fängt an, sich Zigarren aus Tabakblättern zu drehen, die er in den umliegenden Feldern findet. Lilly schreibt Tagebuch, und Bob entdeckt einen wahren Schatz an Angelzeug in einer unbeschrifteten Kiste im Köderladen. Er verbringt Stunden damit, sich durch die bereits geplünderten Überreste zu wühlen und Sachen zu reparieren. Ständig ist er über die Werkbank gebeugt und bindet Köder an Angelleinen. Er träumt davon, zum nahe gelegenen Bach zu gehen und Forellen und sonstige Süßwasserfische aus dem Wasser zu ziehen, damit sie endlich mal wieder etwas Frisches zwischen die Zähne kriegen. Unter der Werkbank hat er stets eine Flasche Jack Daniels versteckt, sein treuer Freund und Begleiter.
Die anderen machen sich um seinen Alkoholkonsum Sorgen, aber kann man es ihm übel nehmen? Was kann man einem angesichts dieses anhaltenden Fegefeuers überhaupt ankreiden? Bob selbst ist nicht stolz darauf, dass er trinkt. Tatsache ist, dass er sich sogar dafür schämt. Aber genau deswegen braucht er ja seine »Medizin« – um die Scham fernzuhalten. Und die Einsamkeit. Und die Angst. Und die nächtlich wiederkehrenden Albträume von blutbespritzten Feldbetten in Kandahar.
Am Freitag jener Woche, kurz nach Mitternacht – laut Bobs Kalender ist es der 9. November – ist er wieder über die Werkbank gebeugt und bereitet Köder fürs Fliegenfischen vor, die Flasche Whiskey an seiner Seite. Plötzlich hört er ein Schlurfen aus dem Lager. Er hat nicht bemerkt, wie Megan und Scott sich relativ früh aus dem Staub gemacht haben. Auch hat er den süßlichen Marihuanageruch nicht gerochen. Und das Kichern aus dem Nebenzimmer ist ihm überhaupt nicht aufgefallen, so vertieft war er in seiner Arbeit. Jetzt aber bemerkt er etwas, das ihn den ganzen Tag lang kaltgelassen hat.
Er hört auf, mit dem Angelzeug herumzufuchteln und wendet sich stattdessen dem hinteren Teil des Raums zu. Hinter einer großen, mitgenommenen Propangasflasche kann Bob im Schimmern seiner Lampe eindeutig ein Loch in der Wand ausmachen. Er verlässt sein Vorhaben und geht in Richtung Flasche. Vorsichtig rollt er sie beiseite, um einen genaueren Blick auf das zwanzig Zentimeter große Loch zu werfen. Es sieht ganz so aus, als ob ein Wasserschaden die Ursache dafür gewesen ist – entweder das oder die schwülen Sommer hier in Georgia, denn die Ränder der Gipskartonplatte um das Loch weisen auch Feuchtigkeitsschäden auf. Bob wirft einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass er auch wirklich allein ist. Er ist allein in der Werkstatt.
Das Stöhnen und Ächzen, der wilde Sex an der
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