The Walking Dead 2: Roman
Wachhunde an, die zu grinsen angefangen haben. Dann bricht er in schallendes Gelächter aus. Er wischt sich die freudlosen Augen und schüttelt mit dem Kopf. »Nein, ich würde mich eher – wie heißt das noch mal? – vorläufiger Präsident nennen.«
»Und was soll das genau heißen?«
Philip schmettert die Frage kurzerhand ab. »Um es kurz zu halten – vor nicht allzu langer Zeit haben hier machtgeile Arschlöcher geherrscht, die zu viel vom Kuchen für sich behalten wollten. Ich habe gemerkt, dass da eine Machtlücke gefüllt werden musste, und habe mich freiwillig gemeldet.«
»Freiwillig?«
Philips Lächeln verschwindet. »Ich habe mich gestellt, mein Freund. In Zeiten wie diesen müssen die Leute mit starker Hand geführt werden. Wir haben Familien hier, Frauen und Kinder, alte Leute. Da braucht man jemanden, der aufpasst, jemanden, der … handelt. Verstehst du, was ich damit sagen will?«
Josh nickt. »Klar doch.«
Hinter Philip lacht sich Gabe noch immer ins Fäustchen und murmelt: »Vorläufiger Präsident, das ist so cool!«
Plötzlich meldet sich Scott zu Wort, der sich an ein Fensterbrett gelehnt hat: »Kumpel, du machst schon was her … Mit diesen beiden Geheimdienst-Typen könnte man dir das mit dem Präsident fast abnehmen.«
Nachdem Scotts dünnes Lachen verhallt ist, bleibt ein betretenes Schweigen in der Luft hängen, und Philip dreht sich zu dem Kiffer um. »Und wie heißt du, Jungchen?«
»Scott Moon.«
»Tja, Scott. Mit dem Präsidenten bin ich mir da nicht so sicher, habe mich nie als Chef gesehen.« Er wirft ihm ein kaltes Lächeln zu. »Höchstens Governor oder so.«
Sie verbringen die Nacht in der Sporthalle der Highschool. Das alternde Ziegelsteingebäude außerhalb der ummauerten Sicherheitszone überblickt einen riesigen Sportplatz, der mit Gräbern übersät ist. Die Zäune weisen noch immer die Schäden der letzten Zombie-Attacke auf. Die Sporthalle ist mit behelfsmäßigen Feldbetten vollgestellt, und die Luft stinkt nach Urin, altem Schweiß und Desinfektionsmittel.
Die Nacht zieht sich hin, insbesondere für Lilly. Die übel riechenden Korridore und Gänge, welche die dunklen Gebäude miteinander verbinden, ächzen und knarzen im Wind, während Fremde sich in den Feldbetten in der düsteren Sporthalle hin und her wälzen, husten, keuchen und fiebrig im Schlaf murmeln. Alle paar Sekunden schreckt ein Kind auf.
Irgendwann blickt sie auf das Bett neben sich, in dem Josh ruhig zu schlafen scheint, ehe er schlagartig aus einem Albtraum erwacht.
Lilly streckt den Arm aus und reicht dem großen Mann die Hand, die er dankbar annimmt.
Am nächsten Morgen sitzen die fünf Neuankömmlinge um Joshs Bett. Das fahle Sonnenlicht scheint durch die staubigen Fenster auf die Kranken und Verletzten, die noch in ihren Klappbetten zwischen besudelten Laken und Decken liegen. Lilly kann nicht anders, als an Szenen aus dem Bürgerkrieg zu denken, an notdürftig zusammengeschusterte Feldhospizen und Leichenhallen. »Liegt es nur an mir«, beginnt sie leise, so dass nur ihre Gruppe sie hören kann, »oder kommt euch das Städtchen auch irgendwie komisch vor?«
»Nein, es liegt nicht nur an dir – und das ist noch gelinde ausgedrückt«, antwortet Josh.
Megan gähnt und streckt sich. »Aber immer noch besser als Bobs kleiner Kerker auf Rädern.«
»Da muss ich dir recht geben«, stimmt Scott ein. »Dann doch lieber so ein beschissenes Feldbett in einer stinkenden Sporthalle.«
Bob wirft Josh einen Blick zu. »Du musst schon zugeben, Captain … Allzu viel kann man nicht dagegen einwenden, dass wir uns hier ein wenig umsehen.«
Josh schnürt sich die Stiefel zu und zieht sich seine Holzfällerjacke über. »Also, ich fühle mich hier nicht besonders wohl.«
»Und woran liegt das?«
»Keine Ahnung. Aber ich finde, wir sollten das einen Tag nach dem anderen angehen.«
»Josh hat recht«, stimmt Lilly ihm zu. »Irgendetwas hier behagt mir auch nicht.«
»Was denn?« Megan fährt sich mit den Fingern durch die Haare und löst die Knoten in ihren Locken. »Was kann man hier nicht mögen? Es ist sicher, es gibt genug zu essen und zu trinken. Außerdem haben die Waffen wie Sand am Meer.«
Josh fasst sich nachdenklich an den Mund. »Passt auf. Ich kann euch nicht sagen, was ihr tun und lassen sollt. Aber seid vorsichtig und passt aufeinander auf.«
»Wird gemacht, Captain«, sagt Bob.
»Bob, ich finde, dass wir vorerst den Truck abschließen sollten.«
»Sowieso.«
»Behalte
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