The Walking Dead 2: Roman
herumbalanciert – ein Fuß in der Mitte, der andere unterstützend an der Seite. Josh ist sich der schlummernden Wache hundert Meter östlich von ihnen nur zu bewusst. Sie sitzt im Bulldozer, die direkte Sichtlinie ist von einer riesigen Eiche versperrt.
»Hier!« Lilly streift den Rucksack ungeschickt von der Schulter und wirft ihn dann zu Josh auf der anderen Seite. Er fängt ihn mit einer Hand. Darin sind Joshs .38er, ein Spitzhammer mit faltbarem Griff, ein Schraubenzieher, einige Schokoriegel und zwei Flaschen Wasser. Das Ding wiegt mindestens fünf Kilo.
»Sieh dich vor!«
Lilly klettert die Mauer runter und kommt auf der harten Erde auf.
Sie verschwenden keine Zeit und machen sich so schnell wie möglich auf die Socken. Die Sonne geht schon auf, und sie wollen außer Sicht sein, wenn Martinez und seine Kumpane ihre Positionen einnehmen. Josh hat kein gutes Gefühl, was das Leben in Woodbury betrifft. Es scheint so, als ob er durch Arbeiten immer weniger verdient beziehungsweise einzutauschen hat. Gestern hat er mindestens drei Tonnen Material durch die Gegend gewuchtet, und trotzdem behauptet Sam der Metzger, dass Josh noch immer Schulden bei ihm hat, dass er sich durch das Tauschsystem einen unfairen Vorteil einhandeln will, und dass er nie und nimmer den Speck und das Obst abarbeiten kann, das er tagtäglich verschlingt.
Umso mehr Grund für Josh und Lilly, sich aus der Stadt zu schleichen. Vielleicht finden sie ja ihre eigenen Vorräte.
»Bleib bei mir, Kleines«, ermahnt Josh sie, und führt sie den Waldrand entlang.
Sie halten sich trotz der aufgehenden Sonne stets im Schatten, arbeiten sich an der einen Seite des riesigen Friedhofs zu ihrer Linken vor. Uralte Weiden überdachen mit ihren Ästen die Bürgerkriegsdenkmäler, und das geisterhafte Licht der ersten Morgenstrahlen verleiht dem Ort einen unheimlichen, trostlosen Touch. Viele der Grabmäler liegen umgestürzt am Boden, einige der Gräber sind geöffnet. Der Anblick des Friedhofs stellt Josh die Nackenhaare auf, und er drängt Lilly, endlich zur Kreuzung von Main und Canyon Drive zu gelangen.
Sie biegen nach Norden ab, hin zu den Pekannussfeldern vor den Stadtgrenzen.
»Halte Ausschau nach Verkehrsspiegeln«, bittet Josh sie, als sie eine sanfte Steigung zu den bewaldeten Hügeln emporsteigen. »Oder Briefkästen. Oder sonstigen Anzeichen von einer privater Auffahrt.«
»Und was ist, wenn wir nichts weiter als noch mehr Bäume finden?«
»Da muss irgendwo ein Bauernhof sein … oder sonst etwas.« Josh sucht ständig die Bäume auf beiden Seiten der schmalen, geteerten Straße ab. Die Sonne ist nun endgültig über dem Horizont aufgegangen, doch die Wälder um Canyon Drive sind noch düster und voll tanzender Schatten. Geräusche vermischen sich, und raschelndes Laub klingt wie taumelnde Schritte. Josh hält inne, steckt die Hand in den Rucksack, holt seine Pistole hervor und überprüft, ob sie geladen ist.
»Was ist denn?«, will Lilly wissen, die Augen fragend auf die Waffe gerichtet, ehe auch sie den Wald absucht. »Hast du etwas gehört?«
»Alles ist gut, Kleines.« Er steckt sich den Revolver in den Gürtel und klettert weiter die Steigung hinauf. »Solange wir uns schön ruhig verhalten, nicht anhalten … Alles wird gut.«
Sie marschieren einen halben Kilometer, ohne ein Wort miteinander zu wechseln. Im Entenmarsch, einer hinter dem anderen, stets auf der Hut. Sie beäugen die schwingenden Äste im Wald, beobachten selbst die Schatten hinter den Schatten. Seit dem Vorfall im Eisenbahnlager haben sich die Zombies nicht mehr in Woodbury sehen lassen, und Josh kann das Gefühl nicht abschütteln, dass es mal wieder Zeit für einen Angriff ist. Er wird schon nervös, dass sie so ungeschützt im Freien sind, als er einen Hinweis auf ein bebautes Grundstück sieht.
Der riesige, metallene Briefkasten in Form einer kleinen Blockhütte steht am Ende einer unbeschilderten Auffahrt. Lediglich die Buchstaben L. HUNT verraten die Identität des Besitzers. Daneben sind die Zahlen 20034 in das rostige Metall geprägt.
Circa fünfzig Meter hinter dem bizarren Briefkasten finden sie weitere, über ein Dutzend an der Zahl – an einer Einfahrt stehen gleich sechs auf einmal –, und Josh glaubt, den Jackpot getroffen zu haben. Er holt den Hammer aus dem Rucksack und reicht ihn Lilly. »Den Hammer immer schön griffbereit haben, Baby. Wir schauen uns mal diese Auffahrt mit den vielen Briefkästen an.«
»Ich folge dir auf Schritt
Weitere Kostenlose Bücher