The Walking Dead 2: Roman
Ferne. Die Morgensonne scheint auf die schmale, zweispurige Straße, die von Unkraut gesäumt und ungefähr alle zwanzig Meter mit liegen gebliebenen Autos übersät ist. Sie windet sich durch zwei Tabakfelder, die links wie rechts mit Unkraut überwachsen sind. Ranken überwuchern die vom Wetter verwitterten Leitplanken aus Holz. Die heruntergekommenen Felder lassen ahnen, wie viel Zeit seit dem Ausbruch der Plage vergangen ist.
Bob faltet die Karte wieder zusammen. »Und was jetzt?«
Josh zuckt die Achseln. »Habe schon seit Ewigkeiten keine Farm mehr gesehen. Sieht ganz so aus, als ob wir so weit draußen, so am Arsch der Welt sind, dass sich die Schwärme nicht um uns kümmern werden.«
Lilly klettert auf die Rückbank. »Josh, was überlegst du?«
Er legt einen Gang ein. »Ich bin der Meinung, dass wir nach Süden fahren sollen.«
»Warum Süden?«
»Erstens gibt es im Süden keine Ballungszentren.«
»Und …?«
»Und vielleicht, wenn wir weiter gut unterwegs sind … können wir die Kälte im Rückspiegel lassen.«
Er tritt erneut aufs Gas und lenkt das Fahrzeug auf die Straße, als Bob ihn am Arm ergreift.
»Nicht so hastig, Captain.«
Josh hält an. »Was nun schon wieder?«
»Ich will ja nicht der Überbringer schlechter Nachrichten sein …« Bob deutet auf die Tankanzeige. »Aber ich habe gestern Abend die letzten Reste Sprit in die Kiste gekippt.«
Die Nadel ist bereits unter die rote Markierung gesunken.
Sieben
Sie suchen die Straße nach Fahrzeugen ab, die noch genügend Sprit im Tank haben, damit sich das Umfüllen lohnt, werden aber nicht fündig. Die meisten Wracks auf dieser gottverlassenen, trostlosen Straße sind entweder völlig ausgebrannt oder haben knochentrockene Tanks. In der Ferne erkennen sie den einen oder anderen Untoten – einzelne Kadaver, die völlig orientierungslos umherirren, weit weg genug, um sie nicht zu bemerken.
Sie beschließen, die Nacht im Truck zu verbringen und abwechselnd Wache zu halten. Jeder kriegt seine Ration Essen und Frischwasser zugeteilt. Mitten am Arsch der Welt zu sein ist sowohl ein Fluch als auch ein Segen. Die Tatsache, dass hier kein Stückchen Proviant oder Benzin zu finden ist, wird durch die beinahe völlige Abwesenheit von Zombies wiedergutgemacht.
Josh ermahnt alle, schön ruhig zu bleiben und so wenig Lärm wie möglich zu machen, während sie in diesem desolaten Hinterland gefangen sind.
Als die Dunkelheit hereinbricht und die Temperaturen fallen, lässt Josh so lange wie möglich den Motor laufen, ehe er die Heizung über die Batterie betreibt. Er weiß, dass es nicht lange gut gehen wird.
Sie verbringen die Nacht eher schlecht als recht mit Megan, Scott und Bob hinten im Camper-Aufsatz, Lilly auf der Rückbank in der Fahrerkabine und Josh auf den beiden Vordersitzen. Er schafft es kaum, seinen riesigen Körper vernünftig auszustrecken.
Am nächsten Tag werden Bob und Josh fündig. Sie finden einen umgestürzten Laster eineinhalb Kilometer entfernt. Die Hinterachse ist zwar gebrochen, aber der Rest ist noch in einwandfreiem Zustand – und mit beinahe vollem Tank. Noch vor Mittag haben sie achtzig Liter in Container umgefüllt und den Truck befüllt. Sie machen sich Richtung Südwesten auf, fahren durch weitere dreißig Kilometer brachliegendes Ackerland, ehe sie unter einer Eisenbahnbrücke parken, wo der Wind ihnen sein immerwährendes, trauriges Lied um die Ohren pfeift.
In der Dunkelheit des stinkenden Trucks fangen sie zu streiten an: Sollen sie weiterfahren oder nicht, wer schläft wo, wer schnarcht, wer hat mehr zu essen gekriegt, wer hat die am übelsten riechenden Füße und so weiter. Der Camper-Aufsatz hat weniger als zehn Quadratmeter Fläche, und das meiste davon ist mit Bobs Müll übersät. Scott und Megan schlafen wie Sardinen gegeneinander gepresst an der Hintertür, während Bob sich in seinem halb nüchternen Zustand hin und her wirft.
So verbringen sie beinahe eine ganze Woche, fahren im Zickzack gen Südwesten, immer den Schienen der West Central Georgia Railway folgend. Sie füllen den Tank so oft auf, wie es geht, und die Stimmung wird immer schlechter und angespannter. Es ist, als ob die Wände des Trucks sie langsam zu ersticken drohen.
Eines Morgens, während Megan und Scott noch im Camper-Aufsatz schlummern, sitzen Josh und Lilly auf der vorderen Stoßstange und teilen sich eine Thermoskanne Pulverkaffee in der blassen Sonne. Der Wind scheint kälter geworden zu sein, der Himmel
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